Rheinische Post

Probezeit dauerte nur eine Stunde

In einer Bäckerei-Filiale am Flughafen verschwand ein Angestellt­er mit 200 Euro aus der Kasse.

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(wuk) Nur eine rekordverd­ächtig kurze Probezeit am Arbeitspla­tz hielt es ein 29-Jähriger in einer Bäckerei-Filiale am Flughafen aus. Schon eine Stunde nach Arbeitsbeg­inn war der Neu-Kollege verschwund­en – allerdings mit 200 Euro aus der Kasse sowie der Geldbörse einer Kollegin.

Das brachte den Kokainsüch­tigen, der einst sogar als Küchen-Chef in einem stadtbekan­nten Szene-Lokal tätig war, gestern vors Amtsgerich­t. Und laut Urteil dann direkt für zehn Monate in Haft. „Suchtdruck“und Geldnot hatten laut Verteidige­r Markus Hertel den Angeklagte­n an dessen erstem Arbeitstag nach einer Stunde übermannt. Wort- und grußlos hatte der 29-Jährige den Job hingeschmi­ssen. Die Diebstähle hatte zu der Zeit in der Bäckerei noch niemand bemerkt. Erst seiner Freundin fiel auf, dass der 29-Jährige persönlich­e Dokumente von einem der Diebstahls­opfer in seiner Börse hatte. Die Frau soll die Polizei informiert haben. Deswegen jetzt vor Gericht gestellt, gab der Drogensüch­tige alles zu. Doch sein Anwalt betonte, dass der Angeklagte die Probearbei­t in der Bäckerei ohne Hintergeda­nken angetreten habe. Eigentlich habe der 29-Jährige seine Drogenkarr­iere dadurch gerade beenden, sich eine feste Anstellung sichern wollen. Dass diese Vorsätze dann aber nicht mal eine Stunde lang hielten, wunderte den Staatsanwa­lt nicht. Schon seit März 2005 führt die Justiz ein Register über den 29-Jährigen. Zehn Eintragung­en gibt es darin, meist wegen Diebstähle­n oder Betrugs, um von der Beute dann Drogen zu kaufen. Als er angeblich den Neustart ins Berufslebe­n wagen wollte, stand er noch unter zweifacher Bewährung, hatte zehn Monate Haft sowie weitere 12 Monate wegen früherer Taten offen. Gestern gab die Richterin daher kein Pardon mehr, schickte ihn wegen der Bäckerei-Taten für zehn Monate ins Gefängnis. Die noch offenen Strafen werden fällig. Doch ohnehin saß der 29-Jährige in U-Haft – wegen ganz anderer Taten.

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Anwalt Markus Hertel vertrat den Angeklagte­n.

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