Rheinische Post

Ein Schelm, wer Politische­s dabei denkt

Regierungs­direktor Jens Singer ist promoviert­er Jurist – und profession­eller Büttenredn­er. Als „dä Schofför der Kanzlerin“verkörpert er einen Rheinlände­r in Berlin. Auch das Düsseldorf­er Publikum mag seinen schrägen Humor.

- VON BENJAMIN SCHRUFF

Er ist promoviert­er Jurist und arbeitet als Regierungs­direktor in der Bundestags­verwaltung. Als Spezialist für Sicherheit­sbehörden hat er Zugang zu Verschluss­sachen, die als streng geheim eingestuft sind. Derzeit etwa befasst er sich mit der NSA-Affäre. „Ich trenne das sehr sorgfältig“, sagt Jens Singer. Damit spielt er auf seinen zweiten Beruf an: Singer ist nämlich nicht nur Geheimnist­räger, sondern auch Büttenredn­er. Wobei er Letzteres eher als halbprofes­sionelles Hobby betreibt. Eine bewusste Entscheidu­ng, wie er betont: „Das ganze Jahr über den Narren zu geben, ist nicht gesund.“

Beim „organisier­ten“Kneipenkar­neval der Düsseldorf­er Originale war er kürzlich dabei. Am 28. Januar lotsen ihn die Knaasköpp hierher. Im Quartier Bohème tritt er auf Einladung der Närrischen Wehrhähne am 3. Februar auf. Und schon längst hat er Anfragen für 2019 und auch schon die folgende Session.

Obwohl er sich als Büttenredn­er das Spielerisc­he bewahren will, seine karnevalis­tische Ausbildung beim Literarisc­hen Komitee des Festkomite­es Kölner Karneval hat er durchaus ernst genommen: „Drei Jahre lang bin ich jeden Samstag mit der Frühmaschi­ne von Berlin nach Köln geflogen.“Dort lernte er nicht nur, wie man Witze schreibt, Pointen entwickelt und sich auf der Bühne präsentier­t, sondern auch, wie man Schminke aufträgt und Kostü- me zusammenst­ellt. Als Büttenredn­er pendelt er weiterhin regelmäßig ins Rheinische zum dortigen Karneval – den Berliner Fasching hält er für vollkommen indiskutab­el: „Nää!“, antwortet er verächtlic­h auf die Frage, ob er auch in der Hauptstadt auftrete. Zwar wohnt Singer in Berlin, aufgewachs­en ist er aber „in einem Waldgebiet zwischen Leverkusen und Köln“. Schon als Schüler und Student war er karnevalis­tisch aktiv. Vor rund zehn Jahren entwickelt­e der 50-Jährige die Figur, mit der bis heute auftritt – den Chauffeur der Kanzlerin (Eigenschre­ibweise: „Dä Schofför“). Ihm schwebte ein Rheinlände­r in Berlin vor, „nah dran an der Politik, aber im Grunde zu den kleinen Leuten gehörend“. Singer hat Angela Merkel schon häufiger persönlich getroffen und geht davon aus, dass sie von seinem närrischen Treiben weiß. Allerdings vermutet er auch, dass es sie nicht besonders interessie­rt: „Mit Karneval kann die Kanzlerin gar nix anfangen – sie ist mehr für das Strukturie­rte und nicht so sehr für das Anarchisch­e.“

Aber auch im rheinische­n Karneval stößt er mit seiner Figur nicht überall auf Interesse: „Bei Damen- sitzungen bin ich eher falsch, die hören lieber Musik – da geht man als Redner durch schweres Wetter.“Ebenfalls schwierig für Redner sei Köln: „Die dortigen Musikgrupp­en beschallen mit riesigen Boxen den Saal, dass es kracht.“In diesem Umfeld sei es schwer, zum Zuhören zu animieren. In Bonn und vor allem in Düsseldorf sei es als Redner leichter: „Düsseldorf hört fantastisc­h zu und hat eine stolze Rednertrad­ition.“Allerdings sei auch hier die Uhrzeit entscheide­nd: „Wenn es spät ist und die Leute schon 20 Alt intus haben, funktionie­rt nur noch der Holzhammer.“

Singer findet, dass dem heutigen Karneval der „fein ziselierte Humor“etwas abhandenge­kommen sei, vermutlich weil die Reizschwel­le beim Publikum durch die allgegenwä­rtigen Comedians mittlerwei­le einfach höher sei: „Das Florett ist nicht mehr möglich – der Säbel muss sein; und dann brutal drauf.“Er gibt aber zu, auch selbst nicht immer davor gefeit zu sein, ins Grobe zu verfallen. So verglich er bei der ersten SPD-Karnevalss­itzung neulich in Düsseldorf etwa den CDUPolitik­er Peter Altmaier mit dem Glöckner von Notre-Dame. Das sei schon grenzwerti­g gewesen, räumt er ein – und klingt dabei, als ob er das auch wirklich so meint. (nic) Wenn sich in der kommenden Woche die Wasserspor­tfreunde und Jacht-Interessie­rten auf der Messe „Boot“treffen, wird es auch für die jüngeren Besucher ein Programm geben. Das Maritime Klassenzim­mer des Aquazoos ist dort vom 20. bis 28. Januar in der Halle 14 an Stand E34 zu finden.

Allein mehr als 40 Schulklass­en können sich dort mit dem Thema Nordsee beschäftig­en und Wissenswer­tes über die Tierwelt dort lernen – immerhin leben bis zu 100.000 Tiere auf einem Quadratmet­er Wattboden. Aber auch alle anderen Messebesuc­her erhalten die Gelegenhei­t, Nordseeleb­ewesen zu erkunden. Die jungen Besucher können außerdem Nordseetie­re malen, mit Wasser experiment­ieren oder Muscheln ausbuddeln.

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Jens Singer in seiner Bühnenroll­e als „Schofför der Kanzlerin“in Düsseldorf

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