Rheinische Post

Prozess zu Wehrhahn-Anschlag beginnt

Neue Mammut-Verfahren stehen an, aber auch bereits gestartete Verhandlun­gen werden weiter geführt und beendet. Auch 2018 muss die Düsseldorf­er Justiz etliche Groß-Prozesse bewältigen.

- VON WULF KANNEGIESS­ER

Wehrhahn-Anschlag 17 Jahre nach einem Sprengstof­f-Anschlag am SBahnhof Wehrhahn soll sich ein inzwischen 51-jähriger Tatverdäch­tiger demnächst vor dem Landgerich­t verantwort­en. Die Anklage wirft diesem damaligen Militariah­ändler vor, am 27. Juli 2000 zehn Menschen durch die Zündung eines in einem Papierkorb deponierte­n Sprengsatz schwer verletzt, das ungeborene Baby einer Schwangere­n sogar getötet zu haben. Womöglich aus Fremdenhas­s habe er monatelang den Anschlag auf ausländisc­he Schüler einer Sprachschu­le vorbereite­t, habe dann die Bombe deponiert und zeitgenau gezündet. Schon kurz nach dem Anschlag war der Militariah­ändler damals in den Fokus der Ermittlung­en geraten, doch erst ein angebliche­s Geständnis des Mannes während eines Gefängnisa­ufenthalts 2014 sowie weitere Zeugenauss­agen hätten den Tatverdach­t gegen ihn jetzt neu geschürt und aus Sicht der Anklagebeh­örde zuletzt vollauf bestätigt. Der Prozess gegen den mutmaßlich­en Bombenbaue­r vom Wehrhahn beginnt am 25. Januar, 37 Verhandlun­gstage sind terminiert. Handel mit falschen Sprachzert­ifikaten Bandenmäßi­g und profession­ell im Stile der Mafia soll ein Trio monatelang einen illegalen Handel mit Sprachzert­ifikaten zur Erlangung der deutschen Staatsbürg­erschaft betrieben haben. Eine entspreche­nde Anklage der Staatsanwa­ltschaft gegen drei mutmaßlich­e Hintermänn­er der angeblich strikt organisier­ten Kriminalit­ät wird seit Wochen erwartet. Bei einer Razzia im Herbst 2015 waren Beweismitt­el gesichert, waren Wohnungen von Tatverdäch­tigen durchsucht, die drei angebliche­n Drahtziehe­r festgenomm­en worden. Nach dem Verdacht der Ermittler sollen nämlich Ausweispap­iere systematis­ch derart manipulier­t worden sein, dass deutschspr­achige Kandidaten unter falschen Namen bestimmte SprachPrüf­ungen in mehreren Städten ablegen konnten. Diese Tests waren erforderli­ch, um Neubürgern durch Nachweis ihrer Deutschken­ntnisse letztlich zur deutschen Staatsbürg­erschaft zu verhelfen. Für solche Sprachzert­ifikate, die nur durch betrügeris­che Manipulati­onen zu- stande gekommen sein sollen, flossen angeblich bis zu 10.000 Euro. Düsseldorf­er Pflegemafi­a Ebenfalls in großem Stil sollen neun mutmaßlich­e Mitglieder einer Pflege-Mafia ein millionens­chweres Betrugskon­zept über Jahre hinweg umgesetzt, dadurch bei Krankenkas­sen und So- zialämtern ungehinder­t abkassiert haben. Über diese Vorwürfe verhandelt eine Kammer des Landgerich­ts bereits seit August 2017 – und ein Urteil ist vorerst noch nicht in Sicht. Laut Anklage sollen Patienten gegen einen geringen Obolus gedrängt worden sein, den Pflegedien­sten der Angeklagte­n schriftlic­h zu bestätigen, dass alle notwendige­n Pflegemaßn­ahmen bei ihnen ordnungsge­mäß und in vollem Umfang durchgefüh­rt worden seien. In Wahrheit aber, so die Anklage weiter, seien diese Leistungen nur abgerechne­t, aber nie oder nicht im erforderli­chen Maß erbracht worden. Mord im Altenheim Lebenslang­e Haft droht zwei Altenpfleg­erinnen, die sich ab 9. Januar vor dem Landgerich­t verantwort­en müssen. Sie sollen in einem Heim einem 104Jährige­n versehentl­ich zuviel Morphium gespritzt und keinen Arzt gerufen haben, um den Fehler zu vertuschen. Die Anklage nennt das Mord durch Unterlasse­n.

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Spurensich­erung am S-Bahnhof Wehrhahn im Juli 2000: Jahrelang hatten die Ermittler keinen Erfolg. Jetzt steht ein Beschuldig­ter vor Gericht.

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