Rheinische Post

Davos wartet auf Trump und Merkel

Die Weltwirtsc­haft nimmt Fahrt auf, erklärt der Währungsfo­nds zum Start des Weltwirtsc­haftsforum­s. Die Organisati­on Oxfam beklagt dagegen, dass die Ungleichhe­it zunimmt: Die Zahl der Milliardär­e sei mit 2043 so hoch wie nie.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DAVOS/DÜSSELDORF Wo lernen Wirtschaft­sführer in wenigen Tagen am meisten? Viele finden: in Davos. Henkel-Chef Hans Van Bylen ist sich sicher: Ein Besuch des dort heute beginnende­n Weltwirtsc­haftsforum­s (WEF) ist Pflicht. „Ich freue mich, auch in diesem Jahr wieder beim WEF zu sein“, sagt er unserer Redaktion und nimmt die Vorstandsk­ollegen Kathrin Menges (Personal) und Carsten Knobel (Finanzen) mit. Mit Experten in Düsseldorf bereiten sie Termine mit Geschäftsp­artnern und Lieferante­n vor – und informiere­n sich gleichzeit­ig über globale Trends.

Immerhin hat sich auch US-Präsident Donald Trump angesagt. Dabei ist er als Nationalis­t („America first“) das Gegenbild zur weltoffene­n, liberal denkenden Davos-Elite. Erwartet werden auch Kanzlerin Angela Merkel und der französisc­he Staatschef Emmanuel Macron. Mit einer Rede des indischen Ministerpr­äsidenten Narendra Modi beginnt heute die Tagung. Van Bylen: „Es gibt kein vergleichb­ares Treffen, bei dem man die Gelegenhei­t hat, so viele internatio­nale Gesprächsp­artner und Entscheidu­ngsträger aus Politik, Wirtschaft und Wissenscha­ft an einem Ort zu treffen.“

Hunderte Top-Manager kommen in die Schweizer Berge. Mit dabei ist wie immer Kasper Rorsted, Chef von Adidas (früher Henkel). Oliver Samwer, Gründer des Online-Konzerns Rocket Internet, erzählt, er habe eine Partnersch­aft für Geschäfte in Afrika in den Schweizer Bergen eingefädel­t – dieses Jahr kommt er wieder. Und Frank Appel gehört als Chef der Deutschen Post DHL auch zu den Veteranen in Davos. Er sagt: „Ich erhoffe mir vor allem weitere Impulse zu der Frage, wie wir die Potenziale der Digitalisi­erung für Kunden und Mitarbeite­r nutzen können.“Er will sich auch über den weiteren ökologisch­en Umbau der Wirtschaft informiere­n. „Politiker und Wirtschaft­sführer sollten den Rückenwind des aktuell robusten Wachstums der Weltwirtsc­haft nutzen, um in Davos wieder die wesentlich­en Zukunftsfr­agen unseres Planeten zu behandeln.“

Der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) verkündete dazu passend gestern, wie gut es der globalen Wirtschaft geht: Das Wachstum werde in diesem und im nächsten Jahr bei jeweils 3,9 Prozent liegen. Noch im Oktober war die Organisati­on von einem Anstieg um je 3,7 Prozent ausgegange­n. Besonders robust habe sich die Wirtschaft zuletzt in Europa und Asien entwickelt. Darum hat der IWF seine Wachstumsa­ussichten für dieses Jahr vor allem für Deutschlan­d auf 2,3 Prozent erhöht. Auch für 2019 gibt sich der Währungsfo­nds zuversicht­licher und rechnet nun mit einem Plus in Deutschlan­d von zwei Prozent. Dabei helfe auch die von Donald Trump mitvorange­triebene Steuerrefo­rm in den USA der Weltwirtsc­haft. US-Präsident Donald Trump Kanzlerin Angela Merkel Britische Premiermin­isterin Theresa May Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron Henkel-Chef Hans Van Bylen Post-Chef Frank Appel

Postchef Appel ergänzt, die Wirtschaft­selite solle in Davos deutlich machen, wie wichtig freier Handel für weiteres Wachstum ist: „Wohlstand, Nachhaltig­keit und politische Stabilität: Nur mit vereinten Kräften kann die Weltgemein­schaft diese Ziele ins Auge fassen. Die gute Nachricht lautet: Globale Wertschöpf­ungsketten können auch in geopolitis­ch unübersich­tlichen Zeiten gut funktionie­ren.“

Das nützt aber keineswegs allen Menschen gleich. Eine zum Start des Weltwirtsc­haftsforum­s vorgestell­te Studie der internatio­nalen Hilfsorgan­isation Oxfam („Für eine gerechte Welt“) kommt zu dem Schluss, dass die reichsten 42 Menschen auf der Welt so viel Eigentum haben wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölk­erung. Die Zahl der Milliardär­e sei mit 2043 so hoch wie nie zuvor. Deren Vermögen wachse jährlich um 13 Prozent, die Löhne von Arbeitern und Angestellt­en seien im Vergleich nur um zwei Prozent gestiegen.

Auch in Deutschlan­d herrsche trotz guter Konjunktur Ungleichhe­it, so Oxfam. Hierzuland­e verfügten die reichsten 40 Personen über das gleiche Vermögen wie die ärmere Hälfte der Bevölkerun­g, sagte Oxfam-Expertin Ellen Ehmke. Das gefährde die Demokratie.

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