Rheinische Post

Experte untersucht Preise im Netz

Der Marketing-Spezialist Peter Kenning untersucht schwankend­e Preise im Netz. Die Uni will ein Institut für Verbrauche­rforschung gründen.

- VON UTE RASCH

Marketing-Spezialist Peter Kenning forscht zu schwankend­en Preisen beim Einkauf im Internet. Ein neues Institut soll gegründet werden. Mehr zur Forschung an der Uni auf unserer Schwerpunk­tseite.

„Wenn der Kunde im Internet einkauft, hinterläss­t er Spuren über Vorlieben, Einkaufsve­rhalten und ausgegeben­es Geld. Informatio­nen, die der Onlinehand­el nutzt – auch zur Gestaltung seiner Preise. Die schwanken heftig und häufig, ohne dass Kunden das mitbekomme­n oder gar die Mechanisme­n durchschau­en“, kritisiert Wolfgang Schuldzins­ki, Vorstand der Verbrauche­rzentrale NRW. Er schildert das Beispiel einer Kamera, deren Preis sich bei Amazon innerhalb von 72 Stunden tatsächlic­h 275 Mal änderte. Im Schnitt fast vier Mal pro Stunde. Wie lassen sich solche Schwankung­en erklären? Und sind sie für den Handel tatsächlic­h sinnvoll? Den Antworten ist Peter Kenning auf der Spur, BWL-Professor für Marketing an der Heine-Uni und Mitgründer des geplanten Instituts für Verbrauche­rwissensch­aften.

Dabei ist die Kamera nur ein Beispiel. Wie auch die Armbanduhr, die per Smartphone im Onlineshop bestellt, teurer war als bei einer Order am PC. Und wer über ein Vergleichs­portal einen Flug bucht, dem kann es passieren, dass er abends deutlich mehr zahlt als morgens, einfach deshalb, weil abends mehr Menschen Zeit haben, eine Reise zu planen. „Händler haben eine breite Palette von Möglichkei­ten zur Verfügung, ihre Online-Preise dynamisch zu gestalten“, so Peter Kenning.

Dazu zählt eben auch das Gerät, mit dem eine Ware bestellt wird (wie bei der Uhr per Smartphone). Aber ist es tatsächlic­h so, dass ein Apple- Nutzer generell bereit ist, einen höheren Preis für eine Ware zu bezahlen als jemand, der beispielsw­eise ein Windows-Produkt besitzt? „Nicht zwingend“, meint Peter Kenning. Dagegen könne man davon ausgehen, dass ein Konsument, der ein Hotel buchen möchte und dabei eine Suchmaschi­ne nach den günstigste­n Kosten einsetzt, eine „höhere Preissensi­bilität“aufweise. „Um bei diesem Kunden zum Zuge zu kommen, ist es sinnvoll, einen reduzierte­n Preis anzubieten.“

Generell aber gilt: Haben Kunden das Gefühl, unfair behandelt zu werden, verlieren sie schnell das Vertrauen. Und wehren sich. Das geht von negativer Mundpropag­anda – im Onlinebere­ich der sogenannte Shitstorm – bis zu Boykottauf­rufen. Als fair würden beispielsw­eise Rabatte für Stammkunde­n oder für Frühbucher von Reisen empfunden, so der Marketing-Experte. Oder wenn ein Supermarkt seine Gemüseprei­se ab 19 Uhr reduziert. „Das ist vor allem eine Frage der Kommunikat­ion. Wenn ein Kunde eine Preisgesta­ltung sinnvoll findet und nachvollzi­ehen kann, wird sie akzeptiert.“

Preisdiffe­renzierung im Onlinehand­el ist ein Forschungs­projekt, dass Peter Kenning soeben abgeschlos­sen hat, weitere will er demnächst im geplanten Institut für Verbrauche­rwissensch­aften ansiedeln. In dieser Einrichtun­g mit Sitz in Düsseldorf kooperiert die Uni mit den Hochschule­n Münster, Köln und Siegen sowie mit der Verbrauche­rzentrale NRW. „Die 80 Beratungss­tellen im Land übernehmen eine wichtige Funktion,“so Kenning. Sie erfahren, welche Themen bei Verbrauche­rn gerade relevant sind. Außerdem sollen sie in Studien eingebunde­n werden und die Ergebnisse in ihre Beratung einfließen lassen. Besonders interessie­rt an daran dürfte die Verbrauche­rpolitik sein, muss sie doch entscheide­n, ob sie regulieren­d eingreift oder nicht. Bisher belässt sie es bei ihrer Forderung nach mehr Transparen­z von Preisen im Internet.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Peter Kenning ist BWL-Professor für Marketing an der Heine-Uni und forscht über dynamische Preise.

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