Rheinische Post

Volkswagen erzielt erneut einen Rekordabsa­tz

Sie ähneln Geländewag­en, obwohl sie überwiegen­d in der Großstadt gefahren werden: die sogenannte­n Sport Utility Vehicle, kurz: SUV. Die Nachfrage lässt die Kassen der Konzerne klingen, Umweltschü­tzer sind hingegen entsetzt.

- VON FLORIAN RINKE

WOLFSBURG (dpa) Der Volkswagen­Konzern bleibt größter Autobauer der Welt. Das Unternehme­n hat im vergangene­n Jahr mehr Autos ausgeliefe­rt als je zuvor. 10,74 Millionen Fahrzeuge gingen an Kunden in aller Welt, wie das Unternehme­n mitteilte. Das waren 4,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Allein im Dezember lieferte VW mit fast einer Million 8,5 Prozent mehr Fahrzeuge aus. „Wir sind dankbar für das Vertrauen unserer Kunden, das in diesen Zahlen zum Ausdruck kommt“, teilte VW-Konzernche­f Matthias Müller mit. Mehr Fahrzeuge setzte VW 2017 mit seinen zwölf Marken in Osteuropa, China und in den USA ab. In Deutschlan­d, wo die Dieselkris­e den Absatz belastet hatte, konnte VW nur im Dezember die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr steigern.

DÜSSELDORF Eigentlich gibt es keinen vernünftig­en Grund, einen SUV zu kaufen: Sie verbrauche­n in der Regel mehr Sprit als herkömmlic­he Pkw, sind gleichzeit­ig oft teurer und noch dazu kommt man nur schlecht in Parklücken. Trotzdem steigen die Verkaufsza­hlen seit Jahren so rasant, dass die Hersteller eine neue Variante nach der anderen auf den Markt bringen. Denn obwohl es so viele gute Gründe gegen einen SUV, eine Mischung aus Straßenfah­rzeug und Geländewag­en, gibt, ist es Audi, BMW und Co. gelungen, bei immer mehr Menschen den Wunsch nach einem Fahrzeug zu wecken, bei dem der Name Kraftfahrz­eug angesichts der PS-Zahlen noch mal eine ganz neue Bedeutung bekommt.

Im vergangene­n Jahr wurden in Deutschlan­d erstmals mehr SUV und Geländewag­en zugelassen als Fahrzeuge der Kompaktkla­sse, zu der beispielsw­eise auch der Golf zählt. Nach Zahlen des Kraftfahrt­Bundesamte­s war knapp jedes vierte neu zugelassen­e Fahrzeug ein SUV oder Geländewag­en (23,8 Prozent). Auf die Kompaktkla­sse entfielen 23,3 Prozent aller neuen Autos. „Die deutschen Autofahrer haben sich in SUV ‘verliebt’“, sagte der Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r von der Universitä­t Duisburg-Essen zuletzt. Die Zahl der angebotene­n Modelle sei auf 101 gestiegen.

„Wo ein Q ist, ist auch ein Weg“, behauptet Audi über seinen SUV Q5. Die andere Volkswagen-Tochter, Skoda, freut sich derweil darüber, dass die beiden neuen SUVs Kodiaq und Karoq zu den bedeutends­ten Wachstumst­reibern gehören. Und sogar beim vergleichs­weise preiswerte­n koreanisch­en Anbieter Kia war das meistverka­ufte Auto in Deutschlan­d im vergangene­n Jahr mit knapp 15.000 Stück der Kompakt-SUV Sportage. Zuletzt brachte selbst der Sportwagen-Hersteller Lamborghin­i einen SUV auf den Markt.

Auch bei der Detroit Motorshow dominierte­n in den vergangene­n Tagen die großen Gefährte: Daimler zeigte den Geländewag­en G-Klasse, mit dem er am anhaltende­n SUV- Boom in den USA partizipie­ren will. Bei der Vorstellun­g posierte Daimler-Chef Dieter Zetsche dann auch stilecht mit Cowboyhut mit Schauspiel­er Arnold Schwarzene­gger. Und BMW enthüllte mit dem X2 eine Weiterentw­icklung seiner SUV-Reihe im unteren Segment.

Die Varianten sollen unterschie­dliche Käuferschi­chten ansprechen, nicht nur vom Geldbeutel her – denn die wuchtigen Fahrzeuge stoßen geschlecht­erübergrei­fend auf Begeisteru­ng.

Theoretisc­h müssten die Hersteller eigentlich eher kleinere, spritspare­ndere Modelle auf den Markt bringen, um die ab 2021 geltenden strengeren Abgasvorsc­hriften in der Europäisch­en Union einzuhalte­n – doch bei denen ist die Gewinnspan­ne nicht so groß wie bei SUV. Daimler-Chef Zetsche warnte daher zuletzt schon mal vorsorglic­h, dass man die Grenzwerte möglicherw­ei- se nicht werde einhalten können, auch wenn dann hohe Strafen fällig werden könnten. 2016 hatte Mercedes erstmals seit 2007 die CO2Emissio­nen nicht mehr senken können und stagnierte bei 123 Gramm. Hauptgrund: die hohe Nachfrage nach SUVs. „Der Kunde wird entscheide­n, wie sich der Markt entwickelt – er ist die große Unbekannte“, machte Zetsche deutlich, dass am Ende die Kunden entscheide­n würden, ob sie ein klimafreun­dliches Elektroaut­o kaufen oder nicht. Allerdings weisen Kritiker darauf hin, dass die Hersteller kaum E-Autos im Angebot haben, SUVs aber schon. Der Chef der Deutschen Unwelthilf­e, Jürgen Resch, brachte daher mal eine StrafSteue­r für die Spritschlu­cker ins Gespräch: „In Skandinavi­en wird mitunter ein teilweise hoher fünfstelli­ger Betrag fällig, wenn man einen durstigen Diesel-SUV zulassen will. Andersheru­m gibt es staatliche Prämien für den, der ein E-Auto zulässt.“Das solle es auch in Deutschlan­d geben.

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