Das 20-Quadratmeter-Eigenheim
Aus den USA ist der Trend der Tiny Houses nach Deutschland geschwappt. Die Minihäuser passen auf einen Anhänger, bieten aber alles Notwendige. Zwei Kölner und ein Westfale machen den Traum vom Puppenstubenheim wahr.
KÖLN Die vier Wände seines Hauses kann Michael Heller fast mit ausgestrecktem Arm berühren, ohne sich von der Stelle zu bewegen. Gerade mal 2,53 Meter breit und etwas über fünf Meter lang ist das von dem Kölner Tischlermeister gebaute Heim, in dem die Bewohner auf nichts verzichten müssen – außer auf Platz. „Tiny Houses“, also winzige Häuser, werden diese Unterkünfte genannt, die sich seit einigen Jahren wachsender Beliebtheit erfreuen. In Zeiten wachsender Mobilität und explodierender Immobilienpreise bie- Meter erlaubt. Nur dann lassen sie sich mit einem Führerschein der Klasse 3 ziehen – ein wichtiges Kriterium für den Verkauf.
Bis zu 40 Anbieter von Tiny Houses soll es laut Heller bundesweit geben, genaue Zahlen sind nicht bekannt. Die Kölner haben bislang einen Prototyp erstellt, in dem es sich demnächst auf einem Campingplatz in Köln-Dünnwald probewohnen lässt. Interessenten gebe es etliche, sagt Heller. „Aber mindestens genauso viele hochfliegende Träume“, sagt der 41-Jährige. „Zum Beispiel, dass wir für 5000 Euro ein fertiges Haus auf die grüne Wiese stellen.“Das aber funktioniere nicht. Je nach Ausstattung und Größe müssten schon zwischen 40.000 und 50.000 Euro veranschlagt werden. Das kleine Haus hat also einen großen Preis.
Heller legt aber Wert darauf, dass sein Minihaus nach denselben Standards und ökologischen Kriterien gebaut ist wie ein normales Heim. „Wenn man auf günstigen Wohnraum spekuliert, ist das eine langfristige Rechnung“, sagt er. Hinstellen lässt sich das Tiny House jedoch auch nicht überall. Das hänge von der Einsatzmöglichkeit und dem Landesrecht ab. Wer etwa nur ein gut ausgestattetes Häuschen für den eigenen Garten will, muss sich erstmal vergewissern, ob dies auch erlaubt ist. Wenn man das Miniheim als Hauptwohnsitz nutzen will, muss das Grundstück als Bauland erschlossen sein. Ansonsten bietet sich ein Stellplatz an, auf dem auch ein Wohnwagen stehen dürfte.
Stefan Diekmann kennt diese Probleme sehr gut. Sein Unternehmen Tiny House Diekmann in Hamm hat seit Februar 2016 schon sieben Kleinsthäuser verkauft. Der Durchschnittspreis liegt auch bei ihm um die 40.000 Euro, los gehe es bei rund 25.000 Euro. Interessant sei, wie die Tiny Houses genutzt würden – als rollender Friseursalon, als Yoga-Studio oder Waldkindergarten. Anfragen für seine Modelle kämen aus ganz Europa, deshalb will Diekmann neben individuellen Anfertigungen auch Serien-Ausführungen anbieten.
Grundsätzlich lässt sich ein Tiny House autark ausstatten, etwa mit Chemietoilette und Solarzellen. Bequemer ist es jedoch, vorhandene Infrastruktur für Wasser und Strom zu nutzen. Ansonsten ist alles wie gewohnt. Die Puppenstubenheime bieten Küche, Toilette, Wohn- und Schlafzimmer auf engstem Raum – bis zu 19 Quadratmeter sind es bei den Kölnern, geschlafen wird dabei in einer Zwischenebene unter dem Dach. „Verzichten müssen Bewohner nur auf die 20 Kubikmeter Kleinkram, den sie mit sich herumschleppen“, sagt Heller. Wer mehr Platz braucht, kann natürlich auch mehrere Häuser wie Module miteinander verbinden.
Selbstverständlich hat Heller sein Tiny House auch schon selbst ausprobiert. Kuschelig sei es darin gewesen. Was auch sonst.