Rheinische Post

USA beenden Regierungs-Stillstand

Tausende waren bereits im Zwangsurla­ub, dann stimmten die Demokraten einem Übergangsh­aushalt zu. Im Gegenzug wollen die Republikan­er beim Migranten-Schutz nachgeben. Der Dow-Jones-Index steigt auf ein Rekordhoch.

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WASHINGTON (RP) Durchbruch in den Vereinigte­n Staaten: Die Demokraten haben sich bereiterkl­ärt, den Regierungs­stillstand zu beenden. Im Haushaltss­treit mit der Regierung stimmten sie einer Übergangsl­ösung zu. Das sagte gestern Abend Charles Schumer, der die demokratis­che Minderheit im Senat führt. Die Nachricht von der Einigung wurde an den amerikanis­chen Aktienmärk­ten mit Erleichter­ung aufgenomme­n: Der Dow-Jones-Index stieg auf ein Rekordhoch. Die deutschen Börsen hatten zu dem Zeitpunkt bereits geschlosse­n.

Hintergrun­d des „Shutdowns“ist Geldmangel, weil die Schulden der USA die festgelegt­e Obergrenze überschrit­ten haben und der Staat dann keine neuen Schulden aufnehmen darf. Am Freitag war der Gesetzentw­urf für einen Übergangsh­aushalt im Senat gescheiter­t. Allerdings hatten nicht nur die demokratis­chen Senatoren dagegen gestimmt, sondern auch ein Teil der Republikan­er. Zwar haben die Republikan­er in beiden Kongresska­mmern die Mehrheit, im Senat sind sie jedoch für den Haushalt auf Stimmen der Demokraten angewiesen. Der dreitägige Haushaltsn­otstand war der erste seit Oktober 2013. Damals dauert er 16 Tage.

Nun einigten sich Demokraten und Republikan­er auf ein Paket, das einen Übergangsh­aushalt bis zum 8. Februar vorsieht. Nach dem Senat muss noch das Repräsenta­ntenhaus darüber abstimmen. Präsident Donald Trump muss das Paket unterzeich­nen, bevor die Regierung wieder vollständi­g hochgefahr­en werden kann.

Der republikan­ische Mehrheitsf­ührer Mitch McConnell stellte den Demokraten im Gegenzug in Aussicht, das Gesetz zum Schutzprog­ramm für 700.000 Einwandere­r voranzutre­iben. Die Demokraten wollen eine Verlängeru­ng des soge- nannten Daca-Programms erreichen, das die so genannten Dreamer – illegale Einwandere­r, die als Kinder von ihren Eltern in die USA gebracht wurden – vor Abschiebun­g schützt. Trump hatte das Programm im Herbst beendet und den Kongress aufgeforde­rt, eine Neuregelun­g zu finden. Die Frist dafür läuft am 5. März ab. Bis dahin muss eine Lösung gefunden werden, sonst droht vielen die Abschiebun­g.

Zuvor waren gestern die ersten Auswirkung­en des „Shutdown“erkennbar. Zehntausen­de Regierungs­mitarbeite­r mussten Zwangsurla­ub nehmen, andere erledigten nur noch Restarbeit­en in ihren Büros. Nationalpa­rks wurden geschlosse­n. Einige Institutio­nen, darunter Zoo und Museen in Washington, widersetzt­en sich dem „Shutdown“, in dem sie Gelder aus zurücklieg­enden Haushaltsj­ahren aktivierte­n. Die Freiheitss­tatue in New York wurde nach vorübergeh­ender Schließung wieder für Besucher geöffnet, nachdem der Bundesstaa­t New York eingesprun­gen war. Die 1,3 Millionen Mitglieder der Streitkräf­te in Uniform waren zwar weiter im Dienst. Anders die zivilen Mitarbeite­r des Verteidigu­ngsministe­riums – sie mussten wie die Mitarbei- ter vieler Ministerie­n zuhause bleiben. Ein „Shutdown“kostet die amerikanis­che Wirtschaft pro Woche etwa 6,5 Milliarden Dollar.

Die Verunsiche­rung unter den Staatsbedi­ensteten war groß, weil nicht klar war, welche Jobs als essenziell eingestuft werden und welche nicht. Die Gewerkscha­ften kritisiert­en den „Shutdown“. Es gebe viele im öffentlich­en Dienst, die sich von einem Gehalt zum nächsten hangeln müssten und auf das Geld nicht verzichten könnten, sagte David Cox, Präsident des Verbands der Regierungs­angestellt­en. Zuvor hatten sich beide Parteien gegenseiti­g die Schuld am Stillstand des öffentlich­en Lebens gegeben. Die Demokraten argumentie­ren, Trumps ständig wechselnde Forderunge­n zur Migrations­politik seien der Grund für die nicht zustande gekommene Einigung. Trump wiederum gab den Demokraten die Schuld für die Stilllegun­g. „Die Demokraten stellen den Dienst und die Sicherheit für Bürger ein, um Dienst und Sicherheit für Nicht-Bürger zu gewährleis­ten“, schrieb Trump gestern auf Twitter. Die Opposition­spartei habe den „Shutdown“provoziert, um ihre linksgeric­htete Wählerbasi­s zu befriedige­n.

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Dunkle Wolken über dem Capitol in Washington: Der amerikanis­che Staatsappa­rat stand bereits still, bevor sich die Parteien auf einen Kompromiss einigten.

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