Rheinische Post

Zusammen stark

Die Schützen in Bilk wollen sich breiteren Gesellscha­ftsschicht­en öffnen und das Image des ewigen Feier-Vereins ablegen.

- VON MARC INGEL

BILK Rene Krombholz ist Schütze durch und durch und wird nicht müde, herauszust­ellen, dass der Schützenve­rein weit mehr zu bieten hat, als das, was viele noch immer mit Brauchtum verbinden: Trinken, Feiern, Marschmusi­k. Dazu hat er in seiner Funktion als für die Öffentlich­keitsarbei­t zuständige­s Mitglied im St. Sebastianu­s Schützenve­rein Bilk auch immer wieder die Gelegenhei­t zu. Doch das reicht nicht, um den Mitglieder­schwund (mit gut 600 Mitglieder­n zählt der Verein immer noch zu den größten in Düsseldorf, vor 25 Jahren waren es aber mehr als doppelt so viel) aufzuhalte­n. Die Bilker Schützen mit ihrem 1. Chef Ulrich Müller an der Spitze haben sich daher so ihr Gedanken gemacht, was zu tun ist, um den Trend umzukehren – und dabei so einige Bereiche entdeckt, die es lohnt, zu beackern. Solidargem­einschaft „Wir müssen deutlich machen, dass der Schützenve­rein nicht nur intern wirkt, sondern für den gesamten Stadtteil aktiv ist“, sagt Krombholz. Vor allem das soziale Engagement, das die Bilker Schützen zeigen, wird zu wenig gewürdigt. Die Unterstütz­ung von Aktionen wie Sterntaler oder „Gemeinsam gegen Kälte“sind dabei ebenso zu nennen wie die Organisati­on von Sommerfest­en und Adventsfei­ern in Seniorenhe­imen oder Besuchen in der Kinderkreb­sklinik. Am besten definiert das noch relativ neue Konzept „Zosame“diesen Willen, als Solidargem­einschaft zu wirken, Werte zu vermitteln, für Schwächere einzustehe­n, aber eben mit allen Menschen im Stadtteil gemeinsam. Die Bilker Schützen haben sich den Begriff „Zosame“als Markenzeic­hen sogar beim Patentamt schützen lassen. „Das Feedback nach außen ist sehr positiv, intern wird es jedoch auch kritisch gesehen. Aber auch dafür stehen wir: Man muss auch Respekt vor anderen Meinungen haben“, erklärt Krombholz. Heimatgeda­nke Dem Bewahren von Traditione­n haftet nichts Verstaubte­s an, wenn man es nur anschaulic­h vermittelt, meint das Mitglied der 3. Grenadier Kompanie. Dazu zählt nicht zuletzt die Sprache, das Platt, weshalb die Bilker Schützen die Mundartsch­ule Pittermann­s Scholl gegründet haben, die sich regen Zulaufs erfreut. Nachwuchs Natürlich leidet auch der Schützenve­rein in Bilk unter Nachwuchss­orgen und ist entspreche­nd überaltert. Was aber nicht heißt, dass man nicht ausreichen­d Angebote macht. „Es ist schwierig, die junge Generation zu erreichen, auch die Vorbehalte aus dem Elternhaus abzubauen. Mitgliedsc­haften werden zumeist in der Familie nach unten vererbt“, sagt Krombolz. Die Jungschütz­en treten als separate Gemeinscha­ft auf, die beim Schützenfe­st an einem Abend auch ein eigenes Programm auf die Beine stellen. Das kommt gut an. Mit anderen (kostenlose­n) Aktivitäte­n – DEG-Be- suche, Eislaufen, Übernachtu­ngscamps – tut der Verein sich schwer. „Die Eltern haben keine Lust, ihre Kinder zu bringen und abzuholen“, berichtet Krombholz. Es ist halt nicht so einfach. Mehr Mitglieder verspricht auf jeden Fall eine andere Entscheidu­ng: Der Verein hat sich im vergangene­n Jahr Frauen gegenüber geöffnet. Profession­alität „Wir streben an, uns wie ein echter Großstadtv­erein aufzustell­en“, sagt Krombolz selbstbewu­sst. Dazu zählt, nicht nur die kleinen Geschäftsl­eute als Sponsoren zu gewinnen, „die selbstver- Veranstalt­ungen Man muss auch mal anerkennen, wenn etwas vorbei ist – wie Rock in Bilk. Jahrelang war die Livemusik-Party zum Auftakt des Schützenfe­stes ein Pflichtter­min für Bilk und darüber hinaus. „Das Publikum ist aber mit der Veranstalt­ung gealtert. Gute Bands sind zudem immer schwerer zu bekommen und dann zu teuer. Unsere Ausgaben für Sicherheit und Lärmschutz sind aber weiter gestiegen“, sagt der Vereinsspr­echer. Mit Bilk Live wurde das Konzept auf den Kopf gestellt, zuletzt stand Partymusik im Vordergrun­d, „prinzipiel­l ist aber alles denkbar, auch mal wieder Rock“. Am 15. Juni sind in diesem Jahr jedenfalls die Spider Murphy Gang und ein Falco-Double im Bilker Schützenze­lt zu Gast.

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Die Gesellscha­ft Fünfte Schützen hat sich als erste Kompanie in Bilk Frauen gegenüber geöffnet.
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Rene Krombholz macht sich Gedanken über das Schützenwe­sen.

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