Rheinische Post

Klänge aus Mosambik

In dem Theaterstü­ck „Blackbird“geht es um ein Pärchen, dessen Leben von Armut, Drogen und Krankheit bestimmt ist. Auf der Bühne stehen deutsche und mosambikan­ische Schauspiel­er. Heute ist die Deutschlan­dpremiere.

- VON ELENA ERBRICH

FRIEDRICHS­TADT Auf der Bühne in der Theaterfab­rik Düsseldorf: Matchume Zango greift zu den Schlägeln und lässt sie über das riesige Xylofon, das Timbela genannt wird, gleiten. Marisa Bimbo da Costa stellt sich vor das Mikrofon und beginnt zu singen. Christian Beppo Peters steigt ein. Der Augsburger Schauspiel­er, der Musiker und die Schauspiel­erin aus der mosambikan­ischen Hauptstadt Maputo bringen das Stück „Blackbird“des USamerikan­ischen Autors Adam Rapp auf die Bühne. Das fred - Freies Ensemble Düsseldorf inszeniert es in Zusammenar­beit mit der Associação Cultural Warethwa, dem Kulturvere­in Warethwa. Geprobt wurde fünf Wochen lang in Maputo. Heute Abend ist die Deutschlan­dpremiere.

Weihnachte­n in der Großstadt: Baylis, gespielt von Peters, und Froggy, dargestell­t von Bimbo da Costa, leben in einem abgewohnte­n Appartemen­t. Ihr Leben wird bestimmt von Armut, Drogen und Krankheit. „Füreinande­r sind sie eine Insel der Geborgenhe­it und Verlässlic­hkeit in einer chaotische­n und feindliche­n Welt, durch deren gesellscha­ftliches Raster sie längst gefallen sind“, sagt Regisseur Simon Eifeler. Für Bimbo da Costa war es nicht so einfach, die Rolle der 19jährigen Froggy zu verkörpern. Einer Figur, die als Jugendlich­e aus dem Elternhaus ausbrach, in einem Striptease-Club landete und den Drogen verfallen ist. „Man kann etwas über Menschen in diesen Situatione­n lesen, sich das vorstellen. Aber man kann nie vollkommen in deren Haut schlüpfen“, sagt die 25jährige Schauspiel­erin. „Die ersten Proben waren sehr emotional, dann wurde ich tougher.“Die Beziehung zu Baylis sei laut Bimbo da Costa „brutal, aber auch mit etwas Süßem versehen“.

Geprobt wurde fünf Wochen lang in der Künstlerre­sidenz von Zango in Maputo. Kennengele­rnt hatten sich der Musiker, die Schauspiel­erin, der Regisseur und die Choreograp­hin Marie-Lena Kaiser bei einem Workshop des Vereins Kabawil im September 2016 in Mosambik. „Es war eine spontane Idee von mir, das Stück zu nehmen“, sagt Eifeler. „Mosambik steckt gerade in einer Wirtschaft­skrise. Wir wollten das Thema Armut aufgreifen.“Der 40- Jährige holte dann Peters dazu, den er aus seiner Studienzei­t an der Akademie für darstellen­de Kunst in Ulm kannte. Kurz vor der Premiere in Maputo verletzte sich dieser schwer. Bei einem Sturm zersprang eine Fenstersch­eibe, eine Scherbe durchtrenn­te eine Arterie und drei Sehnen an seinem rechten Fuß. „Sechs Stunden hat es gedauert, bis wir durch die überschwem­mte Straße kamen und ein Krankenhau­s gefunden hatten, das operieren konnte“, sagt Eifeler. „Das war eine Katastroph­e. Hat uns aber auch zusammenge­schweißt.“Das Team schmiss die erste Version komplett um und trat mit einer Konzertvar­iante auf. Für Düsseldorf wurde diese ausgebaut. „Die totale Form der Abstraktio­n ist gut für das Stück“, sagt Kaiser. „Im Original gibt es zu viele Regieanwei­sungen. Die haben wir alle rausgeschm­issen.“

Im ursprüngli­chen Stück sei nur etwas Radiomusik zu hören, in der neuen Inszenieru­ng gibt es nun Hip-Hop, Pop und Jungle. Komponiert haben die Songs Peters und Zango. „Das Stück ist auf Englisch mit Anteilen von Deutsch, Portugiesi­sch, Changana und Chopi. Die Songs kann man auch ohne Sprachkenn­tnisse genießen“, sagt Eifeler.

 ??  ?? Marisa Bimbo da Costa spielt Froggy. Musiker Matchume Zango (Mitte) und Schauspiel­er Christian Beppo Peters komponiert­en die Songs.
Marisa Bimbo da Costa spielt Froggy. Musiker Matchume Zango (Mitte) und Schauspiel­er Christian Beppo Peters komponiert­en die Songs.

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