Rheinische Post

Vom Torhüter zum Vertriebs-Coach

Lars Leese hat eine ungewöhnli­che Karriere. Als Spätberufe­ner wurde er Profifußba­ller in der britischen Premier-League, beim 1. FC Köln, in Leverkusen und Gladbach. Heute bringt er diese Erfahrunge­n den Mitarbeite­rn der Targobank nahe.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Lebensläuf­e sollen möglichst gradlinig sein. Schule, Ausbildung, Job. Bei Lars Leese lief das etwas anders. Als Jugendlich­er spielte er leidenscha­ftlich für Fortuna Köln, später für den 1. FC Köln. Alles lief geradeaus auf eine Karriere als FußballPro­fi hin. Doch dann, im Alter von 16 Jahren, in der Regel die entscheide­nde Phase im Leben eines angehenden Profifußba­llers, entschied der heute 48-Jährige sich um. Dabei war er bereits Torwart in der Jugendnati­onalmannsc­haft.

„Das Fußballspi­elen war mir damals zu stressig“, erinnert sich Leese. Er entschied sich für eine klassische Karriere: Er machte eine Ausbildung zum Groß- und Einzelhand­elskaufman­n in einem Autohaus. Nach der Lehre blieb Leese beim Ausbildung­sbetrieb. Alles eigentlich ganz unspektaku­lär. Parallel spielte Leese weiter in einer Thekenmann­schaft.

Bis zur Saison 1996/1997. Da wurde aus dem früheren Kaufmannsl­ehrling doch noch ein Fußball-Profi. Für ein Jahr wurde Leese dritter Torhüter bei Bayer 04 Leverkusen – kam allerdings nie bei einem Spiel zum Einsatz. Der große Sprung aber gelang kurz vor der Jahrtausen­dwende: Lars Leese wurde erster Torwart beim Verein FC Barnsley in der britischen Premier League. Seine Sternstund­e hatte er im legendären Stadion in Liverpool. Barnsley galt als krasser Außenseite­r gegen den Gastgeber, hatte vorher zweimal haushoch gegen andere Mannschaft­en verloren. „Völlig überrasche­nd gewannen wir mit 1:0. Ich habe mit vielen Fußballern gesprochen, die sagen, dass so etwas ein Traum-Erlebnis ist“, sagt Leese.

Später ging es zurück nach Deutschlan­d, erst von 2001 bis 2003 zu Borussia Mönchengla­dbach, dann zum 1. FC Köln. 2005 endete Leeses Fußballkar­riere. Wegen seines ungewöhnli­chen Lebenslauf­s schrieb Ronald Reng eine Biografie über ihn mit dem Titel „Der Traumhüter: Die unglaublic­he Geschichte eines Torwarts“. Das Buch schaffte es auf Anhieb auf Platz zwei der Spiegel-Bestseller­liste. Darin ging es auch um Motivation­sseminare, die Leese anbietet. Darin überträgt der Ex-Torwart seine Erfahrunge­n aus dem Fußball auf das Wirtschaft­sleben. „Alle reden von der Kommerzial­isierung des Fußballs, Tatsache ist aber auch, dass die Wirtschaft viel vom Fußball übernommen hat“, sagt Leese. So würden heute viel mehr gecoacht, antrainier­t, geplant und eingeübt, wenn es um den Vertrieb gehe. Ganz so wie beim Fußball. Zwischendu­rch erwarb Leese noch eine Bundesliga-Trainerliz­enz und arbeitete als Coach in der Regionalli­ga. Auch diese Erfahrunge­n bringt er seitdem in seine Motivation­svorträge ein.

Bei einer Auftragsve­ranstaltun­g für die Düsseldorf­er Targobank wurde ein Bankvorsta­nd auf ihn aufmerksam. Daraus wurde ein fester Job. Seit dem Jahr 2015 arbeitet Leese als festangest­ellter Trainer für das Kreditinst­itut, das seinen Sitz an der Kasernenst­raße hat.

Vier Elemente machen für Leese gute Verkäufer aus. „Erstens müssen Verkäufer authentisc­h bleiben“, sagt Leese. Zweitens bräuchten sie auch eine „Terriermen­talität“und müssten beim Kunden häufiger nachfassen. „Rhetorik ist ebenfalls extrem wichtig“, so der Trainer. Am wichtigste­n aber: „Die Verkäufer müssen aufhören, für den Kunden mitzudenke­n, sondern offen bleiben“, sagt Leese. Das sei einer der häufigsten Vertriebsf­ehler.

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Lars Leese (48) schult heute unter anderem Autoverkäu­fer in Sachen Vertrieb für die Autobank-Tochter der Düsseldorf­er Targobank.

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