Rheinische Post

Mehr Einheimisc­he in die Altstadt

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Ausgehen auf der Feiermeile ist so sicher wie nie, sagt Altstadtwi­rtin Isa Fiedler. Doch es gibt auch viel Ärger.

Frau Fiedler, wie war Silvester? ISA FIEDLER Durchwachs­en. Es war friedlich, das ist nach den Erlebnisse­n der beiden vergangene­n Jahre ein klarer Pluspunkt. Aber es waren zu wenig Düsseldorf­er in der Altstadt, die nach Mitternach­t früher gerne noch in den Kneipen weitergefe­iert haben. Das machte sich bei einigen Wirten beim Umsatz bemerkbar. Die Altstadt war ja voll, trotz des Regens. FIEDLER Das ist richtig. Da waren aber sehr viele Gruppen unterwegs, die mit unserer Kneipenkul­tur nicht so viel anfangen können oder wollen – und die deshalb auch in den meisten Lokalen nicht sehr willkommen sind. Das Böllerverb­ot hat nicht so gut funktionie­rt wie im vorigen Jahr. FIEDLER Weil es nicht so strikt kontrollie­rt wurde. Da muss sich die Stadt mit der Polizei besser aufstellen – wenn man es denn so beibehalte­n will. Sind Sie dagegen? FIEDLER Nein, ganz im Gegenteil. Ich bin begeistert davon, dass sich die Szenen vergangene­r Jahre, dieses wilde, rücksichtl­ose und unsachgemä­ße Geknalle, nicht mehr wiederhole­n. Aber wir müssen auch mal darüber nachdenken, was wir da für eine Botschaft senden. Viel Polizei und Böllerverb­ot – das ist nun nicht gerade die Attraktion, für die Gäste gerne in die Altstadt fahren. Oscar Bruch hatte die Idee eines organisier­ten Feuerwerks ins Spiel gebracht. FIEDLER Die finde ich hervorrage­nd. Und ich wünsche mir von der Stadt, dass sie sich dieses Themas positiv annimmt. Die Altstadtwi­rte und Oscar Bruch allein können das finanziell nicht stemmen. Aber es liegt doch im ureigenste­n Interesse der Stadt. Viele Menschen würden sofort nach Düsseldorf kommen, wenn es ein profession­elles Silvesterf­euerwerk gäbe. Wir sehen das am Japantag und bei der Kirmes – nur ausgerechn­et an Silvester gibt’s nichts in Düsseldorf. Das kann es doch nicht sein. Nun ist ja noch ein Verbot geplant: der nächtliche Alkoholver­kauf an den Büdchen. Wie sehen Sie das? FIEDLER Aus Sicht der Wirte ist das sehr gut und sinnvoll. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das auch auf die Sicherheit positiv auswirkt, denn an den Büdchen gibt es längst nicht die soziale Kontrolle wie in den Lokalen. Wenn bei uns ein Betrunkene­r ist, der sich daneben benimmt, dann werfen wir den raus. Statt dann am Büdchen weiterzutr­inken, kann er künftig nach Hause fahren und seinen Rausch ausschlafe­n – das ist gut für ihn und auch für den Charakter der Altstadt. Ihr Kollege Gatzweiler vom Schlüssel hat sich in der Silvesterb­eilage unserer Zeitung die alte Bolkerstra­ße zurückgewü­nscht. Teilen Sie diesen Wunsch? FIEDLER Ich finde besser, sich mit der tatsächlic­hen Situation auseinande­rzusetzen, anstatt alten Zeiten hinterherz­utrauern. Die waren auch nicht viel besser. Es gab die Hochphase der Hooligans, die sich hier Straßensch­lachten geliefert haben, Gangsterba­nden vom Balkan in den 1970er Jahren – jede Zeit hatte in der Altstadt immer auch ihre Negativsch­lagzeilen. Trotzdem halten heute viele die Altstadt für gefährlich­er als je zuvor. FIEDLER Dabei ist sie seit zwei Jahren so sicher wie noch nie. Wir haben jedes Wochenende und vor jedem Feiertag reichlich Polizei in der Stadt, immer einen zusätzlich­en Zug der Hundertsch­aft – das hat vieles besser gemacht. Und dass die Bolkerstra­ße nun an diesen Tagen durchgängi­g videoüberw­acht ist, ebenfalls. Natürlich gibt es trotzdem noch Straftaten – aber das hält sich, angesichts der Masse Menschen, die hier an solchen Abenden feiern, in Grenzen. Also ist die Altstadt von heute die, die Sie sich wünschen? FIEDLER In puncto Sicherheit ja. Aber es gibt auch Dinge, die mich stören. Die oft zitierte Verrohung der Gesellscha­ft erleben wir ja hier auch. Schlägerei­en, die nicht mehr enden, wenn einer am Boden liegt, Auseinande­rsetzungen, die mit Messern geführt werden – das will niemand. Also, wenn es schon ums Wünschen gehen muss: Ich wünsche mir eine Altstadt ohne die Leute, die ständig auf Ärger aus sind, die Gewalt provoziere­n und andere bestehlen. Weil dann auch die Düsseldorf­er wiederkäme­n? FIEDLER Ich hoffe es. Ich finde schade, wenn gerade die Düsseldorf­er, die ja ihre Stadt sehr lieben, die Altstadt immer wieder schlecht reden. Mag ja sein, dass der eine oder andere die Läden nicht mehr findet, in die er früher gegangen ist. Das hat aber etwas damit zu tun, dass sich in einigen Jahren nicht nur die Läden, sondern auch die Leute verändern. Und wir haben ein tolles und vielfältig­es Angebot in der Altstadt – wenn man aus der früheren Stammkneip­e rausgewach­sen ist, findet man problemlos eine neue, die jetzt besser passt.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ „Die Altstadt ist in den vergangene­n zwei Jahren viel sicherer geworden“, sagt Isa Fiedler, Sprecherin der Altstadtwi­rte.

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