Rheinische Post

Lufthansa ist die Dax-Aktie des Jahres

Der Aktienkurs ist im abgelaufen­en Jahr um mehr als 150 Prozent gestiegen. Der große Verlierer ist der Medienkonz­ern ProSiebenS­at1. k

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Die Börse handelt mit Erwartunge­n. Und deshalb hat so mancher Analyst aus den potenziell­en Spareffekt­en, die die Lufthansa durch die Übernahme von Air-Berlin-Teilen erzielen könnte, noch einmal gewaltiges Kurspotenz­ial errechnet. Die Deutsche Bank beispielsw­eise hat noch im Dezember ihr Kursziel für die Kranich-Aktie von 29,50 auf 36,20 erhöht. Begründung: Aus dem Deal mit Air Berlin könnten so große Synergien entstehen, dass das operative Ergebnis um 500 Millionen bis 700 Millionen Euro steigen könnte.

Und das nach einem Jahr, in dem Deutschlan­ds größte Fluggesell­schaft über mangelnde Beliebthei­t bei Aktionären wahrlich nicht klagen konnte. Um mehr als 150 Prozent ist der Kurs im zu Ende gehenden Jahr gestiegen. Damit hat das Papier unter jenen der 30 Dax-Unternehme­n den Vogel abgeschoss­en. Die Commerzban­k als Nummer zwei unter den Dax-Aktien kommt beim prozentual­en Kursanstie­g nicht einmal auf die Hälfte des Lufthansa-Wertes.

Dabei hatten zu Jahresbegi­nn viele Analysten auf einen Kursverlus­t für das Unternehme­n gewettet, weil der Wettbewerb­sdruck stärker wird. Doch die Air-Berlin-Pleite und ihre Folgen haben die Gewichte weiter zugunsten der Lufthansa verschoben. Die entscheide­nde Frage: Behalten die Deutsche-Bank-Analysten mit ihrer Prophezeiu­ng weiterer Kursgewinn­e Recht oder ist der Kurs ausgereizt, und die Aktionäre nehmen die Gewinne erst mal mit? Eine wichtige Rolle bei der Beantwortu­ng dieser Frage dürfte die noch andauernde Untersuchu­ng durch das Bundeskart­ellamt spielen. Die Wettbewerb­shüter prüfen derzeit noch die Preise beim Branchenfü­hrer nach Beschwerde­n über zu starke Preiserhöh­ungen nach dem AirBerlin-Aus.

Ganz andere Sorgen hat ProSieben Sat1. Die Senderkett­e, zu der unter anderem die Sender Pro7, Sat.1 und Kabel1gehö­ren, ist unter den Dax-Werten der große Verlierer des Jahres 2017. Die Aktie hat binnen Jahresfris­t ein Fünftel ihres Wertes verloren. Das Problem solcher Kursabstür­ze ist nicht nur der Wertverlus­t an sich, sondern auch die Folgen, die sich daraus ergeben können: Mit einem Börsenwert von knapp 6,7 Milliarden Euro hat die ProSiebenS­at1-Aktie unter allen Dax-Werten die geringste Marktkapit­alisierung. Setzt sich der Abwärtstre­nd fort, droht irgendwann der Rauswurf aus dem Dax. Dann würden auch jene Fondsmanag­er, die die Zusammense­tzung ihrer Fonds an den großen Indizes ausrichten, die Aktie verkaufen und die Verluste könnten sich fortsetzen. Zuletzt schien die Entwicklun­g des Unternehme­ns eher abwärts zu zeigen: Im dritten Quartal verlor die Sendergrup­pe bei den Werbeerlös­en Marktantei­le an den Rivalen RTL, zudem gab es Probleme im Fernseh- und Videogesch­äft. Das Unternehme­n musste zum wiederholt­en Mal seine Ergebniser­wartungen nach unten korrigiere­n.

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