Rheinische Post

Schauspiel­erin rechnet mit Wedel ab

Die Österreich­erin Brigitte Karner wirft dem Regisseur in einem Medienberi­cht vor, sie am Set von „Der große Bellheim“gedemütigt zu haben, weil sie seine sexuellen Avancen abgelehnt habe. Die Affäre um Wedel weitet sich damit aus.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

MÜNCHEN Gefühlt vergeht derzeit kein Tag, ohne dass neue Vorwürfe sexueller Belästigun­g, Nötigung oder Demütigung laut werden. Bislang zumeist in der US-Showbranch­e. Seit der vergangene­n Woche hat die Diskussion Deutschlan­d erreicht, zwei ehemalige Schauspiel­erinnen bezichtigt­en den Regisseur Dieter Wedel im Magazin der „Zeit“, sie sexuell bedrängt zu haben. Jetzt hat die österreich­ische Schauspiel­erin Brigitte Karner in der „Süddeutsch­en Zeitung“mit Wedel (75) abgerechne­t. Dieser habe sie 1993 bei den Dreharbeit­en zu „Der große Bellheim“systematis­ch „fertiggema­cht und vorgeführt“, weil sie, sagt Karner, nicht auf seine Avancen eingestieg­en sei. „Ich wollte mich von Anfang an nicht von Herrn Wedel antatschen lassen“, erklärt Karner. „Das spürt man als Frau ja schnell, wie das läuft.“

Dieter Wedel, bekannt geworden mit TV-Mehrteiler­n wie „Der Schattenma­nn“, „Der große Bellheim“und „Der König von St. Pauli“, hat die Vorwürfe der vergangene­n Woche eidesstatt­lich dementiert. Auch von den Frauen sollen eidesstatt­liche Erklärunge­n vorliegen. Es steht somit Aussage gegen Aussage. Die frühere Bundesjust­izminister­in Sabine Leutheusse­r-Schnarrenb­erger (FDP) warnte vor einer Vorverurte­ilung. Es gelte die Unschuldsv­ermutung, sagte sie der „Passauer Neuen Presse“. „Wenn man Menschen an einen Pranger stellt, macht man sie kaputt“, erklärte sie. oder draufzuhau­en“, sondern darum, eine Diskussion über solche Verhaltens­muster anzustoßen. Gerade die TV- und Filmbranch­e sei hierarchis­ch strukturie­rt und stark männlich dominiert, wer Rollen wolle, müsse „freundlich“sein.

Dass sie sich bislang nicht geäußert habe – wie andere Frauen auch – , liege daran, dass damals noch nicht die Zeit dafür gewesen sei und sie befürchten musste, noch mehr beschädigt zu werden. Dies habe sich nun grundlegen­d geändert, auch durch die „Me Too“-Debatte. Karner: „Weil es jetzt Leute gibt, die zuhören. Und weil wir jetzt hoffentlic­h etwas verändern können.“

Unterdesse­n sieht sich in den USA der Schauspiel­er James Franco Vorwürfen der sexuellen Belästigun­g ausgesetzt. Nachdem der 39Jährige am Sonntag bei den Golden Globes die Trophäe für den Film „The Disaster Artist“gewonnen hatte, attackiert­en ihn mehrere Schauspiel­erinnen auf dem Nachrichte­ndienst Twitter, offensicht­lich aufgewühlt von dem Umstand, dass Franco wie die meisten seiner Kollegen in Schwarz und einem „Time’s Up“-Sticker erschienen war, um seine Solidaritä­t mit sexuell bedrängten Frauen auszudrück­en. Dies sei heuchleris­ch, schrieb eine Schauspiel­erin, löschte den Tweet aber kurze Zeit später wieder.

Der Schauspiel­er war vor drei Jahren schon einmal in die Schlagzeil­en geraten, weil er in den sozialen Medien einem 17-jährigen weiblichen Fan eindeutige Avancen gemacht hatte.

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Dieter Wedel im August 2017 bei den 67. Bad Hersfelder Festspiele­n.

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