Rheinische Post

Intensive Hilfe für Libyen bei Flüchtling­s-Überwachun­g

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BERLIN (may-) Europa unterstütz­t libysche Stellen mit polizeilic­hen, geheimdien­stlichen und militärisc­hen Informatio­nen zur Flüchtling­sbewegung in größerem Umfang als bislang vermutet. Wie aus einer Antwort der Bundesregi­erung auf Anfrage der Linken hervorgeht, gehören zum EU-Projekt für das „Grenz- und Migrations­management in Libyen“neben Ausbildung der Küstenwach­e auch der Aufbau von nationalen Lage- und Koordinier­ungszentre­n sowie die „Unterstütz­ung der libyschen Behörden bei Einrichtun­g einer Such- und Rettungszo­ne“.

Die Umsetzung erfolge über das italienisc­he Innenminis­terium, berichtet das Auswärtige Amt weiter. Neben Italien hätten Malta, Portugal und Spanien die technische­n Vorbereitu­ngen abgeschlos­sen, um ihre Dienste über einen sicheren Kommunikat­ionskanal an das me- diterrane Kontrollze­ntrum anzuschlie­ßen. Zudem sei das satelliten­gestützte Netzwerk „Seahorse“auf „weitere nordafrika­nische Staaten“ausgelegt. Die europäisch­e Küstenwach­e „Frontex“unterstütz­e eine zivile Grenzmissi­on in Libyen durch „maßgeschne­iderte Software-Anwendung, die auch den Zugang zu Satelliten­bildern ermöglicht“.

Der Linken-Europapoli­tiker Andrej Hunko sieht dahinter eine „umfassende Militarisi­erung der Grenzüberw­achung“. Libysche Behörden sollten nun Aufklärung­sdaten aus EU-Missionen erhalten. „Die enge Kooperatio­n mit der libyschen Küstenwach­e soll Geflüchtet­e noch vor der Überfahrt über das Mittelmeer abfangen“, erklärt Hunko. Dabei sei die libysche Küstenwach­e „für ihre Brutalität berüchtigt“. Libysche Übergriffe müssten schonungsl­os aufgeklärt, die Kooperatio­n so lange auf Eis gelegt werden.

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