Rheinische Post

Kerber müht sich ins Viertelfin­ale von Melbourne

- VON ANTJE REHSE

DÜSSELDORF/MELBOURNE Nach ihrer Energielei­stung im Achtelfina­le der Australian Open war Angelique Kerber einfach nur erleichter­t. „Sie hat unglaublic­h gespielt“, sagte die 30-Jährige über ihre Gegnerin SuWei Hsieh aus Taiwan: „Sie hat mich in jede Ecke geschickt.“Kerber stand kurz vor dem Aus. Im zweiten Satz lag sie 4:5, 0:15 zurück, konnte die teilweise spektakulä­re Partie aber noch drehen und verwandelt­e nach 2:08 Stunden ihren dritten Matchball zum 4:6, 7:5 und 6:2.

Hsieh, die im Turnierver­lauf Wimbledon-Siegerin Garbine Muguruza aus Spanien ausgeschal­tet hatte, verlangte der Kielerin alles ab. Die Nummer 88 der Tennis-Welt verteilte die Bälle klug, streute Stoppbälle ein und gab Kerber wenig Tempo, so dass diese ihr Konterspie­l nicht wie gewohnt aufziehen konnte. „Sie stand immer schon da, wo ich den Ball hingespiel­t habe“, sagte Kerber, die zwischenze­itlich innerlich zu kochen schien, am Ende aber kühlen Kopf behielt. „Je länger das Match ging, desto mehr habe ich gemerkt, dass ich mich auf meine Fitness verlassen konnte“, sagte Kerber bei Eurosport.

Doch wie lange reicht die Kraft? Kerber spielt seit Jahresbegi­nn ohne Pause durch. Beim Hopman Cup erreichte sie an der Seite von Alexander Zverev das Finale, danach gewann sie das WTA-Turnier von Sydney. Der Sieg gegen Hsieh war ihr 13. Erfolg in Serie. „Ich bin heute so viel gerannt wie in den letzten zwei oder drei Matches zusammen“, sagte Kerber, die nach dem Match für zwölf Minuten in die Eistonne stieg. Im Viertelfin­ale wartet nun eine völlig andere Aufgabe auf die 30-Jährige. Die US-Amerikaner­in Madison Keys setzt auf ihren starken Aufschlag und harte Grundschlä­ge, ist allerdings auch fehleranfä­llig. Lange Ballwechse­l sind am Mittwoch nicht zu erwarten.

Noch drei Siege trennen Kerber vom Titel beim ersten Grand-SlamTurnie­r des Jahres, das sie 2016 – damals völlig überrasche­nd – schon einmal gewann. Mit ihrem neuen Coach Wim Fissette hat sie schon jetzt viel erreicht. Und egal, wie lange die Kraft in Melbourne noch reicht: Kerber hat den Turnaround geschafft.

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