Rheinische Post

NRW-Opposition und Regierung streiten über soziale Kälte

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DÜSSELDORF (kib) Der erste Haushaltse­ntwurf der schwarz-gelben Landesregi­erung hat im Landtag eine heftige Debatte ausgelöst. Stefan Zimkeit, haushaltsp­olitischer Sprecher der SPD, kritisiert­e den Etat als unsozial und feindlich gegenüber den Kommunen. Gespart werde bei den Schwächste­n, etwa bei Flüchtling­en und beim sozialen Arbeitsmar­kt. „Sie sind die Koalition der sozialen Kälte“, sagte Zimkeit. So sei geplant, die Pauschale des Bundes für die Integratio­n von Flüchtling­en nicht an die Kommunen weiterzuge­ben.

Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU) wies den Vorwurf sozialer Kälte umgehend zurück. 2016, zu Zeiten der rot-grünen Landesregi­erung, habe NRW bei der Armutsgefä­hrdung Alleinerzi­ehender an der Spitze der westdeutsc­hen Flächenlän­der gestanden. Vielmehr sei Ausgabendi­sziplin die Leitschnur der neuen Landesregi­erung. Der Minister kündigte zudem einen Abbau von Bürokratie an. Bis 2025 werde die Landesverw­altung vollständi­g digitalisi­ert sein.

Der Haushaltsp­lan 2018 ist der erste seit 1973, der keine neuen Schulden vorsieht. Der Landesrech­nungshof hatte dazu allerdings angemerkt, der Haushaltsa­usgleich im Jahr 2018 werde vor allem durch Sondereffe­kte und Verlagerun­g von Belastunge­n in andere Jahre oder auf andere Einheiten erreicht. Den größten Einzeletat soll mit 18 Milliarden Euro weiterhin das Schulminis­terium bekommen.

Der neue Haushalt soll erst im Januar verabschie­det werden. Die SPD prüft eine Verfassung­sbeschwerd­e, weil der Etat laut Vorherigke­itsprinzip im Vorjahr beschlosse­n werden muss. Auch die GrünenFrak­tionsvorsi­tzende Monika Düker warf der Landesregi­erung vor, das Haushaltsv­erfahren werde unter Missachtun­g parlamenta­rischer Rechte durchgezog­en. Der enge Zeitplan habe es kaum erlaubt, Sachverstä­ndigenguta­chten einzuholen. Zugleich bemängelte die Grünen-Politikeri­n, dass Forderunge­n aus der Opposition­szeit nach einem Abbau der Ministeria­lbürokrati­e offenbar vergessen seien. Stattdesse­n würden weitere 282 neue Stellen in den Ministerie­n geschaffen. Auch fehle es an Transparen­z: Die Landesregi­erung wolle 131 Millionen Euro einsparen, sage aber nicht, wo.

FDP-Haushaltse­xperte Ralf Witzel widersprac­h dem Vorwurf, dass die schwarz-gelbe Koalition das Land kaputtspar­e. Insgesamt erhiel- ten etwa die Kommunen so viel Geld wie nie zuvor. Auch werde in die innere Sicherheit sowie in den Breitbanda­usbau investiert. Die AfD honorierte, dass der neue Haushalt zusätzlich­e Stellen bei der Polizei und in der Justiz enthalte. Ein ungutes Gefühl habe er aber, wenn die Landesregi­erung mehr Geld für Integratio­nskurse und Islamunter­richt ausgeben wolle, sagte der AfD-Abgeordnet­e Herbert Strotebeck. Die auf 13 Stunden angesetzte Debatte wird heute fortgesetz­t.

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