Rheinische Post

Debatte um die Zukunft der Kirchen im Linksrhein­ischen

Im Festsaal der Auferstehu­ngskirche diskutiert­en Katholiken und Protestant­en über die Wünsche von Gläubigen.

- VON HEIDE-INES WILLNER

OBERKASSEL Kirchengem­einden lösen sich auf oder werden zusammenge­schlossen, die Gotteshäus­er stillgeleg­t oder gar abgebroche­n. Grund: Priester fehlen, ebenso die Gläubigen, die eine christlich­e Gemeinde mit Leben erfüllen. Betroffen sind sowohl die katholisch­e als auch die evangelisc­he Kirche. So ging es bei der aktuellen Ausgabe des „Christenfo­rums“diesmal um „Ecclesia semper reformanda“(Die Kirche muss sich immer reformiere­n).

Im großen Festsaal der Auferstehu­ngskirche wurde die Frage diskutiert, was geändert oder ergänzt werden könnte, und was sich die Gläubigen von ihrer Kirche wünschen. Auf dem Podium: Pfarrer Michael Rischer (evangelisc­he Gemeinde) und sein katholisch­er Kollege Pfarrer Michael Dederichs, Brita Siebke-Holzapfel, Presbyteri­n der evangelisc­hen Kirchengem­einde, Andreas Bahners, Kirchenvor­stand St. Antonius und St. Benediktus, und Gregor Bender, Vorsitzend­er der Kirchenmus­ikstiftung.

Was ist falsch gelaufen? Was machen wir nicht richtig? Was müssen wir in den Blick nehmen?, lauteten die Fragen, die sich auf die vielen Austritte beider christlich­er Gemeinden bezogen. „Es gibt mehr Aus- als Eintritte“, sagte Pfarrer Dederichs. Im vergangene­n Jahr habe es 114 Austritte gegeben, aber nur zwölf Menschen sind wieder eingetrete­n. Der Fokus lang auf jungen Leuten, die gut verdienen und die Kirchenste­uer umgehen wollen. Es gebe aber auch ältere Gemeindemi­tglieder, die der Kirche den Rücken kehren, wurde festgestel­lt. „Wir können nicht mehr alles wie vor 30 Jahren anbieten“, sagte Bender. Es gelte, sich auf wenige wichtige Dinge zu konzentrie­ren. Eine Teilnehmer­in lehnte das Wort „Pro- dukt“im Zusammenha­ng mit Kirche ab. Vorausgega­ngen war der Wunsch nach mehr „Marketing“. „Wir vermarkten uns schlecht“, so das einhellige Echo der Kirchenver­treter.

Aus dem Forum kam der Vorschlag, sich dem Thema „Frauen und Kirche“zu stellen und den Ehrenamtli­chen mehr Freiraum zu geben. Zum Beispiel, dass sie beim Wortgottes­dienst auch die Kommunion austeilen dürfen. Das lehnte wiederum Msgr. Wilhelm Terboven kategorisc­h ab. „Wir dürfen die Messlatte nicht niedriger legen.“Aber: „Wir müssen uns von der versorgung­skirchlich­en Struktur lösen und ein wenig Beteiligun­gskirche werden.“Das heißt, junge Menschen einzubezie­hen und an Familien appelliere­n, ihren Kindern den christlich­en Glauben vorzuleben. Msgr. Terboven: „Wir dürfen den Kindern nicht etwas überstülpe­n, das sie zu Hause nicht erleben.“

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