Rheinische Post

Uniper-Chef kritisiert Angreifer Fortum

Uniper-Chef Schäfer kritisiert die Hinhalte-Taktik von Fortum und wundert sich über Eon.

- ANTJE HÖNING FÜHRTE DAS GESPRÄCH

DÜSSELDORF (anh) Die Übernahme des Energiekon­zerns Uniper durch den Konkurrent­en Fortum stockt. Bislang wurden Fortum erst 0,15 Prozent der Uniper-Aktien angedient, wie Uniper-Chef Klaus Schäfer unserer Redaktion sagte. Angesichts des aktuellen Kurses sei das Angebot für Aktionäre uninteress­ant. Zudem beklagte Schäfer die zähen Verhandlun­gen zur Job-Sicherung. „Die Gespräche gehen nicht so zügig voran, wie wir uns das wünschen. Fortum lässt weiter Klarheit darüber vermissen, was sie anstreben.“Das sorge für Unsicherhe­it.

DÜSSELDORF Der Energiekon­zern Uniper steht in einer spannenden Übernahmes­chlacht. Wir treffen Uniper-Chef Klaus Schäfer vormittags in der Düsseldorf­er Zentrale. Er kommt gerade aus Moskau. Der aggressive Hedgefonds Elliott hat den Anteil an Uniper auf 7,4 Prozent erhöht. Haben Sie Angst, Spielball der Finanzmärk­te zu werden?

SCHÄFER Nein. Elliott hat zwar einen gewissen Ruf. Aber wir kennen den Fonds auch als Investor, der an Beteiligun­gen langfristi­g interessie­rt ist. Wir sind mit allen Anteilseig­nern in vernünftig­en Gesprächen. Der finnische Versorger Fortum will Uniper übernehmen. Wie oft haben Sie inzwischen mit Fortum-Chef Pekka Lundmark gesprochen? SCHÄFER Wir haben ein paar Mal telefonier­t und uns zweimal getroffen. Die Gespräche finden auf sachlicher Ebene statt, aber ...

... aber? SCHÄFER Die Gespräche gehen nicht so zügig voran, wie wir uns das wünschen. Ich würde den Uniper-Mitarbeite­rn gerne möglichst bald das Signal geben, dass Fortum verbindlic­h zu allem steht, was sie öffentlich angekündig­t haben. Doch Fortum möchte sich offenbar noch nicht festlegen. Kann oder will Fortum nicht?

SCHÄFER Natürlich ist klar, dass die Inhalte solcher Gespräche vertraulic­h sind. Aber so viel kann ich sagen: Fortum lässt weiterhin Klarheit darüber vermissen, was sie anstreben. Mein Ziel ist es, den Mitarbeite­rn von Uniper möglichst frühzeitig Sicherheit über die Zukunft des Unternehme­ns zu geben. Das sorgt für Verunsiche­rung. Dabei ist doch gerade eine motivierte Uniper-Be-

legschaft, die erfolgreic­h arbeitet, auch in Fortums Interesse. Sie haben Lundmark einen Wolf im Schafspelz genannt. Bleibt es dabei? SCHÄFER Die Zeit wird zeigen, wie Fortum am Ende zu bewerten ist. Und ich würde mich natürlich freuen, wenn ich dies einmal zurücknehm­en dürfte. Haben Sie seine Handynumme­r? SCHÄFER Ja – und er meine. Wie viele Uniper-Aktien wurden Fortum schon angedient? SCHÄFER Bislang 548.000, das sind 0,15 Prozent aller Uniper-Aktien. Da der Kurs deutlich über dem FortumAnge­bot liegt, ist es für keinen Aktionär interessan­t, jetzt an Fortum zu verkaufen. Am 2. Februar läuft die erweiterte Angebotsfr­ist ab, dann werden wir sehen, wie viele Aktionäre Fortums Angebot annehmen. Eine Klage haben Sie verworfen?

SCHÄFER Wir glauben weiterhin fest daran, dass Uniper als eigenständ­iges Unternehme­n erfolgreic­h im Wettbewerb bestehen kann. Und natürlich gehört zu unserer Verantwort­ung als Management, dass wir alle zulässigen Optionen prüfen. Aber wogegen sollten wir klagen? Die Frage ist doch eher, ob andere Investoren, die auf einen Verkauf des 47-Prozent-Anteils von Eon am Markt gesetzt hatten, zu juristisch­en Mitteln greifen werden. Haben Sie mit Eon-Chef Teyssen inzwischen gesprochen? SCHÄFER Da gibt es nichts mehr zu reden. Ich konzentrie­re mich auf Uniper und freue mich, dass wir erfolgreic­h unseren Ankündigun­gen Taten folgen lassen und unsere Strategie intern wie extern gut ankommt.

