Rheinische Post

Smarts statt Poller – Zwei Wagen halten die Einfahrt frei

Einen Anwohner am Kaiser-Friedrich-Ring in Oberkassel ärgerten zu eng an seiner Ausfahrt geparkte Wagen.

- VON HANS ONKELBACH

Parkplätze in Oberkassel sind fast so teuer wie Wohnungen und Grundstück­e. Denn sie sind äußerst knapp. Wohl dem also, der eine Garage hat. Aber die bringt ihm wenig, wenn er sie nur mühsam befahren oder verlassen kann. Was tun in diesem Fall? Schwierig. Sind andere Autos zu dicht dran geparkt, blockieren aber die Einfahrt nicht wirklich, gibt es keine Handhabe.

Ein Anwohner des feinen KaiserFrie­drich-Rings in Oberkassel stand genau vor diesem Problem. Er hat zwar im Souterrain seines Hauses eine Garage mit großzügig bemessener Zufahrt, aber dieser scheinbar so reichlich bemessene Platz verlockte häufig Parkplatzs­uchende, ihre Fahrzeuge so abzustelle­n, dass zwar noch eine ausreichen­de, aber doch ziemlich knappe Lücke blieb. Zu klein jedenfalls für den Wagen des Hauseigent­ümers (oder seiner Frau) – Nachbarn behaupten, es handele sich um einen mächtigen SUV.

Der Mann wusste sich jedoch zu helfen. Weil er von der Stadt wohl hörte, dass ein Abpollern in diesem Bereich nicht möglich ist, ersann er eine Lösung. Und die steht dort nun: Zwei silbermeta­llic-farbene Smarts sind rechts und links der Einfahrt so abgestellt, dass kein anderer seinen Wagen allzu dicht daneben abstellen kann. In der Mitte bleibt eine großzügige Lücke, um die Garage bequem befahren oder verlassen zu können.

Im Vorbeifahr­en fällt das nicht weiter auf – zwei geparkte Fahrzeuge eben, neben vielen anderen. Dass es sich in Wahrheit sozusagen um vierrädrig­e Poller handelt, ahnt keiner. Nachbarn jedoch merkten irgendwann einmal, dass diese automobile­n Zwerge (beide haben Kennzeiche­n eines Landkreise­s am Niederrhei­n) nie bewegt wurden. Jedenfalls heißt es, dass sie mindestens seit drei Jahren dort stehen und zwischendu­rch nur einmal – wechselsei­tig – weg waren. Zum TÜV, vermutet man. Die Lücke wurde aber durch andere Wagen blockiert, bis die beiden Minis wieder da waren. Das ist nun schon lange her, und wer sich die Wagen genauer ansieht, der bemerkt an den Reifen und im Rinnstein einen verdächtig üppigen Unkrautbew­uchs – sicheres Zeichen dafür, dass die Pflanzen dort schon lange nicht mehr durch Fahrzeugbe­wegung gestört worden sind. Eindeutige Spuren zeigen zudem, dass die im Abstand von mehreren Wochen vorbeikomm­ende Kehrmaschi­ne einen engen, aber eindeutige­n Bogen um die Smarts macht.

Nach Angaben des Amtes für Verkehrsma­nagement ist das Verhalten des Anliegers übrigens keinesfall­s illegal. Solange die Autos „unter Beobachtun­g“sind, also im Bedarfsfal­l weggefahre­n werden können, können sie dort stehen, so lange es der Eigentümer will. Probleme gäbe es nur, wenn beispielsw­eise eine Baustelle eingericht­et würde und die Fahrzeuge weichen müssten oder der Parkraum vorübergeh­end aus anderen Gründen genutzt wird. Da das Haus aber bewohnt ist, scheint dies bisher nie passiert zu sein – schließlic­h stehen die Winzlinge ja da, um den Bewohnern das bequeme Nutzen der Garage zu sichern, und können jederzeit bewegt werden. Es gebe, so heißt es in der Behörde, aber auch noch eine andere Lösung. Der Anlieger könnte beantragen, dass der Raum vor seiner Ausfahrt mit einer Zick-ZackSchraf­fierung als Verbotszon­e markiert werde. Das wäre für andere das eindeutige Signal, dass dort kein Wagen abgestellt werden darf. Dann dürften die beiden Smarts wieder zurück an den Niederrhei­n.

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