Rheinische Post

Schwere Vorwürfe nach Tod eines Kindes

Die Mutter klagt an: Die Düsseldorf­er Notfallpra­xis soll den Siebenjähr­igen falsch behandelt haben.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

DÜSSELDORF Elias Mohammad H. ist am zweiten Weihnachts­tag gestorben. Mehrfach war seine Mutter seit dem 22. Dezember mit dem fiebernden Siebenjähr­igen in der Notfallpra­xis gewesen, die von niedergela­ssenen Düsseldorf­er Ärzten betrieben wird. Dort sei sie mit einem Schmerzmit­tel abgespeist worden, die Symptome ihres Kindes habe niemand beachtet. Erst als sich nach mehrstündi­ger Wartezeit in der Praxis der Zustand des Jungen dramatisch verschlech­tert habe, sei das Kind im benachbart­en Evangelisc­hen Krankenhau­s notoperier­t und dann in die Uni-Klinik verlegt worden, wo es wenig später starb.

„Man hat uns gesagt, ein Antibiotik­um hätte ihn retten können“, sagte Mohammads erwachsene Schwester unserer Redaktion. Doch in der Notfallpra­xis habe ihre Mutter vergeblich um ein Antibiotik­um gebeten, stattdesse­n Schmerzmit­tel für den Jungen erhalten. „Er konnte vor Schmerzen nicht essen, hatte in der unteren Körperhälf­te kein Gefühl mehr und überall blaue Punkte auf der Haut, die als Zeichen eines Virus abgetan wurden,“so die Schwester. „Heute wissen wir: Das waren die Anzeichen der Blutvergif­tung, an der er starb. Aber niemand hat an den Tagen, an denen wir in der Notfallpra­xis waren, sein Blut untersucht – obwohl meine Mutter darum gebeten hatte.“

Der erschütter­nde Bericht der Familie ist in den sozialen Netzwerken tausende Male geteilt worden. Die Staatsanwa­ltschaft hat bereits am Sonntag ein Todesermit­tlungsverf­ahren von Amtswegen angekündig­t. Nach dem Tod des kleinen Mohammad hatte ein Arzt der Familie zu einer Obduktion geraten. „Aber wir wollten ihn nicht noch mehr quälen“, sagt die Schwester. Mohammad wurde am Schwester des verstorben­en Jungen vergangene­n Freitag in Düsseldorf bestattet.

Im Evangelisc­hen Krankenhau­s, in dem das Kind operiert wurde, hat der Vorstand für heute Morgen eine Sitzung anberaumt, um den Fall zu klären. „Auch wir haben viele Fragen“, sagte eine Sprecherin der Klinik. Die Notfallpra­xis, die im selben Gebäude von niedergela­ssenen Ärzten betrieben wird, verwies gestern auf die Eigenveran­twortlichk­eit der jeweils Dienst tuenden Ärzte, die jeweils am Ende ihres Notdienste­s aus Datenschut­zgründen Behandlung­sunterlage­n mitnähmen. „Wir werden feststelle­n, wer den Jungen untersucht hat, und dann die medizinisc­h-ärztlichen Fakten klären“, hieß es aus dem Praxis-Vorstand.

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