Meyer steht für Schalkes Aufschwung
Trainer Tedesco hat den U21-Europameister umgeschult und stark gemacht.
GELSENKIRCHEN (sid) Nach dem erfolgreichen Ende einer außergewöhnlichen Hinrunde feierte Schalke 04 einen Torschützen, der nicht treffen wollte, und einen Trainer, der nicht überschwänglich jubeln wollte. „Ich wollte den Ball nur verlängern. Ich sollte einfach nur für Verwirrung sorgen“, sagte Max Meyer nach seinem Kopfballtor zum mühsamen 1:0-Sieg im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen das Bundesliga-Schlusslicht 1. FC Köln.
Dass der kleinste Spieler (1,73 m) auf dem Platz ungewollt mit dem Kopf den Einzug ins Viertelfinale sicherstellte, war der passende Abschluss eines Halbjahres, in dem viel Überraschendes und Unge- wöhnliches gelang. Dass ihnen aber auch nach 13 Pflichtspielen in Folge ohne Niederlage die spielerische Klasse eines Spitzenteams fehlt, gab sogar Trainer Domenico Tedesco zu. „Das Spiel war ein Sinnbild der Saison: harte Arbeit. Wir schießen keinen aus der Arena“, sagte er: „Dieser Hype um Schalke ist ein bisschen zu groß. Wenn du ein, zwei Spiele weniger gewinnst, bist du Sechster oder Siebter.“
Der 32-Jährige weiß, dass in der besten Bundesliga-Hinrunde seit 2011 und der längsten Erfolgsserie seit 2007 eine gehörige Portion Glück im Spiel war – und mehr Wollen als Können. „Wir brauchen den gleichen Kraftakt, oder sogar doppelt so viel, für den zweiten Durchgang“, mahnte Tedesco: „Die Quali- tät der anderen Teams ist riesig.“Selbst gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten Köln, der nur das Spiel zerstören wollte, hatten seiner Mannschaft die spielerischen Mittel gefehlt. Nach einer „zähen“ersten Halbzeit (Kölns Trainer Stefan Ruthenbeck) und den ersten klaren, aber vergebenen Torchancen erlöste Meyer die Gelsenkirchener.
Der U21-Europameister steht wie kaum ein anderer für den Umschwung. Schon unter Tedescos Vorgängern hatte der trickreiche Dribbler zwar viel Talent und gute Ansätze gezeigt, aber nie den Durchbruch geschafft. Auch Tedesco wusste zunächst nichts mit ihm anzufangen. Dann schulte er ihn zum Sechser, zum zweikampfstarken Ballverteiler vor der Abwehr, um – und seitdem hat Schalke nicht mehr verloren.
Dass dieser Erfolg vor allem an Tedesco er liegt, glaubt nicht nur Meyer. „Ich habe einfach das Gefühl, dass er Spieler besser macht – auch mich“, sagte er, „dieses Gefühl habe ich seit längerer Zeit zum ersten Mal wieder. Ich spüre das Vertrauen, das er in mich setzt.“Seine Entscheidung, seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, will er noch einmal überdenken.