Freitag bestätigt seine Favoritenrolle
Der Sachse gewinnt in Oberstdorf souverän die Qualifikation. Zehn deutsche Springer sind heute beim Tournee-Auftakt dabei.
OBERSTDORF (sid) Richard Freitag hat das erste dicke Ausrufezeichen auf dem Weg zum ersehnten Vierschanzentournee-Triumph gesetzt. Unter schwierigsten Bedingungen gewann der 26 Jahre alte Sachse souverän die Qualifikation zum Auftaktspringen in Oberstdorf und unterstrich damit seine derzeitige Ausnahmestellung. „Ich glaube, der Sprung war ganz fein. Damit wäre ich morgen zufrieden“, sagte Freitag nach seinem starken Auftritt vor 14.400 Zuschauern, die für einen Rekord für eine Vorausscheidung im Weltcup sorgten: „Es war wichtig für mich, mit einem guten Gefühl in die Tournee zu starten. Ich will die Quali aber nicht überbewerten.“
Auf erstaunliche 130,5 m war Freitag in seiner neuen Wahlheimat geflogen. Höchst erstaunlich deshalb, weil er mit verkürztem Anlauf, deutlichem Rückenwind und einer langen Unterbrechung vor seinem Sprung als Letzter in die Spur gegangen war. Dennoch lag er mit 148,1 Punkten deutlich vor dem Japaner Junshiro Kobayashi (142,1), der 133,0 m gesprungen war. Dritter wurde Doppelweltmeister Stefan Kraft (Österreich/141,9). Vizeweltmeister Andreas Wellinger (Ruhpolding) musste sich bei starkem Rückenwind mit 120,5 m (132,3) und Platz 14 begnügen. „16 Windpunkte – das macht wenig Spaß. Aber es ist, wie es ist. Mit dem Sprung bin ich so weit zufrieden“, sagte Wellinger.
Zehn der 13 deutschen Starter schafften den Einzug in die K. o.Phase des heutigen Auftaktspringens (16.30 Uhr/ARD und Eurosport). Dort droht allerdings neues Ungemach: Ein Temperaturanstieg um rund zehn Grad deutlich in den Plus-Bereich verbunden mit Regen und erneut viel Wind könnte die Entscheidung zur Geduldsprobe machen. Das Stadion ist dann mit rund 25.000 Fans ausverkauft.
Gestern hatte sich auch der derzeit wegen eines Kreuzbandrisses pausierende bislang letzte deutsche Oberstdorf-Sieger Severin Freund unter die Fans gemischt. „Ich wäre lieber auf der Schanze als im Publikum“, sagte der 29-Jährige unter großem Jubel am Stadionmikrofon: „Ich hatte bei meinem Sieg vor zwei Jahren einen Wahnsinnstag. Der kommt immer wieder, wenn man hier ist.“
Freund sah starke DSV-Adler. Der Oberstdorfer Lokalmatador Karl Geiger glänzte mit Platz vier. Stephan Leyhe (Willingen) überzeugte mit Rang acht und ließ noch Markus Eisenbichler auf Platz zehn hinter sich. Die weiteren Mitfavoriten auf den Tourneesieg zeigten teilweise Schwächen. Norwegens Topstar Daniel Andre Tande (Norwegen) als 20. und Doppel-Weltmeister Kamil Stoch (Polen) als 28. kamen mit den Bedingungen nicht zurecht.
Für eine Überraschung sorgte David Siegel (Baiersbronn) aus dem B-Team, der auf Platz 16 sprang. Mit dabei sind heute auch Pius Paschke (Kiefersfelden) als 30. und Constantin Schmid (Oberaudorf), der Rang 44 belegte. Team-Olympiasieger Andreas Wank (Hinterzarten), der nur über das zusätzliche Kontingent der nationalen Gruppe antreten durfte, kam auf Platz 47 und darf somit heute sein Saisondebüt im Weltcup geben. Aus der DSV-Reserve schaffte auch Martin Hamann (Aue) als 49. mit 108,0 m (107,9) den Sprung unter die besten 50.
Seit März 2008 betreut der Österreicher Werner Schuster die deutschen Springer. Als Aktiver war der Mann aus dem Kleinwalsertal, der demnächst mit Rekordhalter Reinhard Heß (1993 bis 2003) bei den Dienstjahren beim Deutschen SkiVerband (DSV) gleichziehen wird, längst nicht so erfolgreich wie als Trainer. Mehr als Rang 55 bei der Tournee 1992/93 sprang für den heute 48-Jährigen nicht heraus. Sein Vertrag läuft 2019 aus. Gerne würde der DSV mit Schuster verlängern. „Ich würde derzeit weder etwas ausschließen, noch sagen, dass ich irgendetwas anstrebe. Im Moment bin ich mit einer guten Aufgabe beschäftigt, die mich aus- und erfüllt“, sagte Schuster.