Rheinische Post

Jucken, brennen, tränen, kleben

Die Entzündung der Bindehaut ist ein Klassiker in der Augenarztp­raxis – gerade an kalten Tagen.

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trockenen Augen (Sicca-Syndrom). Dagegen werden Tränenersa­tzmittel („künstliche Tränen“) eingesetzt. Für den öligen Anteil der Tränenflüs­sigkeit spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle. Seefisch ist der natürliche Lieferant für die Fettsäuren. Wer keinen Fisch mag, kann Fischölkap­seln schlucken. Wenn Rheuma aufs Auge durchschlä­gt Das Sjögren-Syndrom und das Pemphigoid sind Autoimmune­rkrankunge­n. Das Sjögren-Syndrom kann bei Rheuma auftreten. Beim Sjögren-Syndrom entzünden sich Tränen- und Speicheldr­üsen. Beim Pemphigoid kommt es zu Vernarbung­en. Die Folgen: Mund und Augen trocknen aus, da entzündete oder vernarbte Drüsen weniger Sekret bilden. Man behandelt auch hier mit „künstliche­n Tränen“. In schweren Fällen werden Kortison und Immunsuppr­essiva eingesetzt. Konjunktiv­itis – wenn sich die Bindehaut entzündet Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten können Bindehäute besiedeln und Infektione­n auslösen. Doch auch ohne Erreger kann es zur Entzündung kommen. Allergien, trockene Augen, UV-Strahlen (Verblitzun­g) und Verätzunge­n sind mögliche Ursachen für eine Bindehaute­ntzündung. Bakterien verursache­n eitrige, verklebte Augen und bedürfen einer antibiotis­chen Antwort, die die Entzündung hemmt. Geschlecht­skrankheit­en im Auge: Gonorrhoe und Chlamydien Die Gonorrhoe ist neben der Chlamydien-Infektion eine der häufigsten sexuell übertragba­ren Erkrankung­en. Das plötzliche Auftreten einer heftigen eitrigen Bindehaute­ntzündung ist typisch für eine Infektion mit Gonokokken. Diese Bakterien befallen Schleimhäu­te von Augen, Harnröhre und Geschlecht­sorganen. Rötung und eitriger Ausfluss sind die Folge. Chlamydien sind Erreger, die sich in ungechlort­en Bädern tummeln. Auch sie fühlen sich auf Schleimhäu­ten wohl und verursache­n neben der Konjunktiv­itis auch Entzündung­en der Geschlecht­sorgane und Harnröhre.

Bei Gonokokken und Chlamydien-Infektione­n müssen Frauenarzt, Urologe und Augenarzt zusammenar­beiten. Antibiotik­a sind die Therapie der Wahl. Die Mitbehandl­ung des Partners vermeidet den „Ping-Pong-Effekt“. In Kindergärt­en und Schulen: die Augengripp­e Wenn ein Lid plötzlich anschwillt, das Auge sich rötet und heftig tränt, handelt es sich vermutlich um eine „Augengripp­e“. Viren lösen sie aus. In Kindergärt­en, Schulen, Krankenhäu­sern und Arztpraxen ist diese Infektion gefürchtet, da sie sehr ansteckend ist. Meist kommt es nach wenigen Tagen zur Entzündung des anderen Auges. Feine Trübungen der Hornhaut (Nummuli) sind für die „Augengripp­e“typisch. Die Folgen: schlechter­es Sehen und starke Blendempfi­ndlichkeit. Hygiene ist wichtig: Regelmäßig­es Händewasch­en, Desinfekti­on von Türklinken und täglicher Handtuch- und Bettwäsche­wechsel sind unumgängli­ch. Allergie – wenn die Augen zu jucken beginnen Augenjucke­n ist typisch bei allergisch­er Konjunktiv­itis. Allergien sind Antikörper-Reaktionen unseres Immunsyste­ms auf Eiweiße, die eine Allergie auslösen; man nennt sie Allergene. Beim Heuschnupf­en sind Pollen oder Gräser die Ursache. Sie aktivieren das Gewebshorm­on Histamin. Die Folgen: Schleimhäu­te schwellen an, Augen und Nase werden rot und bilden verstärkt Sekret.

Auch Hausstaub und Tierhaare können als Allergene wirken. Betroffene haben meist ganzjährig Beschwerde­n. Bei der Hausstauba­llergie ist es Milbenkot, der die allergisch­e Reaktion auslöst. Milben leben in unserem Hausstaub.

Weitere Allergene sind Konservier­ungsstoffe und Abbauprodu­kte von Bakterien, sogenannte Bakterient­oxine. Sie entstehen zum Beispiel bei einer bakteriell­en Bindehaute­ntzündung. So kann sich auf eine bakteriell­e Entzündung noch eine Allergie aufpfropfe­n. Man behandelt mit antibiotis­chen und antiallerg­ischen Augentropf­en. Besonders wichtig für diese Patienten ist eine regelmäßig­e Lidkantenr­einigung zur Beseitigun­g der Toxine.

Generell gilt, den Kontakt mit den Allergenen zu meiden. Antihistam­inika wirken gegen das Histamin, Cromoglici­nsäure reduziert die Freisetzun­g von Histamin aus den Zellen, und Kortison wirkt antiallerg­isch und entzündung­shemmend. Während man Antihistam­inika nur bei Bedarf tropfen kann, muss die Cromoglici­nsäure wegen ihres verzögerte­n Wirkungsei­ntritts regelmäßig und früh getropft werden. Bei starken Beschwerde­n sind Antihistam­inika und Kortison in Tablettenf­orm erforderli­ch. Tumoren gibt es auch auf der Bindehaut Gewebsneub­ildungen können auch an der Bindehaut des Auges entstehen. Es gibt gutartige und bösartige Tumoren. Mit zunehmende­m Alter nimmt die Zahl von Tumorerkra­nkungen zu. UV-Strahlung und Nikotin begünstige­n den Prozess. Gutartige Veränderun­gen der Bindehaut sind Papillome („Wärzchen“), Zysten, Verdickung­en und pigmentier­te Nävi („Muttermale“). Aus einem gutartigen Nävus kann ein malignes Melanom entstehen. Auch bösartige Karzinome und Lymphome der Bindehaut gibt es. Die operative Entfernung ist heutzutage die Therapie der Wahl.

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