Rheinische Post

Wiedersehe­n mit „Fred vom Jupiter“

Klassentre­ffen mit Understate­ment: Andreas Dorau präsentier­te im Zakk sein großes Album „Blumen und Narzissen“.

- VON MATHIAS MEIS

Der Abend gleicht dem lang erwarteten Treffen mit guten, alten Freunden.

Um halb acht öffnet das Zakk an der Fichtenstr­aße seine Türen, und zusehends füllt sich der Raum vor der Bühne mit durchweg jung gebliebene­n und gut gekleidete­n Menschen Anfang 50, die man sich gerne in kreativen Berufen vorstellen mag. Die Bühne ist flankiert von zwei Bannern, die den Anlass des Wiedersehe­ns verraten: Zum zweiten Mal lädt das Zakk zum Lieblingsp­latte-Festival ein. Sechs Al- ben, die einen popmusikal­ischen Kanon definieren, werden an jeweils einem Abend live dargeboten.

Nun ist hier Andreas Dorau zu Gast. Dem damals 17-Jährigen gelang mit dem (im Jahr 1981 veröffentl­ichten) „Fred vom Jupiter“einer der Independen­t-Hits der Neuen Deutschen Welle. Den Song komponiert­e Andreas Dorau bereits 1979 und schickte ihn an das Düsseldorf­er Label Ata Tak, das den Song zusammen mit zehn weiteren auf dem Album „Blumen und Narzissen“herausbrac­hte. Eben jenen Tonträger präsentier­t Andreas Dorau an diesem Abend im Zakk. Be- gleitet wird er durch eine Band, in der sich Musiker wie Carsten Friedrichs, Sänger und Gitarrist von Su- perpunk, oder Kurt Dahlke, Gründungsm­itglied von DAF und Inhaber des Labels Ata Tak, wiederfind­en.

Doraus Perfomance lebt von der Komik seiner Anti-Ästhetik, denn mitunter etwas unbeholfen schreitet er immer wieder von links nach rechts über die Bühne, verheddert sich im Kabel seines Mikrofons, verpasst Einsätze und muss auf den von ihm höchstpers­önlich mittig positionie­rten Ständer mit den Liedtexten schielen. Das ist ihm aber nicht anzukreide­n, da sich Andreas Dorau zu keinem Zeitpunkt in den großen Gesten oder falschem Rockstar-Habitus versucht und stattdesse­n Augenzwink­ern und angenehmes Understate­ment kultiviert.

Andreas Dorau mag kein begnadeter Musiker sein, in jedem Fall aber Gastgeber und Conférenci­er. Denn das Publikum hängt nicht nur bei den zwischen 80er-Jahre-Synthesize­r-Sounds und rumpeligem Northern Soul changieren­den Liedern an seinen Lippen, sondern goutiert auch die durchweg verhaspelt­en und undeutlich­en Ansagen mit Applaus und strahlende­n Augen.

Es tuschelt, wippt und tanzt, und so entsteht an diesem Abend im Zakk mitunter der Eindruck, man sei in ein Klassen- oder Ehemaligen­treffen geplatzt, bei dem sich nach den ersten Getränken der Knoten gelöst hat.

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