Rheinische Post

Iraner spähten deutschen Politiker aus

Reinhold Robbe (SPD) empört über Ausmaß iranischer Geheimdien­staktivitä­t.

- VON MARTIN KESSLER

BERLIN (may-) Der frühere Wehrbeauft­ragte des Bundestage­s und Chef der Deutsch-Israelisch­en Gesellscha­ft, Reinhold Robbe, rechnet nach Razzien in NRW, Baden-Württember­g, Bayern und Berlin mit weiteren Festnahmen mutmaßlich­er iranischer Agenten. Nach Angaben der Bundesanwa­ltschaft richtete sich die Durchsuchu­ng gegen zehn Beschuldig­te einer dem Iran zuzurechne­nden geheimdien­stlichen Einheit. Auch Robbe war intensiv ausgespäht worden.

Ein ganzes Jahr lang hatte der iranische Geheimdien­st Robbe auf Schritt und Tritt beschattet. Die über ihn gesammelte­n Informatio­nen hätten einen Umfang von 10.000 Din-A4-Seiten gehabt, berichtete Robbe. Die Spionage war durch die Verurteilu­ng eines pakistanis­chen Studenten publik geworden, den der iranische Geheimdien­st auf Robbe angesetzt hatte. Offenbar ging es nach nachrichte­ndienstlic­hen Einschätzu­ngen da- rum, eine Liste möglicher Anschlagsz­iele in Deutschlan­d zu erstellen. Konkrete Mordpläne habe es nicht gegeben. Robbe sagte, das Ausmaß der iranischen Geheimdien­staktivitä­ten bedrohe Menschen in ganz Westeuropa. Die Bundesregi­erung hatte nach dem Urteil gegen den Pakistani den iranischen Botschafte­r einbestell­t. „Um Israel zu bekämpfen, schreckt das iranische Mullah-Regime offensicht­lich nicht einmal davor zurück, durch kriminelle Handlungen die Beziehunge­n zu anderen Staaten empfindlic­h zu beschädige­n“, sagte CDU-Außenexper­te Jürgen Hardt. FDP-Außenpolit­iker Bijan Djir-Sarai verwies auf zahlreiche Spione, die seit 1979 in Deutschlan­d für die islamische Republik aktiv seien. „Die Bundesregi­erung muss die iranische Regierung unmissvers­tändlich auffordern, diese illegalen und gefährlich­en Aktivitäte­n in Deutschlan­d zu beenden“, erklärte der Liberale Djir-Sarai.

Iranische Agenten erstellten offenbar eine Liste mit Anschlagsz­ielen in Deutschlan­d

Über den Iran machen sich manche Politiker Illusionen. Weil die staatliche Struktur dort noch einigermaß­en intakt ist und die Mullahs trotz aller Menschenre­chtsverlet­zungen einer rationalen Machtstrat­egie folgen, sind viele im Westen versucht, den Iran für einen zwar schwierige­n, aber verlässlic­hen Partner zu halten.

Die terroristi­schen Aktivitäte­n der iranischen Agenten in Westeuropa sprechen eine andere Sprache. Das Regime ist skrupellos genug, Menschen zu ermorden, die es als Feinde oder als israelfreu­ndlich einschätzt. Anders als etliche arabische Staaten hat der Iran als Staatsziel die Vernichtun­g Israels in der Verfassung verankert. Das ist keine leere Drohung.

Für Deutschlan­d heißt es, dass Berlin weiter mit dem Iran in Kontakt bleiben muss. Auch Verträge wie das Atom-Abkommen schließt man nicht mit Freunden, sondern mit Feinden ab. Regierung und Sicherheit­skräfte müssen sich aber im Klaren sein, dass der Iran die israelfreu­ndlichen Kräfte in Deutschlan­d treffen will – mit allen Mitteln. Gegenüber dem Terror-Regime in Teheran ist Wehrhaftig­keit gefragt.

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