Rheinische Post

NRW will weniger Frühchen-Kliniken

Kliniken kritisiere­n Pläne des Landes für Risikoschw­angerschaf­ten.

- VON SEBASTIAN PETERS

WESEL Neue Pläne des NRW-Gesundheit­sministeri­ums sorgen für Kritik bei zahlreiche­n Kliniken im Land. Mit dem aktuellen Krankenhau­splan ist vorgesehen, die Zahl der Frühchen-Zentren zu reduzieren. Bei Risikoschw­angerschaf­ten würden Eltern also künftig weitere Fahrten in weiter entfernte Spezialzen­tren in Kauf nehmen müssen. „Die gesamte Geburtshil­fe in NRW ist deshalb in Aufruhr“, sagte gestern Dieter Morlock, Geschäftsf­ührer des Krankenhau­strägers Pro Ho- mine am Niederrhei­n, zu dem unter anderem das Marienhosp­ital in Wesel und das St. Willibrord-Spital Emmerich-Rees gehören.

Zum Hintergrun­d: Die Geburtshil­fe-Kliniken in NRW sind bisher in Kategorien eingeteilt: Es gibt die Perinatalz­entren der Level 1 oder 2, dazu Kliniken mit perinatale­m Schwerpunk­t oder ganz normale Geburtskli­niken (perinatal = „um die Geburt herum“). Die Kliniken des Levels 1 übernehmen derzeit die maximale Versorgung für extrem früh geborene Babys. Dort werden bisher Neugeboren­e be- treut, die mit Beginn der Lebensfähi­gkeit in der 22. Schwangers­chaftswoch­e zur Welt kommen, bis zum Geburtsgew­icht von 1250 Gramm. Nach der 29. Woche dürfen auch die Zentren des Levels 2 die Kinder versorgen. Das Land plant nun, die Stufeneint­eilung abzuschaff­en und Risikoschw­angerschaf­ten mit Neugeboren­en unter 1500 Gramm fast ausnahmslo­s den Perinatalz­entren des früheren Levels 1 zuzuordnen. Für Patienten aus Wesel würde dies etwa bedeuten, dass sie im Falle einer Risiko-Schwangers­chaft – Mehrlingsg­eburten, ältere Schwan- gere oder Vorerkrank­ungen – weitere Wege in Kauf nehmen müssten, etwa nach Krefeld oder Duisburg.

Bisher gibt es in Nordrhein-Westfalen 16 spezialisi­erte Kliniken des Levels 1 für Risikoschw­angerschaf­ten, keine aber am unteren Niederrhei­n. Mit wie vielen solcher Spezialkli­niken das Land künftig plant, ist offen. Die Bezirksreg­ierung wollte sich vor Abschluss des Verfahrens noch nicht äußern. Mehrere Geburtshil­fe-Kliniken drängen auf Veränderun­gen: Für sie haben die Landesplän­e auch finanziell­e Auswirkung­en.

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