Rheinische Post

Mordermitt­lung gegen eine Maschine

Im siebten Saarland-„Tatort“mit Devid Striesow geht es um selbstfahr­ende Autos und Datensiche­rheit.

- VON MARTINA STÖCKER

SAARBRÜCKE­N Datensiche­rheit ist vielen Menschen wichtig, die Hälfte der Deutschen unterstell­t laut einer Umfrage aus dem vergangene­n Jahr der Wirtschaft, dass diese nicht ehrlich über den Umgang mit den ihr anvertraut­en Daten informiert. Dennoch geben wir täglich Daten preis, setzen hier ein „Gefällt mir“und dort einen Haken bei den Geschäftsb­edingungen, die wir nicht gelesen haben.

Mit solchen Daten handelt Victor Rousseau (Steve Windolf), Chef einer Saarländer IT-Firma, der autonom fahrende Autos konzipiert. Er führt Böses im Schilde, sein Justiziar Sebastian Feuerbach (Nikolai Kinski) will dabei nicht mitmachen – und rast mit einem selbstfahr­enden Auto in den Tod. In derselben Nacht wurde die Firma Opfer eines Hacker-Angriffs. Unklar ist, was das Ziel dieser Attacke war. Kommissar Jens Stellbrink (Devid Striesow) muss im Saarländer „Tatort“der Frage nachgehen, ob es ein Freitod war oder ob jemand das hochmodern­e Auto zur Tötungsmas­chine umprogramm­iert hat.

In der Folge „Mord Ex Machina“geht es aber nicht nur um Daten, die von Firmen aus finanziell­en Motiven missbrauch­t werden können. Jeder Mensch hinterläss­t Spuren im Netz, und man wird verwund-, womöglich auch erpressbar. Das macht sich die Hauptverdä­chtige und Hackerin Natascha Tretschok (Julia Koschitz) zunutze. „Es gibt genug Dreck, um jemanden zu bewerfen. Man darf nur keine Angst haben, sich dreckig zu machen“, entgegnet sie bei einer Vernehmung dem Kommissar.

Sie kennt diese Furcht nicht. Mithilfe eines manipulier­ten Fotos, das er in einer Partnerbör­se herunterlä­dt, installier­t sie ein Programm auf Stellbrink­s Rechner. Ein befreundet­er Computer-Freak kopiert seine Handydaten. Dann konfrontie­rt sie ihn mit seinen Geheimniss­en: Stellbrink litt in seiner Jugend an Epilepsie und wäre deshalb eigentlich nicht geeignet für den Polizeidie­nst. Zudem unterstell­t sie ihm, er habe für einen Nachbarn, für ihn ein Mentor und eine vaterähnli­che Bezugspers­on, Medika- mente für einen assistiert­en Suizid in der Schweiz besorgt. Der Ermittler erfährt, wie verletzbar er selbst ist. Einschücht­ern lässt er sich davon aber nicht. Am Ende überführt er den Mörder. Denn zum Glück für ihn: Das Internet vergisst nichts.

Es ist Stellbrink­s siebter Fall im Saarland, und am Anfang hätte das „Tatort“-Publikum sicher nicht gedacht, dass es seinen Abschied eines Tages bedauern würde. Zu schräg war die Rolle angelegt, wie ein Weltfremde­r latschte er in Gummistief­eln durchs Land oder kam mit einem albernen Helm auf einer roten Vespa angebraust.

Aber Stellbrink hat sich geändert – Devid Striesow sagt selbst, seine Figur sei „gereift“. Einfühlsam und scharfsinn­ig war er immer, jetzt fährt er auch Motorrad, sucht im Internet nach einer Freundin und kümmert sich zeitweise um seinen halbwüchsi­gen Sohn. Die Kritik hat abgenommen, das Publikum schaltete ein: Die Saarland-Folgen sahen jeweils mehr als neun Millionen Zuschauer bundesweit. Der höchste Marktantei­l lag laut Angaben des Saarländis­chen Rundfunks bei 26,1 Prozent. Striesow hat seinen Abschied angekündig­t, noch dieser und dann ein letzter Fall. Wie es weitergeht, steht noch nicht fest. Der Saarländis­che Rundfunk will sich Zeit lassen, ein neues Team zu entwickeln.

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Hauptkommi­ssar Jens Stellbrink (Devid Striesow, l.) befragt Victor Rousseau (Steve Windolf), Chef einer IT-Firma.

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