Rheinische Post

Warum klaut keiner alte Bäume?

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In Nordrhein-Westfalen sind im vergangene­n Jahr 8,43 Millionen Tonnen Haus-, Sperr- und Biomüll sowie Wertstoffe und Grünschnit­t angefallen. Im Hinblick auf den Sperrmüll entfiel davon ungefähr die Hälfte auf einen Radius von etwa einem Kilometer rund um unsere Wohnung in Wersten.

Reihte man alle durchgeses­senen Polstermöb­el, fleckigen Küchentisc­he und kaputten Mikrowelle­n aneinander, die in den vergangene­n zwölf Monaten vor die Häuser hier gestellt wurden, würde das eine Möbelkette von Wersten bis zum Ziel der Tour de France in Paris ergeben. Zumindest bis nach Lüttich, wo die zweite Etappe endete. Allerdings bleibt der Sperrmüll ja nie bis zum nächsten Morgen vor der Tür stehen, sondern wird immer von eifrigen Sammlern eingesackt. Was genau kann man aus einem defekten DVD-Spieler eigentlich noch Sinnvolles rausholen? (Außer vielleicht aus meinem letzten kaputten Gerät die DVD mit Loriots „Ödipussi“, die ist nämlich für immer in der Schublade steckengeb­lieben.)

Jedenfalls: Im Januar werden neben Sperrmüll ja wieder die Weihnachts­bäume eingesamme­lt. Und da habe ich noch nie gesehen, wie einer noch schnell ein paar Fichten als Schattensp­ender oder ein paar Tannen als Ersatznade­llager fürs nächste Jahr abräumt. Vielleicht ist aber einfach nur noch keiner auf die Idee gekommen. Und weil heute ja weniger Lametta ist, sind sie für Metalldieb­e auch uninteress­ant. nic

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