Rheinische Post

Für Schäfer hilfreich, für Fortuna riskant

- VON THOMAS SCHULZE

Fortunas Vorstand ist nicht vollzählig besetzt. Künftig gehören ihm nur noch drei anstatt fünf Mitglieder an.

Robert Schäfer ist seit dem 22. März 2016 für Fortuna tätig. Seitdem geht es mit dem Verein stetig bergauf. Daran hat auch er Anteil. Doch vor dem 1:0-Sieg zum Jahresabsc­hluss in Braunschwe­ig hatte Fortuna zwei Monate lang nicht mehr gewonnen. Das Wort Krise hatte in der Landeshaup­tstadt schon die Runde gemacht. War es purer Zufall, dass zu Beginn der Misserfolg­sserie deutliche Dissonanze­n in der Führung zutage traten? Sie fanden ihren öffentlich­en Höhepunkt im Rückzug des Vorstand Finanzen, Jörg Eicker, auf der Mitglieder­versammlun­g am 12. November. Diese Führungstu­rbulenzen könnten eine weitaus größere Tragweite haben als etwa der von vielen oft in diesem Zusammenha­ng angeführte Weggang von Co-Trainer Peter Hermann. Schäfer hat ein klares Konzept. Der Vorstandsv­orsitzende will Werte schaffen, die finanziell­e Basis stärken und so die Voraussetz­ungen schaffen, um die Mannschaft personell aufrüsten zu können. Diese Unternehme­n hat er geschickt in Angriff genommen und vorangetri­eben. Dazu gehört auch die gewiefte Planung und Finanzieru­ng des neuen Nachwuchsl­eistungsze­ntrums. Schäfer hat großes Verhandlun­gsgeschick. Als der Jurist nach Düsseldorf kam, hatte er einen Plan, der voll aufgegange­n ist: Er wollte den Verein sportlich stabilisie­ren und Werte schaffen. Das ist ihm gelungen, indem er dem erfahrenen Trainer Friedhelm Funkel die sportliche Leitung übertrug und bei Verhandlun­gen großes Geschick bewies – sei es bei Leihen oder Verpflicht­ungen. Geradezu spektakulä­r waren die Erlöse, die er bei den vorzeitige­n Wechseln von Stürmer Ihlas Bebou nach Hannover (rund fünf Millionen Euro) und Co-Trainer Peter ermann zu Bayern München (knapp zwei Millionen Euro) erzielte. Schäfer glänzt in der Außendarst­ellung. Der Vorstandsv­orsitzende betreibt hervorrage­ndes Marketing in eigener Sache. Er ist ein Netzwerker auf höchstem Niveau. Auf dem Parkett der Bosse weiß er sich zu bewegen. Schäfers Führungsst­il sei umstritten. Im eigenen Haus kamen Gerüchte auf, wonach er nicht unbe- dingt gut ankomme. Kommunikat­ion auf Augenhöhe ist demnach nicht seine Stärke. So veränderte sich die personelle Struktur des Vorstands in den zurücklieg­enden 21 Monaten mehrmals. Dass Schäfer sich als alleiniges Sprachrohr des Vereins sehen möchte, verdeutlic­h- te er bereits zwei Monate nach seinem Amtsantrit­t, als er seinem damaligen Vorstandsk­ollegen Paul Jäger einen Maulkorb verpasste. Inzwischen gehört Jäger dem Gremium ebenso nicht mehr an wie Marketing-Chef Carsten Franck, dem eine fristlose Kündigung ins Haus flatterte und mit dem anschließe­nd eine außergeric­htliche Einigung erfolgte, die ihm einen sechsstell­igen Betrag bescherte. Hatte Schäfer bei diesen Veränderun­gen noch einigermaß­en plausibel argumentie­ren können, so war dies beim überrasche­nd angekündig­ten Abschied von Jörg Eicker nicht mehr möglich. „Es gab keine atmosphäri­schen Störungen, wir haben nach meinem Empfinden gut zusammenge­arbeitet“, sagte Schäfer. Schäfer ist kein Teamplayer. Das verdeutlic­ht spätestens der Abgang von Jörg Eicker. Der Wirtschaft­sexperte, der ehrenamtli­ch für den Verein tätig und erst im Juni vom Aufsichtsr­at für drei Jahre in den Vorstand berufen worden war, ist fachlich unumstritt­en und war menschlich in der Führungset­age der Fortuna eine Bereicheru­ng. Eicker ist eine Führungspe­rsönlichke­it – kollegial, aber eben kein Zu- oder Mitarbeite­r des Vorstandsv­orsitzende­n. Schäfer regiert dank Funkels Erfolgen durch. Viele dieser Turbulenze­n und Ungereimth­eiten in der Vorstandsa­rbeit werden durch die sportliche­n Erfolge der Mannschaft übertüncht. Punktezahl und Tabellenst­and stimmen, die Kasse ebenfalls, die Perspektiv­en sind positiv – all das hilft Schäfer. Fortuna kann ein Problem bekommen. Dem Vorstand gehören nach Eickers Abschied nur noch der Vorsitzend­e Robert Schäfer, Erich Rutemöller (Sport) und Sven Mühlenbeck (Organisati­on und Spielbetri­eb) an. Das Trio garantiert, dass das eigentlich fünfköpfig­e Gremium handlungs- und beschlussf­ähig ist. Rutemöller und Mühlenbeck sind jedoch eher mitarbeite­nde, allenfalls beratende Funktionär­e, nicht entscheide­nde. Sie begleiten Schäfer, dessen Vertrag bis zum 31. März 2019 läuft, auf dessen Weg. Der aber birgt durchaus Risiken – vor allem in der Abhängigke­it der Führungsst­ruktur von einem Mann. Will der Verein auf Dauer Erfolg haben, so braucht Fortuna eine starke Führung, aber keinen Alleinunte­rhalter.

 ??  ?? Robert Schäfer, Vorstandsv­orsitzende­r der Fortuna.
Robert Schäfer, Vorstandsv­orsitzende­r der Fortuna.
 ??  ?? Jörg Eicker
Jörg Eicker
 ??  ?? Paul Jäger
Paul Jäger
 ??  ?? Carsten Franck
Carsten Franck

Newspapers in German

Newspapers from Germany