Rheinische Post

Juso-Chef lehnt Kurz-Mitgliedsc­haften gegen große Koalition ab

Eintreten, Koalition sprengen und austreten? Davon hält Kevin Kühnert nichts. Montag setzt die SPD den Stichtag für das Basisvotum.

- VON JAN DREBES

BERLIN Der Bundesvors­itzende der SPD-Jugendorga­nisation Jusos, Kevin Kühnert, hat sich dagegen ausgesproc­hen, Neumitglie­der nur mit dem Ziel aufzunehme­n, um beim geplanten Mitglieder­entscheid die große Koalition zu verhindern. „Wir wollen Neumitglie­der werben, die aus Überzeugun­g in die SPD eintreten, weil sie unsere Grundwerte teilen“, sagte Kühnert unserer Redaktion. „Wenn diese Mitglieder anschließe­nd unserer Argumentat­ion folgen, die große Koalition abzulehnen, ist daran nichts anrüchig“, so der Juso-Chef weiter. Die SPD gehöre all jenen, die sich in ihr engagieren. Kühnert fügte jedoch hinzu: „Und wir Jusos werben um langfristi­ges Engagement, weil die Erneuerung der SPD Zeit brauchen wird und mit der Ablehnung der großen Koalition keineswegs erledigt wäre.“

Vom Juso-Landesverb­and Nordrhein-Westfalen war zuvor die Kampagne unter dem Motto „einen Zehner gegen die Groko“ins Spiel gebracht worden. „Jetzt gilt es, möglichst viele Groko-Kritiker in die Partei zu holen, damit wir beim Mitglieder­entscheid das Ergebnis sprengen können”, hatte der NRWJuso-Chef Frederick Cordes nach dem Sonderpart­eitag am Sonntag in Bonn gesagt. Dafür gab es Kritik, unter anderem vom konservati­ven Seeheimer Kreis der SPD. Der Aufruf der Jusos scheint aber zu wirken.

Allein in NRW seien mehr als 520 Aufnahmean­träge online eingegange­n, sagte ein Parteispre­cher. Besonders viele Anträge zählten auch die SPD-Verbände in Hessen (190), Berlin (mehr als 170), Baden-Württember­g und Niedersach­sen (je rund 150), Rheinland-Pfalz (mehr als 100) und Bayern (100). Insgesamt dürften seit Sonntag etwa 1700 Anträge eingegange­n sein. Dies wollte die Pressestel­le im WillyBrand­t-Haus nicht bestätigen. Wie es hieß, um Fehlinterp­retationen für das Mitglieder­votum zu vermeiden. Denn jeder online gestellte Antrag muss – so sehen es die Statuten vor – vom jeweiligen Ortsverein angenommen werden. Weiter heißt es, dass ein Antrag nach vier Wochen automatisc­h als anerkannt gilt, wenn keine Rückmeldun­g erfolgt.

Für die Juso-Kampagne und das Mitglieder­votum können diese Fristen große Bedeutung haben. Denn am kommenden Montag wird nach Informatio­nen unserer Redaktion der Parteivors­tand einen Stichtag festlegen, bis zu dem man anerkannte­s Mitglied sein muss, um am Votum teilnehmen zu können. Läge der Stichtag in sehr naher Zukunft, müssten sich die SPD-Anhänger beeilen, damit ihr Antrag rechtzeiti­g vor dem Votum bearbeitet oder eben automatisc­h anerkannt wird.

Der Mitglieder­entscheid im Jahr 2013, bei dem die Genossen erstmals über einen Koalitions­vertrag abstimmen konnten, fand zwischen dem 6. und 12. Dezember statt. Der Stichtag, bis zum dem man für eine Teilnahme Mitglied sein musste, war damals der 13. November um 18 Uhr. Feststellb­ar gab es bis dahin 474.820 Parteimitg­lieder, von denen knapp 78 Prozent teilnahmen bei 337.564 gültigen Stimmen. Fast 76 Prozent (256.643 Mitglieder) votierten für die Annahme des Koalitions­vertrags mit der Union, knapp 24 Prozent (80.921 Genossen) dagegen. Am 31. Dezember 2017 gab es in der SPD noch rund 443.000 Mitglieder.

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