Das neue Leben des Mister Matthias
Im August berichteten wir über den Düsseldorfer Matthias Eck, der in der Lotterie eine Greencard für die USA gewonnen hatte. Mittlerweile hat der 36-Jährige den großen Schritt gewagt – und lebt in Los Angeles.
Die Einreise in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten war unkomplizierter als befürchtet. Ecks Sorge, aufgrund der langen Zeiträume, die er sich in den vergangenen Jahren außerhalb der USA aufgehalten hatte, gar nicht erst einreisen zu dürfen, bewahrheitete sich nicht. Dabei spielte dem Deutschen das Wetter in die Karten. „An dem Tag, an dem ich in die USA flog, behinderten Unwetter den Flugverkehr“, erzählt er via Skype. „Es kam zu einem regelrechten Stau am Himmel.“Die Folge: Am Zielflughafen L.A. trafen sehr viele Flugzeuge kurz hintereinander ein. Eck geriet an einen völlig überarbeiteten Grenzbeamten. „Mister Matthias, was führt Sie in die USA?“, fragte der den Deutschen. Eck pokerte. „Ich lebe hier“, antwortete er - und wurde ohne weitere Fragen durchgewinkt.
Es war der Start für sein neues Leben. 2012 hatte Eck eine Greencard zugelost bekommen, seitdem träumte er vom Auswandern, wie er unserer Redaktion im Sommer erzählt hatte. Dreieinhalb Monate ist seine Ankunft in den USA mittlerweile her. Seitdem hat sich der Einwanderer selten am Strand von Santa Monica dem süßen Nichtstun hingegeben. Obwohl das Wetter dazu Gelegenheit böte. 20 bis 25 Grad, wolkenloser Himmel. Regen kennt man in L.A. so gut wie nicht.
Von der politischen Stimmung im Land hat der USA-Neuling bisher nicht viel mitbekommen. Er schaut kein Fernsehen, liest keine Zeitung. „Ich habe aber den Eindruck, dass Trump in Kalifornien kaum Anhänger hat.“Bisher bestimmen berufliche Dinge das neue Leben des „Mister Matthias“. In den ersten Wochen hat er wie zuletzt in Deutschland als Fahrrad-Kurier gearbeitet – für drei Unternehmen gleichzeitig. „Die Bedingungen für Fahrradkuriere in Los Angeles sind denkbar schlecht“, so seine Erfahrung. Dumpinglöhne von 3,50 Dollar pro Lieferung seien nichts Ungewöhnliches. „Wenn man die Konditionen in den USA kennt, wird einem klar, auf welch hohem Niveau Radkuriere in Deutschland klagen“, findet Eck.
Auch sei das Dasein für Radfahrer in der Autostadt Los Angeles gefährlich, wie er bereits selbst erfahren musste. „An einer Kreuzung in Downtown bin ich mit einem Radfahrer zusammen geknallt.“Das Ergebnis: eine große Platzwunde am Auge. Der Unfallverursacher, der eine rote Ampel ignoriert hatte, floh. Aber der Deutsche hatte Glück. Die Wunde wurde genäht und die Kosten dafür übernahm eine Art Notfall-Versicherung für Menschen mit geringem Einkommen.
Konnte Eck in Düsseldorf seinen Lebensunterhalt noch mit einem Halbtagsjob bestreiten, muss er in den USA sieben Tage in der Woche ran. „Das Leben hier ist unglaublich teuer“, sagt er. Mieten gehen bei 1500 Dollar los, WG-Zimmer ab 600 Dollar. Fazit: „2000 Dollar sind hier schon an der Armutsgrenze.“Eine eigene Wohnung hat Eck bisher nicht. Er schläft bei Freunden auf der Couch. „Etwas mehr Privatsphäre wäre schon angenehm“, sagt er.
Allein: Er kann sie sich momentan nicht leisten. Das könnte sich allerdings ändern, hat er doch Anfang Dezember einen Job in einem Architektur-Visualisierungsbüro angetreten. Als Fahrrad-Kurier arbeitet er seitdem nur noch am Wochenende. Trotz mancher Widrigkeit schätzt der Einwanderer sein neues Leben: „Die Vielfältigkeit in Los Angeles ist überwältigend“, sagt Eck. Los Angeles sei zwar nicht der Ort, an dem er in Rente gehen möchte, „aber für dieses Abenteuer kann ich mir kaum einen besseren Startpunkt vorstellen.“Mit einem umgebauten Van würde er die USA gerne in Zukunft erkunden. Das ist sein neuer Traum. Matthias Eck wird alles daran setzen, ihn zu realisieren. Jetzt, wo er weiß, dass Träume keine Träume bleiben müssen. Matthias Eck