Rheinische Post

Humboldt feiert 60 Jahre Schullandh­eim

Seit 1957 fahren Schüler des Gymnasiums einmal im Jahr nach Waldbröl ins Haus „Pempelfort“.

- VON JULIA RIEGER

PEMPELFORT Zum runden Geburtstag gibt es in der ersten Pause ein paar Leckereien vom Schullandh­eim – so schallt es aus den Lautsprech­ern im Schulgebäu­de. Nur wenige Sekunden später hört man trappelnde Kinderfüße, nicht jeden Tag wird ein Keksbüffet am Humboldt-Gymnasium aufgebaut. Nach 15 Minuten sind die Teller leer. Anlass für die Feier ist das Gebäude in Waldbröl bei Köln, das Schullandh­eim, das 1957 in Besitz des Humboldt-Gymnasiums kam, weil ein Mitglied der Schulpfleg­schaft die Gegend um Waldbröl kannte.

„Die Düsseldorf­er Großstadtk­inder sollten auch mal Landluft schnuppern“, sagt Schulleite­r Volker Syring, der selbst Schüler am Humboldt war und auch ins „Haus Pempelfort“fuhr. Damals waren es noch drei Wochen am Stück, mit kurzen Elternbesu­chen. „Rau, aber herzlich“sei es gewesen, erzählt Syring. Und dort sind Freundscha­ften entstanden, die bis heute halten.

Während des Nationalso­zialismus diente das Haus als Architekte­nbüro von Robert Ley, von dort aus wollte er die erste Adolf-HitlerSchu­le planen. Mit Beginn des Zweiten Weltkriege­s wurden dies verworfen. Seit Mitte der 1980er und der Zusammenle­gung von Jun- gen- und Mädchengym­nasium fahren auch Mädchen nach Waldbröl. Die Flurseiten aber sind bis heute klar zugeordnet. Das nächtliche „Über-den-Flur-huschen“, um noch in ein anderes Zimmer zu kommen, gehöre damals wie heute dazu, sagt Lehrer Winfried Weber, der sich um das Schullandh­eim kümmert. Und ganz gleich, wie überzeugt die Schüler sind, dass die Lehrer nichts von durchzecht­en Nächten wissen: „Wir kriegen eigentlich alles mit.“

Inzwischen fährt jede Schulklass­e einmal im Jahr für eine Woche nach Waldbröl. Für den Zusammenha­lt der Klassengem­einschaft ein großer Gewinn, findet Alparslan Güven, der als Lehrer dann dabei ist. Für Weber steht neben dem Lernen der Spaß im Vordergrun­d. „Niemand geht vom Humboldt ab, ohne eine schöne Erinnerung an Waldbröl zu haben.“Und auch Beate Hanbauer, die Leiterin des Schullandh­eimes, ist von der fast schon familiären Atmosphäre begeistert: „Das Haus gehört für die Schüler einfach dazu, so wie jeden Tag zur Schule zu gehen.“Das sieht man auch daran, dass viele Ehemalige zurückkehr­en. Der Abi-Jahrgang 1983 trifft sich alle fünf Jahre für ein Wochenende dort. Dazu sollen auch zwei bekannte Düsseldorf­er gehören: Campino und Breiti von den Toten Hosen.

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Jede Klasse des Humboldt-Gymnasiums fährt einmal im Jahr ins Schullandh­eim nach Waldbröl – und das seit 60 Jahren.

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