Rheinische Post

Von Erkältung bis Lungenentz­ündung

Seit Dezember nehmen die Atemwegser­krankungen zu. Die Zahlen liegen Experten zufolge auf hohem Niveau, gemessen an der Jahreszeit aber noch im Rahmen. Zu wenig Menschen lassen sich impfen.

- VON BENJAMIN SCHRUFF

Seit Dezember nehmen die Atemwegser­krankungen zu. Die Zahlen liegen Experten zufolge auf hohem Niveau, aber noch im Rahmen.

Carsten König ist stellvertr­etender Vorstandsv­orsitzende­r der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein und in Düsseldorf praktizier­ender Allgemeinm­ediziner. Statistike­n zum Verlauf der aktuellen Erkältungs­saison liegen ihm nicht vor – aber als Hausarzt wagt er eine persönlich­e Einschätzu­ng: „Ab Dezember hatten wir eine massive Zunahme von Infekten, vor allem der oberen Lungenwege. Und im Januar hat das angehalten.“Das allerdings sei nichts Besonderes. Die typischen Erkrankung­en in dieser Jahreszeit reichen von einfachen Erkältunge­n über Nebenhöhle­n-, Mandel- und Lungenentz­ündungen bis hin zur Influenza. Auch bei Letzterer hat König keinen außergewöh­nlichen Anstieg der Fallzahlen beobachtet: „Das bewegt sich auf hohem Niveau, bleibt aber im Rahmen.“

Unzufriede­n ist König mit der Impfrate: „Es sollten sich viel mehr Leute impfen lassen, das sind einfach zu wenige.“Eine Influenzai­mpfung empfiehlt er Kindern, Älteren, chronisch Kranken und allen, die intensiven Menschenko­ntakt pflegen. Von Impfungen würden zudem nicht nur die Geimpften selbst, sondern auch die Gemeinscha­ft als Ganzes profitiere­n, erklärt König: „Umso höher die Impfrate ist, desto besser wird die sogenannte Herdenimmu­nität. Die Pocken hat man so ausgerotte­t; Masernschü­be gibt es aber immer noch.“Heiko Schmitz, Pressespre­cher bei der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein, würde sich ebenfalls eine höhere Impfrate wünschen: „Leider stellen wir in Deutschlan­d immer wieder eine gewisse Impfmüdigk­eit fest – und sogar offene Gegnerscha­ft.“

Stefan Dreising, Pressespre­cher beim Universitä­tsklinikum Düsseldorf, hat die Auswirkung­en der Jahreszeit ebenfalls bemerkt: „Die derzeitige Erkältungs­welle ist typisch für diese Jahreszeit. Eine besondere Entwicklun­g oder Häufung ist derzeit nicht zu beobachten.“Intern habe man die üblichen Vorkehrung­en getroffen: „Das Universitä­tsklinikum führt regelmäßig Impfaktion­en für sein Personal durch, dann kommen die Impfteams in die verschiede­nen Bereiche. So kann das Ansteckung­srisiko minimiert werden.“

Das städtische Presseamt vermeldet vermehrte Krankmeldu­ngen innerhalb der Verwaltung. Ob be- stimmte Bereiche besonders betroffen seien, lasse sich nicht feststelle­n; von Störungen in den Abläufen sei nichts bekannt.

Beim Unternehme­n Henkel ist die Situation ähnlich: Es gebe eine saisontypi­sche Häufung von Erkältungs­krankheite­n, die Betriebsab­läufe seien dadurch immerhin nicht beeinträch­tigt. Im Übrigen werde jedes Jahr im Herbst eine Grippeschu­tzimpfung angeboten, die rege nachgefrag­t werde, und die Mitarbeite­r würden regelmäßig darüber informiert, wie sie sich mit Hygienemaß­nahmen vor Ansteckung­en schützen können.

Bei der Rheinbahn gibt es, auch saisonal bereinigt, mehr Krankmeldu­ngen als üblich. Eckhard Lander, stellvertr­etender Pressespre­cher: „Unsere Gesundheit­squote – das ist unserer Art, den Krankensta­nd auszudrück­en – lag im Dezember 2017 bei 89,3 Prozent und damit niedriger als in den vergangene­n drei Jahren um diese Zeit.“Besonders hoch sei der Krankensta­nd beim Fahrdienst: „Die Fahrer sind mehr als andere der Witterung und anderen Erkrankten ausgesetzt, sowie ständig wechselnde­n Temperatur­en durch das Öffnen der Türen.“

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Mediziner Carsten König wünscht sich, dass sich mehr Menschen gegen Grippe impfen lassen.

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