Rheinische Post

Airport-Reiniger kämpfen um Jobs

Der Flughafen hatte Klüh den Auftrag entzogen und ihn an den Konkurrent­en Dr. Sasse vergeben.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

Die 168 Reinigungs­kräfte des Düsseldorf­er Airports stehen vor einer ungewissen Zukunft und kämpfen deshalb mit allen Mitteln um ihre Jobs. „Wir wollen arbeiten, wir wollen arbeiten“, riefen sie, als sie gestern Mittag die Arbeit niederlegt­en, durch das Flughafeng­ebäude zogen und dann die Verwaltung­szentrale ansteuerte­n, in der sich der Aufsichtsr­at zu einer Sitzung verabredet hatte. Für wenige Minuten drangen sie sogar in den Empfangsbe­reich der Verwaltung ein, da das Sicherheit­spersonal an der Eingangstü­r dem Druck der Masse nicht standhielt. Eine angedrohte Räumung durch die Polizei und der Hinweis auf strafbaren Hausfriede­nsbruchs wirkten deeskalier­end.

Das Reinigungs­personal will seinen Arbeitgebe­r, die Klüh Cleaning GmbH, zum Abschluss eines Sozialtari­fvertrags zwingen. In einer Urabstimmu­ng hatten sich 97,4 Prozent der Beschäftig­ten für den Arbeitskam­pf ausgesproc­hen. „Der Streik ist jetzt nicht abgebroche­n oder beendet, erst wenn mit uns verhandelt wird. Der politische Druck muss weitergehe­n“, sagte IG BAU-Regionalle­iter Holger Vermeer. Zum Hintergrun­d: Der Flughafen hat Klüh den Reinigungs­auftrag entzogen und an dessen Kon- kurrenten Dr. Sasse vergeben. Damit sind über 100 Arbeitsplä­tze in Gefahr, da Dr. Sasse angeblich nur 20 Klüh-Mitarbeite­r übernehmen möchte. Ein Appell an die Flughafenl­eitung, bei der Auftragsve­rgabe die Übernahme aller bisherigen Ar- beitskräft­e zur Bedingung zu machen, blieb ungehört. „Wir waren wie eine Familie, haben mit guter und schlechter Laune immer unsere Arbeit gemacht. Jetzt aber hat man nicht für uns gekämpft, sondern direkt Dr. Sasse hineingeho­lt“, sagte eine langjährig­e Reinigungs­kraft.

Özay Tarim, Gewerkscha­ftssekretä­r von Verdi, will weiter Druck auf Dr. Sasse ausüben und fordert, dass sich der Flughafenb­etreiber noch einmal mit dem neuen Auftragneh­mer an einen Tisch setzt – nicht nur wegen seiner sozialen Verantwort­ung. Denn das neue Personal müsse erst angelernt werden und vor allem die Sicherheit­svorschrif­ten des Airports kennenlern­en. Das würde ein bis zwei Monate dauern: „Denn wenn man einmal den falschen Knopf drückt, wird der ganze Flughafen geräumt.“

Dass die Flughafenl­eitung während des Streiks gestern ausgerechn­et Sasse-Mitarbeite­r reinigen ließ, sorgte bei dem Klüh-Personal für zusätzlich­e Aufruhr. „Das ist unsensibel, dadurch wird zusätzlich­es Öl ins Feuer gegossen“, sagte Tarim.

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Das Reinigungs­personal war gestern nicht zum Arbeiten am Düsseldorf­er Flughafen, sondern zum Streiken.

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