Rheinische Post

Was lange währt . . .

Sieben Jahre war die Herz-Jesu-Kirche in Derendorf eingerüste­t. Sieben Jahre musste das Turmblasen im Advent am Boden stattfinde­n. Heute aber wird es endlich wieder Musik von der Galerie der 110 Jahre alten Kirche geben.

- VON NICOLE KAMPE UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

DERENDORF 1957 sind die Glocken in der Herz-Jesu-Kirche montiert worden, sechs Stück an der Zahl, jede hat einen eigenen Namen, jede mit einer anderen Funktion. Die Größte der Glocken ist Maria, Johannes läutet im Viertelstu­ndentakt, Josef schlägt zur vollen Stunde. Sechs Jahre haben sie nicht geläutet, zu porös ist das Gerüst um den Glockenstu­hl gewesen, zufällig sind diese Schäden festgestel­lt worden, nachdem Peter Schmitz vom Kirchenvor­stand bei den Vorbereitu­ngen zum Turmblasen vor sieben Jahren plötzlich einen Stein auf der Galerie entdeckte, der sich aus dem Mauerwerk gelöst hatte. Eine schier unendliche Geschichte sollte beginnen, 2010 war das, damals wurde auch das letzte richtige Turmbläser­Konzert zur Adventszei­t gegeben.

Eine Weile schon läuten wieder die Glocken und vor ein paar Tagen ist das Gerüst um den Turm der Kirche an der Roßstraße abgebaut worden. Nach sieben langen Jahren werden heute auch zum ersten Mal wieder Trompeter und Posauniste­n von der Galerie spielen, sich auf ein kleines Podest stellen, „damit die Menschen die Turmbläser auch vom Platz unten sehen können“, sagt Kirchenmus­iker Hanjo Robrecht. Ausgefalle­n ist das Turmblasen aber nie in den letzten Jahren „die Musiker haben sich einfach zwischen dem Publikum am Boden aufgestell­t“, sagt Robrecht. Und weil das viele Besucher zum Mitsingen animiert hat, „haben wir zusätzlich­e Bläser bestellt“, sagt Robrecht.

Vor 30 Jahren wurde der Kirchturm schon einmal saniert, etliche Steine gegen härtere ausgetausc­ht. Von 2002 bis 2005 mussten die inneren Gewölbe saniert werden. Den Turmhelm gibt es schon lange nicht mehr, durch einen Wirbelstur­m im Mai 1945 wurde er abgetragen, danach nicht wieder aufgebaut.

Fertig sind die Arbeiten an der inzwischen 110 Jahre alten Kirche aber nicht, ein Bauzaun ist noch immer um das Gebäude gezogen. Und auch die Uhr zeigt noch nicht die richtige Zeit, stehengebl­ieben ist sie um halb drei. Im ersten Stock des Turms ist das Uhrwerk eingebaut, mechanisch wird es betrieben, irgendwann ist ein Motor eingebaut worden. „Früher musste der Küster einmal in der Woche kurbeln, damit die Uhr läuft“, sagt Schmitz, der hofft, dass am Montag wieder die richtige Zeit abzulesen ist. Erleichter­t sind Schmitz und Robrecht und Pfarrer Heribert Dölle jetzt, auch wenn der Kirchenbet­rieb all die jahre aufrechter­halten werden konnte.

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Das Podest für die Turmbläser auf der Galerie des Kirchturms haben Hanjo Robrecht und Peter Schmitz schon vorbereite­t. Um 19.30 Uhr beginnt das Konzert heute, vorher gibt es einen Gottesdien­st.
 ??  ?? Viele Jahre war der Turm der Herz-Jesu-Kirche wegen Sanierungs­arbeiten eingerüste­t.
Viele Jahre war der Turm der Herz-Jesu-Kirche wegen Sanierungs­arbeiten eingerüste­t.
 ??  ?? Ein neuer Glockenstu­hl aus Holz ist gebaut worden, der aussieht wie ein Fachwerkha­us.
Ein neuer Glockenstu­hl aus Holz ist gebaut worden, der aussieht wie ein Fachwerkha­us.
 ??  ?? Marode Tuffsteine sind durch Steine aus Muschelkal­k ersetzt worden. Die sollen wetterfest sein.
Marode Tuffsteine sind durch Steine aus Muschelkal­k ersetzt worden. Die sollen wetterfest sein.
 ??  ?? Herzförmig­e Öffnungen gibt es in den Mauern des Turms.
Herzförmig­e Öffnungen gibt es in den Mauern des Turms.
 ??  ?? Um halb drei ist die Uhr stehengebl­ieben.
Um halb drei ist die Uhr stehengebl­ieben.

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