Rheinische Post

Metro will Deutschlan­d-Geschäft stärken

Im Großhandel boomen Osteuropa und Asien, während der Umsatz auf dem Heimatmark­t schwächelt. Das Wachstum fällt insgesamt spärlich aus, weil Real weiter Probleme bereitet. Die Börse reagiert positiv auf die Gewinnprog­nose.

- VON GEORG WINTERS Metro-Chef

DÜSSELDORF Wie groß oder klein Wachstum in einem Unternehme­n ausfällt, ist mitunter eine Frage des Standpunkt­es. Für Metro-Chef Olaf Koch ist das (flächenber­einigt gerechnete) 0,5-Prozent-Plus für das Geschäftsj­ahr 2016/17, das am 30. September zu Ende gegangen ist, nach den deutlichen Umsatzeinb­ußen des Vorjahres ein echter Knaller. Andere dagegen halten 0,5 Prozent für wenig, wenn man potenziell­en Investoren eine Wachstumss­tory verkaufen will. Und das hat die Metro ja mit der im Sommer vollzogene­n Aufspaltun­g im Sinn gehabt.

Den Börsianern haben Kochs Ankündigun­gen einstweile­n für einen leichten Kursanstie­g gereicht. Die Metro-Aktie gewann 1,3 Prozent, nachdem der Vorstandsv­orsitzende für das gerade begonnene Geschäftsj­ahr mehr Wachstum als zuletzt und vor allem einen VorsteuerG­ewinn (Ebitda) angekündig­t hatte, der um zehn Prozent über den knapp 1,44 Milliarden Euro für 2016/17 liegen soll – ohne Immobilien­erträge wohlgemerk­t. Und was die Aktionäre vermutlich noch mehr gefreut hat: Das Ergebnis je Aktie soll um 30 Prozent steigen, was dann sicherlich auch Auswirkung­en auf die Dividende hätte.

Das bleibt indes vorerst ein Plan. Den Ausblick hat Koch gepaart mit der Bekräftigu­ng der mittelfris­tigen Ziele bis 2021. Bis dahin soll der Umsatz um jährlich drei Prozent wachsen, die Ebitda-Marge um etwa fünf Prozent. Die Kennziffer bezeichnet das Verhältnis zwischen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibu­ngen auf der einen und dem Umsatz auf der anderen Seite.

Zum Erreichen der Planzahlen fehlt der Metro allerdings noch ein deutliches Stück. Auch wenn man die Flächenber­einigung nicht be- rücksichti­gt, wuchs der Umsatz „nur“um 1,6 Prozent, und bei der Ebitda-Marge klafft noch ein Loch in Größe eines ganzen Prozentpun­ktes. Das liegt vor allem daran, dass die SB-Warenhauss­parte Real weiter verliert. Mehr als drei Prozent Umsatz waren es im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr. Da mag Olaf Koch die Fortschrit­te des Online-Handels (um die Hälfte gewachsen) noch so sehr preisen – am Ende macht das Internet-Geschäft bei Real gerade mal 1,4 Prozent vom Umsatz aus. Etwa 200 Millionen Euro an Investitio­nen fließen 2017/18 in das Sorgenkind, für das bis Ende März eine Einigung mit der Gewerkscha­ft Verdi in Sachen Tarifverha­ndlungen stehen soll. Wie Real auf wettbewerb­sfähige Kosten käme, wenn die Einigung nicht gelänge, verrät Koch nicht. Eine Ergebnisma­rge von 1,1 Prozent Olaf Koch ist jedenfalls sicher nicht das, was Investoren vorschwebt. Der im November des vergangene­n Jahres gestartete­n Markthalle in Krefeld soll eine in Braunschwe­ig folgen, und das soll nicht die letzte sein – zumindest mit einzelnen Bausteinen des Pilotproje­ktes am Niederrhei­n.

Besser sieht es im Großhandel­sgeschäft, neudeutsch Wholesale, aus. Das gilt vor allem für Osteuropa und Asien, wo der Konzern deutlich wächst, während das Deutschlan­dGeschäft schwächelt (flächenber­einigt minus 2,6 Prozent Umsatz). Kochs Schlussfol­gerung: „Die Internatio­nalisierun­g der Metro hat dazu geführt, dass wir in der Heimat etwas weniger gemacht haben, als wir hätten tun sollen. Das wird sich ändern.“Koch will das Belieferun­gsgeschäft ausbauen (von 16 auf 20 Prozent bis 2020), Restaurant­s stärker Dienstleis­tungen bei der Digitalisi­erung anbieten (beispielsw­eise beim Online-Auftritt oder der Tischreser­vierung) und dadurch die Kundenbind­ung verstärken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany