Gute Laune mit Till Brönner
Der Jazztrompeter badet in opulenten Sounds und Heimspiel-Atmosphäre in der glänzend besuchten Tonhalle: „The Good Life“.
Für den Titelsong aus seiner aktuellen CD „The Good Life“fadet Till Brönner die luxuriöse Sound- und Licht-Maschinerie für knapp fünf Minuten mal einfach aus. Im luziden Groove des klassischen Quintetts, in den die Gitarre einen Hauch von Gipsy Swing einfließen lässt, klingt seine gestopfte Trompete so smart und von diesem ungemein optimistischen Licht durchflutet, wie auch die Puristen des Jazz es lieben könnten. Ein Hauch Nostalgie durchweht das Arrangement von Sascha Distels Melodie, eine Erinnerung an vielleicht auch gute alte gefunden aus dem Elfenbeinturm des Jazz hin zum Bad in der Menge. Auch seine aktuelle CD schlägt diese sehr amerikanischen Seiten auf, auf die die Geschichten geschrieben sind, wie der Tellerwäscher zum Millionär wird. Sein Trompetenspiel ist Grammy- und Echo-tauglich, seine Klangfarben, seine Virtuosität, sein Timing anbetungswürdig. Wenn nicht diese Pop-Soße wäre, in die er die durchgestylten Arrangements aus dem American Songbook tunkt, man müsste jubeln. Denn Brönner ist begnadet. Nicht nur als Instrumentalist, auch als Improvi- sator, der, wenn er will, in abgedrehten Skalen herumturnt, abstruse Tonsprünge aneinanderreiht, seine Trompete oder das Flügelhorn an die Grenze des Möglichen führt. Außerdem schart er Musiker um sich, die sämtlich als exzellente Könner dastehen. Magnus Lindgren am Te- nor-Sax (und der Querflöte) schafft es bei diversen Battles, dem Meister eins auszuwischen. An den Drums sitzt mit David Haynes einer der ganz Großen der Szene.
Brönners „The Good Life“-Tour garantiert das Feeling eines PopKonzerts. Zwar eins ohne Pyrotech- nik und Star, der vom Trapez auf die Bühne schwebt. Aber fast. Eine Licht-Choreografie in allen Temperamenten, am Ende auch Nebelmaschine und Bad in der Menge. Und der Sound ist geradezu bombastisch.
Neben dem Pianisten schraubt noch ein Keyboarder an der stadiontauglichen Elektroakustik, die Solisten protzen mit Hall- und Loop-Technik. Die Bässe wummern in der Magengrube, alles ist ganz wunderbar. Brönner selbst, der ab und zu auch singt, findet das auch. Plauscht zwischendurch aus seinem Leben und gibt vor, sich nicht dem Publikum an den Hals zu schmeißen, auch wenn das wieder anders in der Zeitung steht. Sein Hemd ist blütenweiß und frisch gebügelt, darf nicht übers perfekt sitzende Sakko kragen, das Einstecktuch setzt einen dezent grüntönigen Akzent.
So liebt er sich, so lieben ihn seine Fans. Und alle sind begeistert.