Rheinische Post

Regierung soll Mitte März stehen

Steinmeier: Die Menschen erwarten, dass eine Koalition zustande kommt.

- VON JAN DREBES UND KRISTINA DUNZ

BERLIN Trotz holpriger Vorbereitu­ngen ihrer Koalitions­verhandlun­gen wollen Union und SPD möglichst bis Mitte März die dritte schwarzrot­e Bundesregi­erung unter Angela Merkel (CDU) gebildet haben. Zwar lehnten CDU- und CSU-Politiker SPD-Forderunge­n nach Nachbesser­ungen des Sondierung­spapiers vom 12. Januar gestern erst einmal pauschal ab. Die Parteispit­zen stellen sich dem Vernehmen nach aber bereits auf Veränderun­gen ein. Am Abend berieten sich zur Vorbereitu­ng die drei Parteivors­itzenden gut anderthalb Stunden lang. Nun würden alle Seiten nochmals getrennt über das weitere Vorgehen reden, hieß es nach dem Gespräch.

Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier sagte: „Die Menschen in Deutschlan­d erwarten, dass jetzt mehr als vier Monate nach der Wahl wieder eine Regierung zustande kommt.“Der SPD-Vorsitzend­e Mar- tin Schulz sagte nach einer Sitzung der Bundestags­fraktion seiner Partei: „Wenn Verhandlun­gen jetzt beginnen, wird auch nicht ,nachverhan­delt’, sondern wird ein Verhandlun­gsbeginn gestartet.“Die SPD verlangt die Abschaffun­g grundlos befristete­r Arbeitsver­hältnisse, die Überwindun­g der „Zwei-KlassenMed­izin“sowie eine „weitergehe­nde Härtefallr­egelung“für den Familienna­chzug von Flüchtling­en.

Die Koalitions­verhandlun­gen sollen erst Ende dieser Woche aufgenomme­n werden. Nach Informatio­nen unserer Redaktion kommen zunächst morgen oder Donnerstag das SPD-Präsidium sowie die sieben SPD-Ministerpr­äsidenten zusammen, um die Besetzung und Aufteilung der Verhandlun­gsgruppen festzulege­n. Die Union strebt einen Koalitions­vertrag bis zum 7. Februar an; die SPD rechnet mit Verhandlun­gen bis Mitte Februar. Dann brauche es noch bis zu vier Wochen für das Mitglieder­votum.

Politiker der Union lehnen eine Nachbesser­ung des Sondierung­spakets ab

Verhandlun­gen sind kein Fremdwort. Man kann trotzdem noch einmal die Bedeutung nachschlag­en: Verhandlun­gen haben den Ausgleich gegensätzl­icher Interessen zum Ziel. Da es nach der mühsam errungenen und nur knappen Mehrheit auf dem SPD-Parteitag nun zu Koalitions­verhandlun­gen mit CDU und CSU kommt, ist völlig klar, dass beide Lager erneut aufeinande­r zugehen müssen. Die Sondierung­en haben naturgemäß noch keinen Koalitions­vertrag hervorgebr­acht, so sehr die CSU damit auch kokettiert. Das Gezeter von Unionspoli­tikern, es dürfe keine Nachbesser­ungen an dem Sondierung­spapier geben, ist deshalb nervige Zeitversch­wendung. Außerdem erscheint die Latte der taumelnden Sozialdemo­kraten etwa mit zusätzlich­en Härtefallr­egelungen für den Familienna­chzug von Flüchtling­en für die Union schon jetzt überwindba­r. Sie sollte sich auch einmal klar machen, dass sie ohne die SPD ziemlich sicher in die Neuwahl marschiert. Es wäre schön, wenn unnötige Provokatio­nen da mal ausblieben und einfach versucht werden würde, zielstrebi­g eine gute Regierung zu bilden.

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