Rheinische Post

Millionen-Betrug vor Gericht eingeräumt

48-Jähriger gesteht, sich teure Immobilien und Übernachtu­ngen in Nobelhotel­s ergaunert zu haben.

- VON WULF KANNEGIESS­ER

Er habe die „vage Hoffnung“gehabt, dass auf seinem Konto mal fünf- oder gar sechsstell­ige Überweisun­gen eingehen könnten. Nur lassen sich von der Hoffnung alleine keine Rechnungen in Nobelhotel­s bezahlen. Und drei Immobilien­käufe für insgesamt 3,3 Millionen Euro schon gar nicht.

Das hat ein mehrfach wegen Betruges vorbestraf­ter Ex-Unternehme­r und Flugkapitä­n (48) gestern vorm Landgerich­t eingeräumt. In allen 18 Anklagepun­kten „bekenne ich mich für schuldig“, erklärte er zum Auftakt des Betrugspro­zesses. Ein Urteil soll Mitte März folgen. Ei- gentlich schien das Leben des 48Jährigen gesichert. So habe er früher Hunderttau­sende Euro pro Jahr verdient, sei „jahrelang in den besten Hotel weltweit gewesen“, habe als Pilot den Vorstand des ThyssenKru­pp-Konzerns und prominente Gäste quer durch die Republik geflogen, darunter auch Alt-Bundeskanz­ler Helmut Schmidt. Doch als der 48-Jährige dann ins Management einer Mini-Airline umstieg und sich als Unternehme­r versuchte, sei er an schlechter Zahlungsmo­ral von Kunden und Gesellscha­ftern jäh gescheiter­t. Privat habe er sogar noch 100.000 Euro zugeschoss­en, die Insolvenz aber nicht abwenden können. Als sich 2015 dann auch noch seine Frau nach 17 Ehejahren von ihm getrennt, ihn „mit einem kleinen Täschchen“auf die Straße gesetzt habe, sei er halt in Hotels gezogen, obwohl er sich das längst nicht mehr leisten konnte. Fiel das in einer der Herbergen nach Wochen auf, zog er flugs ins nächste Hotel, residierte teils wochenlang in Nobel-Unterkünft­en, ohne je zu zahlen.

Fast 40.000 Euro Schaden habe er im Gastgewerb­e in Ratingen und Düsseldorf hinterlass­en. Zudem wollte er mit falschen Bankbelege­n drei Autos erschwinde­ln, was aber rundum misslang. Und doch hat er zusätzlich noch drei Immobilien für je eine Million Euro gekauft (ein Haus in Mühlheim, zwei Wohnungen in Düsseldorf) und laut Geständnis auch da mit gefälschte­n Bankbelege­n eine hohe Kaufkraft vorgetäusc­ht, sogar Innenarchi­tekten beauftragt und teure Möbel und eine Einbauküch­e geordert. Er habe „die Hoffnung halt nie aufgegeben“, dass seine früheren Geschäftsp­artner doch noch sein Konto auffüllen würden.

Das war laut Vorstrafen­register aber schon 2015 schief gegangen, als der Ex-Unternehme­r ein Haus in Meerbusch für eine Million Euro ergaunert hatte und zu zwei Jahren Bewährungs­strafe verurteilt worden war. Morgen geht sein Betrugspro­zess weiter.

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Der ehemalige Flugkapitä­n bekannte sich vor Gericht schuldig.

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