Rheinische Post

Was der Niki-Verkauf für Passagiere und Mitarbeite­r bedeutet

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WIEN (RP) Die geplante Übernahme der insolvente­n Fluggesell­schaft Niki durch die Internatio­nal Airlines Group (IAG) stößt auf ein unterschie­dliches Echo. Arbeitnehm­er reagierten erleichter­t, die CSU verärgert. Der zu IAG gehörende spanische Billigflie­ger Vueling will für 20 Millionen Euro große Teile von Niki übernehmen und Niki bis zur endgültige­n Übernahme mit 16,5 Millionen unter die Arme grei- fen. Niki-Betriebsra­tschef Stefan Tankovits begrüßte den Kauf, dem die EU-Kommission noch zustimmen muss. „Jetzt haben wir die Informatio­n, dass es für 750 Mitarbeite­r von 1000 auf jeden Fall weitergeht.“Er geht davon aus, dass Niki nicht vor März wieder fliegt.

Die IAG ist der drittgrößt­e europäisch­e Luftfahrtk­onzern. Zu ihm gehören neben British Airways und Vueling auch Iberia und Aer Lingus. Die IAG will die Übernahme über eine neue, österreich­ische Tochter von Vueling abwickeln. Hierin soll die Niki aufgehen. Nach Angaben von Insolvenzv­erwalter Lucas Flöther übernimmt Vueling die NikiMarken­rechte sowie alle Start- und Landerecht­e. IAG sprach von einem attraktive­n Paket aus Start- und Landerecht­en an Flughäfen wie Wien, Düsseldorf, München, Palma de Mallorca oder Zürich.

Niki hatte den Betrieb am 14. Dezember eingestell­t. Hunderttau­sende Tickets wurden ungültig. Für Buchungen nach dem Insolvenza­ntrag der Niki-Mutter Air Berlin am 15. August gibt es aber Hoffnung. Für sie existiert ein Treuhandko­nto, aus dem Ansprüche bedient werden könnten. Doch das wird dauern.

Ursprüngli­ch wollte die Lufthansa neben Teilen von Air Berlin auch Niki erwerben. Doch nach massiven EU-Bedenken zog sie ihre Offerte zurück, die IAG bekam den Zuschlag. „Die EU-Wettbewerb­sbehörde hat einen Interessen­ten vergrault, der bereit war, für Niki rund 200 Millionen Euro zu zahlen. Nun wird die Fluggesell­schaft für die lächerlich­e Summe von 20 Millionen Euro an die britische Holding IAG verscherbe­lt“, kritisiert CSU-Finanzpoli­tiker Hans Michelbach. Den Schaden hätten Gläubiger und Steuerzahl­er, sagte er mit Blick auf Bundeshilf­en. Der Bund hat erst einen Teil seines Überbrücku­ngskredits von 150 Millionen Euro für Air Berlin zurückerha­lten. Zur Tilgung sollte auch der Erlös aus dem geplatzten Niki-Verkauf an Lufthansa genutzt werden. IAG-Chef Willie Walsh freut sich dagegen: Die Übernahme erlaube es Vueling, seine Präsenz in Österreich, Deutschlan­d und der Schweiz zu verstärken.

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