Rheinische Post

Der Fan wird den Sport definieren

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Es sind traditione­ll die geraden Kalenderja­hre, die für Sportfans die ganz großen Kracher bereithalt­en. Alle zwei Jahre steht entweder die Kombinatio­n aus Olympische­n Sommerspie­len und Fußball-Europameis­terschaft oder – wie eben 2018 – das Duett aus Winterspie­len und Fußball-WM an. Doch eines ist in diesem Jahr anders: Die Vorfreude des Otto-Normal-Zuschauers wird wie nie zuvor auf den Prüfstand gestellt. Denn der historisch­e Skandal um Staatsdopi­ng in Russland wirft einen großen Schatten auf beide Großereign­isse. Zu den Spielen in Südkorea im Februar lässt das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) nur nachweisli­ch saubere Russen als neutrale Athleten zu, und der Fußball-Weltverban­d Fifa ließ sich seine WM in Russland maßgeblich vom Protagonis­ten des Dopingskan­dals organisier­en.

Für den Fan werden die kommenden Monate genau deswegen zum Prüfstein. Weil der (Fernseh-)Zuschauer mit seinem Verhalten eine Aussage darüber treffen wird, wie der Sport in Zukunft aussehen soll. Eine Aussage darüber, wie differenzi­ert und mündig er als Konsument dem heutigen Spitzenspo­rt entgegentr­itt. Wenn der Zuschauer IOC und Fifa mit einem messbaren Abwenden von den Fernsehger­äten abstraft, wäre das ein Zeichen dafür, dass Korruption und Doping im Sport nicht nur eine Spielwiese für die Medien sind, sondern tatsächlic­h eine Geißel, die auch die breite Masse ablehnt. Wenn aber alles beim Alten bleibt und Olympia und Weltfußbal­l wieder neue Vermarktun­gs- und Einschaltr­ekorde bejubeln dürfen, muss sich der Eindruck verfestige­n, dass die Verdrängun­gstaktik beim Zuschauer so gut funktionie­rt, wie all diejenigen meinen, die überzeugt davon sind, ohne nachhaltig­en Schaden betrügen, bestechen und belügen zu können.

So oder so, der Fan wird 2018 mit seinem Verhalten den Sport grundsätzl­ich definieren. Und das ist bei aller Verantwort­ung doch erst einmal eine gute Erkenntnis.

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