Schräger schlafen
Alle Jahre wieder die gleichen Weihnachtsgeschenke. Wie wäre es stattdessen mit einer Nacht in einem außergewöhnlichen Hotel? Davon gibt es in Deutschland so einige.
Eis-Iglu, Gurkenfass, Hausboot: Zwischen Deutschlands höchstem Berg und der Nordund Ostseeküste gibt es manche besondere Gästeunterkunft – eine Auswahl. Eisige Partynacht an der Zugspitze Jeden Winter entsteht es neu, um im Frühling wieder zu schmelzen: das Iglu-Hotel auf dem Zugspitzplatt. Die Packliste, die man bei der Buchung erhält, erinnert an einen echten Abenteuertrip. Mitzubringen sind zwei Mützen – die zweite, falls die erste nass wird –, lange Unterwäsche, Socken, Stirnlampe und warme Bekleidung wie zum Skifahren. Ein Expeditionsschlafsack wird vom Veranstalter vor Ort gestellt. In dem Iglu-Hotel an Deutschlands höchstem Berg liegen die Temperaturen konstant um den Gefrierpunkt. Hört sich ungemütlich an? Ist es aber nicht.
Am Morgen sitzt die Krone der Prinzessin schief, sie scheint sonst aber rundum zufrieden. Eine lange Nacht liegt hinter der kostümierten Braut und ihren Freundinnen: Junggesellinnenabschied im IgluDorf. Mit Sauna, Käse-Fondue, Außen-Whirlpool, Nachtwanderung und Party. Immer wieder fotografieren die anderen Gäste die in Eis geschnitzten Motive an den rund 1,50 Meter starken Iglu-Wänden. In jeder Saison setzen ein Steinmetz und zwei Schnitzer ein neues Kunstthema um.
50 Gäste pro Nacht finden Platz im Iglu-Dorf. Fast niemand lässt sich das WhirlpoolErlebnis im Freien entgehen, trotz der frostigen Temperaturen. Ganz klein fühlt man sich inmitten der verschneiten Bergwelt. Später helfen Tee und Tanzen unter einer verzierten Eiskuppel im Restaurant- und Barbereich gegen die Kälte. Die Prinzessin und ihr Gefolge stehen schon auf den Tischen. Die Nacht verbringen die Gäste schließlich in Mehrbett- oder Zweier-Iglus. Kameras, Handys und alles andere, was einfrieren kann, wandert mit in den Schlafsack. Mütze über die Ohren – und kein Geräusch dringt mehr durch die dicken Mauern aus Schnee. Schlafen bei den Spreewaldgurken Wesentlich wärmer, aber nicht minder ungewöhnlich schläft es sich im Gurkenfass – zu erleben im Spreewald südöstlich von Berlin. In Lübbenau bietet Familie Hanschick fünf „MiniHotels“an. Die Gurkenfässer sind 3,30 Meter lang und haben einen Durchmesser von 2,10 Metern – genug Platz für einen kleinen Vorraum und den Schlafbereich. Dusche, Waschbecken und WC finden sich außerhalb ums Eck, frühstücken kann man im Restaurant nebenan.
Die Saison im Fass dauert von Anfang März bis Ende Ok- tober. Die Gäste kommen aus allen Generationen und der halben Welt. „Das geht los mit Jugendlichen, und das bisher älteste Pärchen bei uns war 84 Jahre alt“, erzählt Inhaber Michael Hanschick. „Wir haben Gäste aus Amerika, ganz Europa, aus Japan und Russland.“ Am Rhein ein Fass aufmachen Wem Wein lieber ist als Gurken, der ist zum Beispiel in einem Fasshotel am Rheinufer genau richtig. „Machen Sie mal ein Fass auf und genießen Sie eine kleine Auszeit“– mit diesem Wortspiel locken die Inhaber der fünf Schlaffässer des „Hotels Anker“im Wallfahrtort Kamp-Bornhofen in Rheinland-Pfalz Besucher in ihre ungewöhnlichen Unterkünfte. Seit 2015 stehen die Fässer jeweils von April bis Oktober als Behausung zur Verfügung. „Man sitzt direkt am Rhein und guckt schräg gegenüber auf die Weinberge von Boppard“, sagt Karen Eriksen von der Inhaberfamilie. KampBornhofen mit den Burgen Liebenstein und Sterrenberg liegt mitten im Unesco-Welterbe Oberes Mittelrheintal. Auf dem Hausboot dem Winterwetter trotzen Winter wie Sommer lassen sich auch auf dem Wasser genießen – in Norddeutschland zum Beispiel in einem Hausboot auf der Elbe. In Drochtersen kann man sich aussuchen, ob man „Jan“oder „Ulla“will. So heißen die Hausboote der Familie Makris, die im Ruthenstrom liegen, einem Seitenarm der Elbe. Die Böden aus Eichendielen erinnern an die Zeit, als die Boote noch Arbeitsplätze statt Apartments waren.
„Je schlechter das Wetter, desto kuscheliger: Regen, Wind und dann den Kamin auf dem Boot anmachen“, sagt Nicole Makris. Etwa 60 Kilometer sind es nach Hamburg, rund 50 nach Cuxhaven – wer mag, kann also das Wasser schnell gegen eine Landpartie tauschen. „Städtetrips machen unsere Gäste aber eher selten. Wer kommt, sucht Entschleunigung. Die verkrümeln sich gemütlich aufs Boot.“ (tmn) Mallorca, Barcelona, Venedig: Der Massentourismus sorgt mittlerweile an vielen Orten zunehmend für Proteste der Einheimischen. Eine Umfrage des Institut Norstat im Auftrag des Portals Travelzoo zeigt nun: Viele Urlauber können das gut verstehen. Drei Viertel der Deutschen (77 Prozent) haben demnach Verständnis, wenn Einheimische gegen die wachsenden Urlauberzahlen protestieren. Denn sie erlebten negative Auswirkungen auf ihr tägliches Leben und auf die Umwelt. Knapp ein Viertel (23 Prozent) sieht das anders und sagt: Die Menschen verdienten mit Touristen schließlich auch Geld. Reise&Welt