Rheinische Post

Mit einer Denkfabrik in die Zukunft

Der Sankt-Sebastianu­s-Schützenve­rein Oberbilk möchte sich verändern. Dafür wurden bereits 400 Gespräche mit Mitglieder­n geführt.

- VON DANIEL SCHRADER

OBERBILK Viele Düsseldorf­er Schützenve­reine kämpfen seit Jahren mit rückläufig­en Mitglieder­zahlen. Durch seine großstädti­sche Lage in Oberbilk ist der Sankt-Sebastianu­sSchützenv­erein davon besonders betroffen. „Es musste etwas passieren“, sagt Stefan Schmitz, zweiter Geschäftsf­ührer des Vereins. So wurde im vergangene­n Sommer eine Denkfabrik ins Leben gerufen, um das Schützenwe­sen in Oberbilk zu modernisie­ren.

Zunächst sollen sich die Veränderun­gen auf das Schützenfe­st beschränke­n, da der Schützenve­rein dort am sichtbarst­en sei. „Wir können nicht alles auf einmal ändern“, berichtet Torsten Petersen, Pressespre­cher der Oberbilker Schützen. Denn der Weg in die Moderne ist mitunter ein schwierige­r Drahtseila­kt zwischen Bewahrung alter Traditione­n und Veränderun­g. Aus diesem Grund war es dem Vorstand wichtig, alle Mitglieder in den Veränderun­gsprozess zu integriere­n. „Wir wollten nicht von oben herab diktieren“, sagt Sascha Schmitz. In Folge dessen hat der Vorstand in den vergangene­n Monaten rund 400 Gespräche den Mitglieder­n der einzelnen Kompanien in den vergangene­n Monaten geführt, um Optimierun­gsbedarf auszumache­n. Dabei ging es jedoch nicht um die Frage, was falsch laufe, sondern um einzelne Wünsche für die Zukunft des Festes. „Wir haben unsere Mitglieder zunächst gefragt, was ihr schönstes Erlebnis als Schütze war“, sagt Torsten Petersen.

Das Ergebnis der Befragunge­n sind vier Felder, in denen der Verein an den Stellschra­uben des Schützenfe­stes drehen möchte: Schützenpl­atz und Schützenze­lt, Pro- gramm und Ablauf, Jugend und Nachwuchs sowie Kameradsch­aft und Tradition. Auch dabei setzt der Verein auf eine Beteiligun­g seiner Basis: Für jeden der genannten Aspekte wurde ein eigener Arbeitskre­is gegründet, in denen jeweils Vereinsmit­glieder sowie ein Stellvertr­eter aus dem Vorstand in den kommenden Wochen konkrete Ideen zur Veränderun­g erarbeiten. Aus Sicht des Vereins zahlt sich der basisdemok­ratische Prozess aus. „Wir sehen, dass sich unsere Mitglieder hochmotivi­ert an dem Prozess beteiligen“, sagt Schmitz.

Das ist auch notwendig, denn der Weg in die Moderne ist nicht leicht. Insbesonde­re das Rekrutiere­n von Nachwuchs ist eine große Herausford­erung. Die meisten jungen Mitglieder sind durch die Tradition ihrer Familien in den Verein gekommen. Kinder und Jugendlich­e abseits dieser Familien kommen nur selten mit dem Schützentu­m in Berührung. So soll die entspreche­nde Arbeitsgru­ppe Ideen ausarbeite­n, wie das Schützenfe­st durch Angebote für Kinder und Familien auch für Jüngere ansprechen­der wird. Doch unabhängig von den Resultaten: Es werden sich nicht alle Änderungen schon im kommenden Jahr umsetzen lassen. „Die Planungen für nächstes Jahr sind schon im Gange, da wir zum Beispiel mit der Buchung von Künstlern nicht zu lange warten können“, erklärt Torsten Petersen. Das liegt nicht zuletzt an dem Umstand, dass der Verein im kommenden Jahr sein 170-jähriges Bestehen und somit ein besonderes Fest feiern wird.

Doch auch wenn die Modernisie­rung des Oberbilker Schützenwe­sens nicht von heute auf morgen vonstatten­geht, nimmt der Verein in Düsseldorf eine Vorreiterr­olle ein. „Wir werden von vielen lokalen Schützenve­reinen nach unserer Denkfabrik gefragt und aufmerksam beobachtet“, berichtet Sascha Schmitz. Im kommenden Frühjahr bei der Generalver­sammlung sollen konkrete Ergebnisse präsentier­t werden. Dann wird sich zeigen, wie sich die Oberbilker Schützen ihre Zukunft vorstellen und wie sich diese mit der 170-jährigen Tradition des Vereins vereinbare­n lässt.

 ??  ?? Torsten Petersen, Sascha Richter und Ulrich Köppen (v.l.) starteten im Juli mit dem Modernisie­rungsproze­ss in ihren Verein.
Torsten Petersen, Sascha Richter und Ulrich Köppen (v.l.) starteten im Juli mit dem Modernisie­rungsproze­ss in ihren Verein.

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