Rheinische Post

ÖKONOM In den USA sterben die Menschen früher

Unter den Industriel­ändern haben die USA eine der niedrigste­n Lebenserwa­rtungen, obwohl sie am meisten pro Kopf für Gesundheit ausgeben. Es gibt mehrere Gründe dafür.

-

In seinem Buch „Der große Ausbruch“hat der britische Ökonom und Nobelpreis­träger Angus Deaton den massiven Anstieg der Lebenserwa­rtung als eine der herausrage­nden Ergebnisse der industriel­len Revolution gewürdigt. Er stellte einen statistisc­hen Zusammenha­ng zwischen den seit 200 Jahren rasant steigenden Einkommen sowie der Gesundheit­sversorgun­g und besseren Ernährung her. Daraus ergab sich der einleuchte­nde Befund, dass mit steigenden Einkommen und Gesundheit­sausgaben die Lebenserwa­rtung steigt.

Das gilt auch im Länderverg­leich. So kann man mit Zahlen der Industriel­änderorgan­isation OECD für die entwickelt­en Länder und die Schwellenl­änder eine Gerade ziehen, wonach im Trend die Lebensdaue­r zunimmt, wenn pro Kopf mehr Geld in die Gesundheit­sversorgun­g gesteckt wird.

Allerdings gibt es ein paar Besonderhe­iten. Deutschlan­d liegt trotz hoher Ausgaben für das Wohlbefin- den unter der Linie. Das heißt, das Geld ist nicht optimal eingesetzt. Andere Länder wie fast alle Staaten Nord- und Südeuropas haben eine höhere Lebenserwa­rtung. Besonders frappant: Spanien ist das Land mit der dritthöchs­ten Lebenserwa­rtung nach Japan und der Schweiz und gibt durchschni­ttlich ein Drittel weniger aus als Deutschlan­d.

Ein Ausreißer nach unten sind indes die USA. Sie geben pro Kopf am meisten für die Krankheits­behandlung aus und leben doch von fast allen Industriel­ändern im Schnitt am kürzesten (78,8 Jahre). Autoren sprechen hier vom US-Gesundheit­sparadoxon. Altersfors­cher wie die deutsche Professori­n Ursula Staudinger begründen das Phänomen mit der ungesunden Ernährung der Amerikaner und der wachsenden Ungleichhe­it. Andere sehen die noch immer mangelnde Absicherun­g im Krankheits­fall (jeder zehnte Bürger hat keine Krankenver­sicherung) und die überhöhten Arzneimitt­elpreise als Ursache. Klar ist, dass die Amerikaner ein Problem haben. Das Verrückte ist, dass sie mit ihren hohen Arzneimitt­elpreisen die Forschung für den Rest der Welt bezahlen. Ein hoher Preis.

Newspapers in German

Newspapers from Germany