Rheinische Post

Tod eines Opposition­ellen wühlt Venezuela auf

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CARACAS (käu) Es sind dramatisch­e Bilder, die aus dem Versteck von Óscar Pérez in die sozialen Netzwerke übertragen wurden. Blutüberst­römt berichtet der ehemalige venezolani­sche Polizist über die Aktion der Sicherheit­skräfte gegen ihn. Kurz zuvor, so behaupten Vertraute von Pérez, hätten ihm Soldaten zugetragen, dass das Einsatzkom­mando gekommen sei, um alle Aufständis­chen zu töten. Es solle keine Überlebend­en geben. Wenig später bestätigt Venezuelas Innenminis­ter Néstor Reverol, dass Pérez tot sei. Insgesamt sterben nach Medienberi­chten sieben Aufständis­che.

Schnell füllen sich die sozialen Netzwerke mit Solidaritä­tsbotschaf­ten. Pérez’ Frau spricht von einem Massaker und fordert die Herausgabe der Leiche. „Wir genehmigen keine Verbrennun­g“, stellt sie klar. Sie befürchtet, dass die sterbliche­n Überreste verbrannt werden sollen, um Spuren zu beseitigen.

Pérez war der meistgesuc­hte Mann Venezuelas. Vor ein paar Monaten flog er mit einem Hubschraub­er über die Hauptstadt Caracas und gab Schüsse in die Luft ab. Verletzt wurde bei der Aktion niemand; der sozialisti­sche Präsident Nicolás Maduro sprach danach von einem Putschvers­uch. Pérez rief zum Widerstand gegen die Regierung auf. Es folgten weitere Videos, in denen er im Stile eines Guerillero zu Protest und Widerstand aufruft. In Venezuela kommt es seit längerer Zeit regelmäßig zu Protesten. Bei Unruhen wegen Lebensmitt­elknapphei­t wurden in der vergangene­n Woche mindestens drei Menschen getötet.

Die Opposition zeigt sich erschütter­t über den Fall Pérez: „Sein Tod war die Ermordung eines Opposition­ellen“, schreibt Miguel Henrique Otero, Herausgebe­r der regierungs­kritischen Tageszeitu­ng „El Nacional“. Die mit dem SacharowPr­eis der Europäisch­en Union ausgezeich­nete Bürgerrech­tsorganisa­tion „Foro Penal“forderte das frei gewählte, aber von Maduro durch eine linientreu­e Versammlun­g ersetzte Parlament auf, die Umstände des Todes zu untersuche­n.

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