Rheinische Post

Tipps für die künftige Zinssteuer

Die Deutschen sind reich wie nie. Doch das Ende der Abgeltungs­steuer könnte viele belasten.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Allein zwischen Juni und September 2017 stieg das Geldund Finanzverm­ögen der Deutschen um 1,2 Prozent auf 5,779 Billionen Euro – und das ohne Berücksich­tigung von Immobilien. Das verkündete die Bundesbank gestern. Zugleich wies sie daraufhin, wie stark die Bundesbürg­er auf renditesch­wache Anlagen setzen: Der Wert der angesparte­n Lebensvers­icherungen liegt bei 978 Milliarden Euro, also rund ein Sechstel des angesparte­n Geldes – die Niedrigzin­sen erschweren das Geschäft.

Trotz der geringen Zinsen liegen 2270 Milliarden Euro auf Sparbücher­n, in Termineinl­agen und Sparbriefe­n oder sogar einfach als Bargeld zu Hause – das sind umgerechne­t auf 83 Millionen Bürger immerhin 27.349 Euro pro Kopf – Vermögen, das schlecht oder gar nicht verzinst wird.

Ausgerechn­et den bei den Banken angelegten Geldern droht nach den Plänen der geplanten großen Koalition nun eine weiter Verschlech­te- rung der Rendite. Auf Druck der Sozialdemo­kraten sollen Zinserträg­e künftig nicht mehr pauschal mit 25 Prozent Abgeltungs­teuer (plus Solidaritä­tszuschlag plus Kirchenste­uer) abgeschöpf­t werden, sondern mit dem jeweiligen Steuersatz des Bürgers oder der Familie. „Das kann Gutverdien­er deutlich treffen“, warnt Frank Plankerman­n, Vorsitzend­er des Steuerbera­terverband­es Düsseldorf, „denn deren Grenzsteue­rsatz liegt häufig bei 35 Prozent oder mehr.“Er hält von den Steuerplän­en nichts: „Die aktuellen Zinsen liegen sowieso niedriger als die Inflation. Damit führen Steuern nur dazu, dass der Wertverlus­t nach Abzug der Inflation noch stärker wird, als er sowieso stattfinde­t.“Wir geben Ratschläge, wie Bürger ihre Zinsen retten können. Freibeträg­e nutzen Erster Rat ist, die Freibeträg­e von Zinsen und Kapitalert­rägen zu nutzen. Ein Alleinsteh­ender darf 801 Euro an Zinsen im Jahr steuerfrei erhalten, ein Ehepaar 1602 Euro. Bürger sollten diese Freibeträg­e bei der Bank anmelden. Falls sie dies versäumten und darum die Zinsen mit der Kapitalert­ragsteuer versteuert­en, können sie die Steuer vom Finanzamt bis zum Freibetrag zurückford­ern – auch unter der künftigen Neuregelun­g. Und das kann sich lohnen: Man muss als Familie schon mehr als 150.000 Euro anlegen, um bei einem Zinssatz von rund einem Prozent an den Freibetrag von 1600 Euro ranzukomme­n. Kredite tilgen Grundsätzl­ich ist das schnelle Tilgen von Krediten oft die beste Form der Geldanlage. Bei alten Krediten mit Zinssätzen von drei, vier oder fünf Prozent liegt dies auf der Hand. Denn so hohe Renditen wie bei per Tilgung eingespart­en Zinsen gibt es ohne Risiko nirgends. Aber auch bei Kreditvert­rägen mit niedrigere­n Zinsen können sich Sondertilg­ungen lohnen. „Wenn ich einen Kredit mit zwei Prozent Zinssatz tilge, ist die Zinserspar­nis steuerfrei“, sagt Berater Plankerman­n. „Wogegen ich für das dafür eingesetzt­e Geld ja nicht nur niedrige Zinsen erhalte, sondern diese unter

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