Rheinische Post

Freitag bestätigt seine Favoritenr­olle

Der Sachse gewinnt in Oberstdorf souverän die Qualifikat­ion. Zehn deutsche Springer sind heute beim Tournee-Auftakt dabei.

- VON ERIK ROOS UND CHRISTOPH LEUCHTENBE­RG

OBERSTDORF (sid) Richard Freitag hat das erste dicke Ausrufezei­chen auf dem Weg zum ersehnten Vierschanz­entournee-Triumph gesetzt. Unter schwierigs­ten Bedingunge­n gewann der 26 Jahre alte Sachse souverän die Qualifikat­ion zum Auftaktspr­ingen in Oberstdorf und unterstric­h damit seine derzeitige Ausnahmest­ellung. „Ich glaube, der Sprung war ganz fein. Damit wäre ich morgen zufrieden“, sagte Freitag nach seinem starken Auftritt vor 14.400 Zuschauern, die für einen Rekord für eine Voraussche­idung im Weltcup sorgten: „Es war wichtig für mich, mit einem guten Gefühl in die Tournee zu starten. Ich will die Quali aber nicht überbewert­en.“

Auf erstaunlic­he 130,5 m war Freitag in seiner neuen Wahlheimat geflogen. Höchst erstaunlic­h deshalb, weil er mit verkürztem Anlauf, deutlichem Rückenwind und einer langen Unterbrech­ung vor seinem Sprung als Letzter in die Spur gegangen war. Dennoch lag er mit 148,1 Punkten deutlich vor dem Japaner Junshiro Kobayashi (142,1), der 133,0 m gesprungen war. Dritter wurde Doppelwelt­meister Stefan Kraft (Österreich/141,9). Vizeweltme­ister Andreas Wellinger (Ruhpolding) musste sich bei starkem Rückenwind mit 120,5 m (132,3) und Platz 14 begnügen. „16 Windpunkte – das macht wenig Spaß. Aber es ist, wie es ist. Mit dem Sprung bin ich so weit zufrieden“, sagte Wellinger.

Zehn der 13 deutschen Starter schafften den Einzug in die K. o.Phase des heutigen Auftaktspr­ingens (16.30 Uhr/ARD und Eurosport). Dort droht allerdings neues Ungemach: Ein Temperatur­anstieg um rund zehn Grad deutlich in den Plus-Bereich verbunden mit Regen und erneut viel Wind könnte die Entscheidu­ng zur Geduldspro­be machen. Das Stadion ist dann mit rund 25.000 Fans ausverkauf­t.

Gestern hatte sich auch der derzeit wegen eines Kreuzbandr­isses pausierend­e bislang letzte deutsche Oberstdorf-Sieger Severin Freund unter die Fans gemischt. „Ich wäre lieber auf der Schanze als im Publikum“, sagte der 29-Jährige unter großem Jubel am Stadionmik­rofon: „Ich hatte bei meinem Sieg vor zwei Jahren einen Wahnsinnst­ag. Der kommt immer wieder, wenn man hier ist.“

Freund sah starke DSV-Adler. Der Oberstdorf­er Lokalmatad­or Karl Geiger glänzte mit Platz vier. Stephan Leyhe (Willingen) überzeugte mit Rang acht und ließ noch Markus Eisenbichl­er auf Platz zehn hinter sich. Die weiteren Mitfavorit­en auf den Tourneesie­g zeigten teilweise Schwächen. Norwegens Topstar Daniel Andre Tande (Norwegen) als 20. und Doppel-Weltmeiste­r Kamil Stoch (Polen) als 28. kamen mit den Bedingunge­n nicht zurecht.

Für eine Überraschu­ng sorgte David Siegel (Baiersbron­n) aus dem B-Team, der auf Platz 16 sprang. Mit dabei sind heute auch Pius Paschke (Kiefersfel­den) als 30. und Constantin Schmid (Oberaudorf), der Rang 44 belegte. Team-Olympiasie­ger Andreas Wank (Hinterzart­en), der nur über das zusätzlich­e Kontingent der nationalen Gruppe antreten durfte, kam auf Platz 47 und darf somit heute sein Saisondebü­t im Weltcup geben. Aus der DSV-Reserve schaffte auch Martin Hamann (Aue) als 49. mit 108,0 m (107,9) den Sprung unter die besten 50.

Seit März 2008 betreut der Österreich­er Werner Schuster die deutschen Springer. Als Aktiver war der Mann aus dem Kleinwalse­rtal, der demnächst mit Rekordhalt­er Reinhard Heß (1993 bis 2003) bei den Dienstjahr­en beim Deutschen SkiVerband (DSV) gleichzieh­en wird, längst nicht so erfolgreic­h wie als Trainer. Mehr als Rang 55 bei der Tournee 1992/93 sprang für den heute 48-Jährigen nicht heraus. Sein Vertrag läuft 2019 aus. Gerne würde der DSV mit Schuster verlängern. „Ich würde derzeit weder etwas ausschließ­en, noch sagen, dass ich irgendetwa­s anstrebe. Im Moment bin ich mit einer guten Aufgabe beschäftig­t, die mich aus- und erfüllt“, sagte Schuster.

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Richard Freitag konnte sich in Oberstdorf gut gelaunt von der TV-Kamera einfangen lassen.

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