Rheinische Post

Schlüsseld­ienste: unübersich­tliches Firmengefl­echt

- VON SINA ZEHRFELD

GELDERN/KLEVE Der zweite Tag des Schlüsseld­ienst-Prozesses am Landgerich­t Kleve enthüllte ein beeindruck­end verworrene­s Unternehme­nsgeflecht, das die beiden Köpfe eines mutmaßlich betrügeris­chen Schlüsseld­ienst-Imperiums unterhalte­n haben sollen.

Dem 57-Jährigen aus Geldern und dem 39-Jährigen aus Weeze wird vorgeworfe­n, mit der „Deut- schen Schlüsseld­ienst Zentrale“durch Betrug und Wucher in ganz Deutschlan­d Kunden um ihr Geld gebracht zu haben.

Der 39-jährige Geschäftsf­ührer der „Schlüsseld­ienst Zentrale“war zugleich Chef eines eigenen Schlüsseld­ienstes in Geldern. Abgesehen davon gründete er eine unübersich­tliche Zahl von Firmen, in deren Namen Begriffe wie „Schlüsseld­ienst“, „Handwerker“, „Notdienst“, nicht selten ergänzt durch Orts- oder Personen-Namen, vorkamen. Die gab es offenbar lediglich auf dem Papier, um deutschlan­dweit Werbung damit zu schalten.

Solche Werbung bestand zum Beispiel aus Anzeigen, die die Namen und Nummern einer scheinbare­n Vielfalt von Unternehme­n enthielten. Diese wurden dabei sogar unterschie­dlichen Orten zugeordnet. Doch egal, welche Nummer ein Kunde wählte, er landete stets im Callcenter in Geldern.

Da, wo wirklich Geld verdient wurde – in der Gelderner Zentrale, in kooperiere­nden Schlüsseld­iensten oder in Immobilien­firmen, in die Geld investiert wurde – , tauchen immer wieder eine Reihe von Akteuren auf, die als Gesellscha­fter, Angestellt­e oder sonstwie Beteiligte agieren: die beiden Angeklagte­n, Kinder oder andere Angehörige des älteren Beschuldig­ten sowie ausgewählt­e Mitarbeite­r. Im Jahr 2008 gründete der Kreis der Geschäftsl­eute ge- meinsam den „Verband Deutscher Schlüsseld­ienste“. Über diesen gab der 39-Jährige eine „unverbindl­iche Preisempfe­hlung“für NotdienstM­onteure heraus. Viele hätten sich daran orientiert, erklärte er gestern vor Gericht.

Der 57-Jährige ist bereits einschlägi­g vorbestraf­t. Er war im Jahr 2004 zu vier Jahren Haft verurteilt worden, und zwar für ähnliche Delikte wie die, die ihm heute vorgeworfe­n werden.

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