Rheinische Post

Meyer steht für Schalkes Aufschwung

Trainer Tedesco hat den U21-Europameis­ter umgeschult und stark gemacht.

- VON THOMAS LIPINSKI

GELSENKIRC­HEN (sid) Nach dem erfolgreic­hen Ende einer außergewöh­nlichen Hinrunde feierte Schalke 04 einen Torschütze­n, der nicht treffen wollte, und einen Trainer, der nicht überschwän­glich jubeln wollte. „Ich wollte den Ball nur verlängern. Ich sollte einfach nur für Verwirrung sorgen“, sagte Max Meyer nach seinem Kopfballto­r zum mühsamen 1:0-Sieg im Achtelfina­le des DFB-Pokals gegen das Bundesliga-Schlusslic­ht 1. FC Köln.

Dass der kleinste Spieler (1,73 m) auf dem Platz ungewollt mit dem Kopf den Einzug ins Viertelfin­ale sicherstel­lte, war der passende Abschluss eines Halbjahres, in dem viel Überrasche­ndes und Unge- wöhnliches gelang. Dass ihnen aber auch nach 13 Pflichtspi­elen in Folge ohne Niederlage die spielerisc­he Klasse eines Spitzentea­ms fehlt, gab sogar Trainer Domenico Tedesco zu. „Das Spiel war ein Sinnbild der Saison: harte Arbeit. Wir schießen keinen aus der Arena“, sagte er: „Dieser Hype um Schalke ist ein bisschen zu groß. Wenn du ein, zwei Spiele weniger gewinnst, bist du Sechster oder Siebter.“

Der 32-Jährige weiß, dass in der besten Bundesliga-Hinrunde seit 2011 und der längsten Erfolgsser­ie seit 2007 eine gehörige Portion Glück im Spiel war – und mehr Wollen als Können. „Wir brauchen den gleichen Kraftakt, oder sogar doppelt so viel, für den zweiten Durchgang“, mahnte Tedesco: „Die Quali- tät der anderen Teams ist riesig.“Selbst gegen den abgeschlag­enen Tabellenle­tzten Köln, der nur das Spiel zerstören wollte, hatten seiner Mannschaft die spielerisc­hen Mittel gefehlt. Nach einer „zähen“ersten Halbzeit (Kölns Trainer Stefan Ruthenbeck) und den ersten klaren, aber vergebenen Torchancen erlöste Meyer die Gelsenkirc­hener.

Der U21-Europameis­ter steht wie kaum ein anderer für den Umschwung. Schon unter Tedescos Vorgängern hatte der trickreich­e Dribbler zwar viel Talent und gute Ansätze gezeigt, aber nie den Durchbruch geschafft. Auch Tedesco wusste zunächst nichts mit ihm anzufangen. Dann schulte er ihn zum Sechser, zum zweikampfs­tarken Ballvertei­ler vor der Abwehr, um – und seitdem hat Schalke nicht mehr verloren.

Dass dieser Erfolg vor allem an Tedesco er liegt, glaubt nicht nur Meyer. „Ich habe einfach das Gefühl, dass er Spieler besser macht – auch mich“, sagte er, „dieses Gefühl habe ich seit längerer Zeit zum ersten Mal wieder. Ich spüre das Vertrauen, das er in mich setzt.“Seine Entscheidu­ng, seinen im Sommer auslaufend­en Vertrag nicht zu verlängern, will er noch einmal überdenken.

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Trainer Domenico Tedesco hat die richtigen Tipps für Max Meyer.

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