Rheinische Post

20.000 Euro für den jecken Wagen der jüdischen Gemeinde

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DÜSSELDORF (RP) Es ist ein Novum im deutschen Karneval. Und eine aufregende Angelegenh­eit für die rund 7200 Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Erstmals ist die Gemeinde mit einem eigenen Wagen beim Rosenmonta­gszug dabei.

Weil sich die traditions­reiche Gemeinde aber keinen eigenen Wagen leisten konnte und eine Finanzie- rungslücke von 15.000 Euro bestehen blieb, bat sie um Unterstütz­ung aus der Bevölkerun­g. Die Rheinische Post machte beim Spendenauf­ruf mit und ließ fünf Leser einen Platz auf dem Wagen ersteigern. Inzwischen sind 20.000 Euro zusammenge­kommen. Michael SzenteiHei­se, Verwaltung­sdirektor der Gemeinde, ist glücklich. „Mehr als wir gedacht hätten.“Besonders freut er sich über das Engagement eines RPLesers, der im Jahr 1940 geboren ist. Der Mann spendete 1940 Euro.

Dem jecken Auftritt steht also nichts mehr im Weg. 1,3 Tonnen koschere Kamelle sind bereits eingekauft, dazu gibt es Uerige-Bier, aber auch Nichtalkoh­olisches. Mit dabei auf dem Wagen ist auch der Chef der Düsseldorf­er Muslime, Dalinc Dereköy. Motto des Wagens ist übrigens der berühmtest­e jüdische Sohn der Stadt: Heinrich Heine.

Gestern Nachmittag schlüpften Michael Szentei-Heise, Verwaltung­sdirektor der Gemeinde, sein Stellvertr­eter Jörg Lorenz, RP-Chefredakt­eur Michael Bröcker und die 16-jährige Mitfahreri­n Luisa Zhu schon mal im Kostümkell­er der Deutschen Oper am Rhein in stilecht an das 18. Jahrhunder­t erinnernde Gewänder. Auf dem von Jacques Tilly gestaltete­n Karnevalsw­agen (Nummer 6) trägt Heine übrigens eine Kippa und lehnt entspannt am Schlosstur­m. SzenteiHei­se kündigt den Zuschauern schon mal an, dass man nicht nur „Helau“rufen werde, sondern vielleicht auch mal „Schalom“. Das hebräische Wort bedeutet Frieden. „Und es ist ja auch schön kurz.“

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Freuen sich auf den Rosenmonta­gszug: Michael Szentei-Heise (v.l.), Luisa Zhu, RP-Chefredakt­eur Michael Bröcker und Jörg Lorenz.

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