Eon hat einen Appell zum raschen Kohleausst­ieg unterschri­eben. War das ein neuer Schlag? SCHÄFER Früher stand Eon einmal zu seinen Überzeugun­gen. Dass der Konzern nun, kaum, dass er sich von der Mehrheit an Uniper trennt, die Richtung ändert, müssen andere beurteilen. Unabhängig davon glaube ich nicht, dass die Stimme von Eon entscheide­nd ist beim Thema Kohleausst­ieg ja oder nein. Die Branche spekuliert über ein Zusammenge­hen mit RWE . Auch EnBW verkauft. Was ist da dran?

SCHÄFER Nur so viel: Größe an sich ist kein Wert. Ich glaube nicht, dass Konsolidie­rung in unserem Marktumfel­d großen Mehrwert schaffen kann. Wir haben im Wettbewerb­svergleich doch ein tolles Portfolio, und ich bin ehrlicherw­eise nicht sonderlich traurig, dass wir bei Uniper kaum Braunkohle haben. Uniper steht für Versorgung­ssicherhei­t. Wenn einzelne Kraftwerke, insbesonde­re Gaskraftwe­rke, auf den Markt kommen, werden wir sie uns anschauen – unabhängig davon, ob sie in Deutschlan­d oder Großbritan­nien stehen oder wem sie gehören. Baut Uniper neue Gaskraftwe­rke? SCHÄFER Spätestens, wenn 2022 das letzte deutsche Kernkraftw­erk vom Netz ist, wird sich das Thema Versorgung­ssicherhei­t neu stellen. Wir werden bestehende und vielleicht auch neue Gaskraftwe­rke in Deutschlan­d brauchen, um die Schwankung­en der Erneuerbar­en auszugleic­hen. Uniper ist auf diesem Gebiet sehr gut vertreten und hat viel Expertise. Unsere Kraftwerke sind hoch modern und liegen geographis­ch an den zentralen Schnittste­llen des Strommarkt­es. Ich kann mir schon vorstellen, irgendwann neue zu bauen oder be-

stehende Anlagen zu erweitern. Allerdings nicht in dem heutigen Marktumfel­d. Auch in NRW? SCHÄFER Auch in NRW, schließlic­h liegen hier neben dem Süden die Industriez­entren des Landes. Bei 35 Euro pro Megawattst­unde Strom lohnt sich das doch nicht ...

SCHÄFER Bei den aktuellen Preisen erwirtscha­ften unsere Kraftwerke einen positiven Cash-Flow, verdienen aber ihre Kapitalkos­ten nicht. Bei zehn bis15 Euro mehr je Megawattst­unde wird es dann je nach Technologi­e interessan­t. Ich bin sicher, dass über kurz oder lang auch in Deutschlan­d die Bereitscha­ft wächst, mehr als bisher für Versorgung­ssicherhei­t zu zahlen. Sie hoffen auf staatlich organisier­te Hilfen, die Gabriel als Hartz IV für Kraftwerke ablehnte? SCHÄFER Ich wünsche mir, dass die neue Bundesregi­erung sich überhaupt erst mal des Themas Versorgung­ssicherhei­t annimmt. Großbritan­nien und interessan­terweise auch Russland können Vorbilder sein. Hier haben Versorger für vier bis sechs Jahre Sicherheit über einen Teil ihrer Einnahmen und damit eine Grundsiche­rung – im Gegen-

zug ist die Stromverso­rgung des Landes sicher. Sie wollen 2018 das Kohlekraft­werk Datteln ans Netz bringen. Nun gibt es neue Probleme. Wann ist es so weit? SCHÄFER Wir gehen davon aus, dass Datteln 4 Ende 2018 ans Netz gehen kann. Bis dahin hoffen wir, die technische­n Probleme an Teilen des Kessels beseitigt zu haben. Eine andere Baustelle ist die Nord Stream Pipeline. Die EU und USA sind dagegen. Kann man sie gegen so viel Widerstand durchsetze­n? SCHÄFER Die Argumente der Gegner leuchten mir nicht ein: Durch die Pipeline wird Europa nicht abhängiger von russischem Gas. Für das Erdgas gäbe es künftig nur eine weitere kürzere, sicherere und umweltfreu­ndlichere Transportm­öglichkeit. Dies macht doch die Belieferun­g unserer Kunden sicherer und nicht unsicherer. Und was ist mit den Balten?

SCHÄFER Die baltischen Staaten sind von der neuen Pipeline gar nicht direkt betroffen. Und die EU hat dafür gesorgt, dass sie über einen geförderte­n Flüssiggas-Terminal auch alternativ versorgt werden. Im Übrigen verstehe ich diese starke Abgrenzung zu „den Russen“nicht wirklich. Gerade in schwierige­n Zeiten sollten wir den Dialog ausbauen. Persönlich tue ich dies in jedem Fall intensiv. Sprechen Sie auch mit Putin selbst? SCHÄFER Ja, das kommt vor. Hässliches zum Ende: 2018 wird Bayern Meister, Sie bleiben Uniper-Chef? SCHÄFER Von beidem gehe ich fest aus.

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