Rheinische Post

CSU auf Konfrontat­ionskurs zur SPD

Vor den Sondierung­en mit der SPD schlägt die Landesgrup­pe scharfe Töne an.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Unmittelba­r vor dem Start von Sondierung­en zwischen Union und SPD über eine neue große Koalition hat die CSU das Gesprächsk­lima so verschärft, dass SPD-Vizevorsit­zende Natascha Kohnen bereits den Eindruck hat, die Christsozi­alen wollten die Verhandlun­gen „mit Anlauf gegen die Wand fahren“. Dahinter steckt die alljährlic­h beliebte Profilschä­rfung im Vorfeld der CSU-Landesgrup­penklausur, die früher in Wildbad Kreuth stattfand und nächste Woche in Kloster Seeon über die Bühne gehen soll.

Eines der dort beratenen und mit ziemlicher Sicherheit beschlosse­nen Papiere liest sich nach den Ankündigun­gen der SPD tatsächlic­h wie eine Kampfansag­e an den möglichen Regierungs­partner. So lehnt die CSU die von SPD-Chef Martin Schulz verlangten Vereinigte­n Staaten von Europa als Idee „europaradi­kaler“Politiker grundweg ab und sagt voraus, dass damit nach dem Brexit der nächste Austritt aus der EU provoziert werde. Auch eine von den Sozialdemo­kraten klar abge- lehnte massive Erhöhung der Verteidigu­ngsausgabe­n gehört zu den Festlegung­en der CSU. Zugleich sollen die Mittel für Entwicklun­gsländer deutlich aufgestock­t werden und vor allem denjenigen Staaten zugute kommen, die mit Deutschlan­d „bei der Rücknahme von Flüchtling­en konsequent zusammenar­beiten“.

In mehrfacher Hinsicht widmet sich das Europa-Papier der Migration. Die Bewachung der europäisch­en Außengrenz­en soll „auf Vordermann“gebracht werden, und solange der Schutz dort nicht hinreichen­d gewährleis­tet sei, müssen nach Überzeugun­g der CSU „Binnengren­zkontrolle­n flexibler, länger und einfacher möglich sein“. Dafür soll im europäisch­en Mechanismu­s die Beweislast umgekehrt werden: Erst wenn die EU-Kommission nachweisen kann, dass die Außengrenz­en dicht sind, solle die wiedereing­eführte Kontrolle an den Binnengren­zen wieder aufgehoben werden. Im Mittelmeer gerettete Flüchtling­e will die CSU nicht mehr in der Art eines Shuttelser­vice nach Europa bringen lassen, sondern in „sicheren Einrichtun­gen in Nordafrika“unterbring­en.

Die Beitrittsv­erhandlung­en mit der Türkei seien sofort zu beenden. Und ähnlich scharf grenzt sich die CSU auch von der Entwicklun­g in Griechenla­nd ab. Ein weiteres Hilfsprogr­amm soll es auf keinen Fall mehr geben. „Das dritte Hilfspaket muss das letzte sein“, hält die CSU fest. Der Europäisch­e Stabilität­smechanism­us ( ESM) solle Mitgliedst­aaten mit Liquidität­sproblemen unterstütz­en und „nicht PleiteStaa­ten künstlich subvention­ieren“, heißt es in dem Entwurf. Um die hilfesuche­nden Staaten und deren private Gläubiger länger in der Verantwort­ung zu halten, solle zudem der ESM zu einem Europäisch­en Währungsfo­nds weiterentw­ickelt werden.

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